Riddle Manor

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Es hatte in der Tat nicht mehr lange gedauert, bis grüne Flammen im Kamin aufgelodert hatten und die Familie Malfoy, gefolgt von den Lestrange Brüdern heraus und in das kleine gemütliche Kaminzimmer getreten waren. Harry hatte Tom's Anhänger zusammen mit diesem in Empfang genommen, nachdem der Gryffindor eine Führung durch das Riddle Manor bekommen hatte.
Er hatte sich das Anwesen von Voldemort wirklich nicht so hell und freundlich vorgestellt. Alle Zimmer waren stilvoll eingerichtet. Alles zeugte von edler Herkunft und erlesenem Geschmack. Allerdings war es nicht zu übersehen, dass das Herrenhaus einem Slytherin gehörte, denn die dominierenden Farben in fast jedem Raum waren grün und silber kombiniert mit mal hellen oder dunklen Möbeln. Geschmackvolle Gemälde, allerdings ohne Personen, zierten die Wände und überall fanden sich Schlangensymbole wieder.
Trotzdem fühlte sich der Löwe überraschenderweise sofort wohl. Warum das allerdings so war, war im schleierhaft. Aus der Bibliothek hatte ihn der Lord nur mit Mühe wieder herausbekommen. Aber Harry hatte einfach nicht aufhören können mit vor Begeisterung funkelnden Augen durch den gewaltigen Raum zu laufen, denn anscheinend standen nicht nur die Schutzmauern denen von Hogwarts in nichts nach, sondern auch die Bibliothek. Deckenhohe Regale vollgestellt mit unzähligen Büchern, die nochmal durch zwei Ebenen unterbrochen wurden und auf die man durch schmale Treppen gelangte, dominierten den Raum. Es gab verschiedene bequem eingerichtete Leseecken und drei Kronleuchter würden den Raum in angenehm warmes Licht tauchen, sobald das große Fenster nicht mehr ausreichen würde. Doch Tom wollte ihm noch sein neues Zimmer zeigen, bevor die anderen eintreffen würden und so hatten sie den wahr gewordenen Traum einer gigantischen privaten Bibliothek wieder Seite an Seite verlassen.
Sie betraten den rechten Flügel des Herrenhauses, mit Lord Voldemorts privaten Räumen. Da diese alle sehr groß waren gab es nur einen gemütlichen Salon in dem sie zusammen ihre Mahlzeiten einnehmen würden, wenn sie alleine oder nur Personen des inneren Kreises anwesend waren. Ein Kaminzimmer, Tom's Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer und das gleiche Schlafzimmer mit Badezimmer noch mal, direkt gegenüber von dem des Dunklen Lords. In diesem riesigen Schlafzimmer stand er nun und wischte sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. Tom stand währenddessen hinter dem 16-Jährigen und freute sich still darüber, das Narcissa wohl den Geschmack seines Gefährten getroffen hatte. Er hatte die einzige weibliche Person aus seinem inneren Kreis vor ungefähr zwei Wochen darum gebeten, sich diesem Zimmer anzunehmen und es geschmackvoll in warmen Farbtönen gehalten, einzurichten. Hatte jedoch mit keiner Silbe erwähnt, warum er dies verlangte und Narcissa war so schlau gewesen auch nicht nachzufragen. Nun erstrahlte der ganze Raum in verschiedenen rot, weiß, gold und Beigetönen. Eine Wandseite wurde fast gänzlich von einem Himmelbett in Beschlag genommen, auf dem große Kissen und Decken, mit dunkelroter Seidenbettwäsche bezogen, lagen. Große bodentiefe Fenster tauchten das Schlafzimmer in helles Licht. In einer Ecke gab es ein bereits leicht bestücktes Bücherregal mit einem Schreibtisch davor und eine Couch mit Sitzkissen und Tisch luden ein es sich mit einem dieser Bücher darauf bequem zu machen. An einer weiteren Wand entdeckte er einen Kleiderschrank, der neben einer Tür stand, die laut dem Lord in das Badezimmer führte. Weiche Teppiche lagen auf dem Boden und auch hier hing ein Kronleuchter von der Decke. Es war einfach perfekt. Sein erstes eigenes Reich in dem er sich wirklich wohl fühlen konnte, sein erstes richtiges Zimmer und das ausgerechnet auf Riddle Manor. Da musste er erst zu seinem 'Feind' überlaufen, denn so wie sich alles in kürzester Zeit entwickelt hatte, war er nun wohl, zwar nicht ganz freiwillig, auf der Seite des Dunklen Lords, um ein tolles eigenes Schlafzimmer zu bekommen, um geheilt zu werden und um die Wahrheit zu erfahren. Es sah wohl ganz danach aus, als wäre die dunkle Seite, die Seite, die ihn besser behandeln würde... die Seite, zu der nun auch der- Junge- der- lebt gehören würde, die Seite, auf der er eine Chance auf eine Zukunft ohne Schmerz bekommen könnte.
Harry hatte die Augen geschlossen und genoss einfach den Moment.
Warum sollte er freiwillig für Menschen in den Tod gehen, wenn es doch nicht notwendig war und die nie etwas für ihn getan und geholfen hatten egal wie beschissen es ihm ging, warum sollte er sich für eine Seite opfern, die ihn bis jetzt nur belogen hatte... er wünschte sich so sehr etwas Glück in seinem Leben und wenn das bedeuten würde, die Seiten wechseln zu müssen, warum nicht?! Er hatte in den letzten Stunden mehr gelacht und Freudestränen vergossen, sich beschützter gefühlt und mehr über sich und die Welt um ihn herum erfahren, als in den gesamten letzten 16 Jahren zusammen. Es würde sich jetzt wohl wirklich so einiges ändern und auch wenn er es noch nicht laut aussprechen würde, hatte er für sich bereits eine Entscheidung getroffen.
Harry hatte sich nach schier endlos langen Minuten zum Älteren umgedreht, diesen angelächelt und sich bedankt. Ein Dankeschön aus tiefstem Herzen, für alles. Tom hatte leicht gelächelt, mit ihm zusammen das Schlafzimmer wieder verlassen und nun standen sie vor ihren Gästen im Kaminzimmer.
Die Anhänger des Lords verbeugten sich respektvoll vor ihrem Gebieter und begrüßten ihn und Harry freundlich, bevor sie sich zusammen auf den Weg in den angrenzenden Salon machten. Dort angekommen ließ sich der Junge Gryffindor auf dem Platz neben Tom nieder, der sich selbstverständlich an die Stirnseite der Tafel gesetzt hatte und die anderen verteilten sich auf die restlichen freien Plätze. Der Jüngste am Tisch lauschte den aufkommenden Diskussionen über Politik zwischen Lucius, Rabastan, Rodolphus und Tom, bei denen es anscheinend hauptsächlich um die bevorstehende Ministeriumsübernahme ging, während er sich immer wieder neue Köstlichkeiten auf den Teller lud. Tom schmunzelte immer wieder leicht, als er Harry aus dem Augenwinkel so beobachtete... anscheinend machte den Gesprächen der Erwachsenen lauschen hungrig. Und dieser Umstand freute ihn in der Tat. Da es nichts gab was er seinem Seelengefährten verheimlichen wollte, störte es ihn auch keinesfalls, wenn er solche Gespräche mit bekam, er fand es sogar gut, denn so konnte sich der Junge eine eigene Meinung bilden.
Rabastan und Narcissa verwickelten ihn außerdem ebenfalls immer wieder in unverfängliche Gespräche und nahmen ihm so etwas von seiner Unsicherheit.
Sogar Draco Malfoy schluckte seinen Stolz hinunter und schon bald unterhielten sich die beiden Jugendlichen ausgelassen über ihr gemeinsames Hobby, Quidditch. Die ganze Situation war so surreal. Harry ließ immer wieder seinen Blick über die Anwesenden schweifen und blieb des Öfteren an dem dunklen Mal auf Rabastans Unterarm hängen, welches durch den hochgekrempelten Stoff des Hemdes gut sichtbar war. Der Goldjunge Dumbledores und Retter der magischen Welt saß zwischen Todessern, beteiligte sich an Gesprächen und erfuhr so zum Beispiel auch, dass der Lord wohl vorhatte Minister Fudge durch Rodolphus Lestrange zu ersetzen. Nachdem sie alle ihre Nachspeise verputzt hatten, verlagerten sie ihr Beisammensein zurück in das gemütliche Kaminzimmer und auch Nagini gesellte sich zu ihnen, rollte sich vor dem Kamin zusammen und döste so vor sich hin. Doch irgendwann im Laufe des Abends kippte Harrys Stimmung leicht, er wurde immer ruhiger und in seinen Augen spiegelte sich Trauer und Schmerz, der allerdings nichts mit seinem körperlichen Befinden zu tun hatte. Diese Veränderung blieb auch den Erwachsenen nicht verborgen und so verstummten nacheinander die Gespräche langsam. Tom betrachtete seinen jungen Gefährten eingehend und holte ihn mit seiner sanften ruhigen Stimme in die Gegenwart zurück.
„ Harry... was ist denn? Was bedrückt dich?"
Der Gryffindor atmete tief durch und realisierte erst jetzt so wirklich, dass ihm wohl die Aufmerksamkeit aller galt. Leise antwortete er auf die Frage des Lords, „.. ich fühle mich irgendwie verraten und ich weiß nicht mehr wer wirklich zu mir steht und wer mir nur all die Jahre was vorgespielt hat. Mein ganzes bisheriges Leben war anscheinend eine einzige große Lüge. Und.... naja... nach Hogwarts werde ich jetzt wohl auch nicht mehr können.. "
Es war Rodolphus, der sich räusperte, einen kurzen Blick zu seinem Lord warf und auf das kaum wahrnehmbare nicken von diesem antwortete, „ wenn die Übernahme des Ministeriums vor dem 1. September abgeschlossen ist, wonach es derzeit aussieht, kannst du rechtzeitig zum Schulbeginn zurück nach Hogwarts Harry. Wir planen einige Veränderungen für die Schule... durch meinen Posten als Minister kann ich diese unverzüglich in die Wege leiten und unauffällig Vorkehrungen für deine Sicherheit dort treffen. Denn natürlich müssen wir uns dann Gedanken darüber machen wie wir dir diese garantieren können, denn bis Schulbeginn wird es uns, so leid mir das tut, noch nicht gelungen sein Dumbledore seines Postens enthoben zu haben. Darüber musst du dir im Klaren sein Harry, wenn du wirklich zurück an die Schule möchtest."
Der Junge war überrascht und sah von Rodolphus zu Tom, „... ich dürfte tatsächlich wieder zur Schule?"
Der Riddle nickte und trank einen Schluck aus seinem Weinglas.
„Lieber wäre es mir zwar, wenn du einen auf dich abgestimmten Privatunterricht akzeptieren würdest, aber wenn du wirklich nach Hogwarts möchtest habe ich nichts dagegen mein kleiner Gryffindor. Allerdings musst du auch die Veränderungen und Vorsichtsmaßnahmen akzeptieren. Rodolphus hat recht. Die rechtzeitige Übernahme wird kein Problem darstellen, aber den alten Kauz aus dem Weg zu schaffen wird nicht ganz so einfach. Was deine Freunde anbelangt... wirst du wohl selber herausfinden müssen, wer wirklich zu dir steht Harry."
Tom wurde unterbrochen, als plötzlich grüne Flammen im Kamin loderten und ein müde wirkender Tränkemeister vorsichtig heraus trat um Voldemorts Schlange nicht in die Quere zu kommen.
Severus beäugte das Tier misstrauisch und machte einen doch recht großen Bogen um Nagini, nur um sich danach in einen freien Sessel fallen zu lassen und nach dem ihm gereichten Whiskyglas zu greifen. Es war kein wirkliches Geheimnis, dass die Kerkerfledermaus und Hauslehrer der Schlangen eigentlich Angst vor diesen Geschöpfen hatte und ihnen lieber aus dem Weg ging.
„Habe ich etwas verpasst?", fragte der Professor für Tränke nachdem er einen großen Schluck aus dem Glas genommen hatte.
„Nur das gemeinsame Abendessen und interessante Gespräche..", kam es etwas zerknirscht von Tom.
„Ich hoffe du hast einen guten Grund erst jetzt aufzutauchen. Ist etwas interessantes passiert?"
„Der Orden sucht weiter fieberhaft nach Potter... ", Snape hielt plötzlich inne, als er den böse funkelnden Blick aus roten Augen seines Lords auf sich spürte und verbesserte sich sofort leise, „.. sucht weiter fieberhaft nach eurem Gefährten Mylord. Drei der Ordensmitglieder haben sich nun selbstständig auf die Suche begeben. Der Werwolf, sowie der jüngste und zweitälteste Sohn der Weasley Familie und das alte Suppenhuhn wird immer nervöser."
Harry blickte überrascht zu seinem Professor, „... Remus... Und die anderen suchen nach mir..?!"

Tom schreckte plötzlich hoch und saß kerzengerade im Bett.
Blickte sich verwirrt um, da hatte doch jemand geschrien! Harry...! Sofort sprang er aus dem Bett, zog sich einen schwarzen Seidenmantel über, stürmte aus seinem Zimmer und betrat leise das gegenüberliegende Schlafzimmer um den Jungen nicht zu erschrecken.
Leise lief er zum Bett, in dem er seinen Gefährten vermutete, brauchte allerdings etwas bis er ihn zwischen all den Decken und Kissen fand. Doch da lag er, in sich zusammengerollt und hatte anscheinend gerade einen ziemlich schlimmen Alptraum. Der Jüngere zitterte und wimmerte, stöhnte zwischendurch leicht und der Lord meinte sogar ein Schluchzen zu hören. Was sollte er tun? Kein Wunder, dass er von Albträumen heimgesucht wurde, bei dem was er alles bereits in seinem jungen Leben durchmachen musste... woran er ja auch nicht ganz unbeteiligt war. Zum Aufstehen war es allerdings noch etwas zu früh, der Junge brauchte unbedingt seinen Schlaf, damit sich sein Körper wieder regenerieren konnte, ihn aber wie ein Häufchen Elend einfach so da liegen zu lassen war auch keine Option. Tom seufzte leise, immer noch etwas unschlüssig was er nun machen sollte, fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare und fasste schließlich einen Entschluss. Schlimmer würde er es schon nicht machen. Und so legte er sich einfach, mit einer etwas aufrechteren Position, auf das Bett. So dass sein Körper leicht den Rücken des zitternden Jungen berührte, strich ihm sanft durch das leicht nasse Haar während er beruhigende Worte murmelte. Kalter Schweiß stand dem Gryffindor auf der Stirn. Tom wirkte noch schnell einen Trockenzauber auf Harry und die Laken, bevor er eines seiner Bücher zu sich rief, welche er Narzissa für den Jungen gegeben hatte, den Raum um das aufgeschlagene Buch etwas erhellte und dann anfing zu lesen.
Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sich sein Seelengefährte beruhigte. Zuerst wurde das Wimmern immer leiser und auch die anderen Geräusche die er von sich gab verstummten. Kurze Zeit später hörte auch das Zittern auf und die Atmung normalisierte sich wieder.
Tom lächelte und strich seinem Kleinen wieder leicht durch die verstrubbelten schwarzen Haare.
Anscheinend hatte er endlich einen erholsamen Schlaf gefunden. Der dunkle Lord betrachtete seinen nun friedlich schlafenden Gefährten und hielt plötzlich den Atem an als dieser sich immer noch schlafend etwas streckte, sich schließlich umdrehte und sich leicht an den Lord schmiegte.
Hoffentlich würde sich nicht bewahrheiten was er vermutete... obwohl die Erinnerung, welche Harry versucht hatte ihm nicht zu zeigen, fast keinen anderen Schluss zu ließ. Er kochte innerlich vor Wut bei dem Gedanken das tatsächlich jemand seinen Gefährten auf diese Art auch noch verletzt hatte. Bald würde er Gewissheit darüber haben...

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