20. Kapitel

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Vor einem Kampf warnte die Prophezeiung wohl wirklich nicht, zumindest nicht direkt. Da hatte Rankensee recht gehabt. Sie verriet lediglich, wohin sie schauen mussten, um Lügen und Verrat aufzudecken.

Die Worte der Ahnen besagten, dass etwas Brennendes ihnen den richtigen Pfad weisen würde und nun verstand Klippenfall: Mit dem Brennenden musste tatsächlich ein Name gemeint sein. Nur, dass die gemeinte Katze ihnen nicht, wie Hagelsturm angenommen hatte, den richtigen Pfad leuchten würde, indem sie ihnen zeigte, wie sie richtig Handeln sollten. Im Gegenteil, es waren die falschen Handlungen dieser Katze, die ihre Aufmerksamkeit wecken und sie dazu bringen würden, genauer hinzusehen. Immer wieder hatte Flamme Ärger verursacht, Zwietracht gesät und spielte offenbar ihr eigenes, finsteres Spiel. Damit mochte sie bisher ihre Ziele erreicht haben, doch sie hatte auch Klippenfalls Aufmerksamkeit erregt, ihn dazu gebracht, genauer hinzusehen und ihn so die richtigen Schlüsse ziehen lassen. All das hatte ihn nur noch mehr in seiner Annahme bestärkt, dass mehr hinter diesem Kampf steckte, als es auf den ersten Blick den Anschein machte.

Das Brennende, es war tatsächlich Flamme!

Nun war sich Klippenfall wirklich sicher, dass sie absichtlich dafür gesorgt hatte, dass sich alle anderen so plötzlich gegen den NachtClan vereint hatten. Dennoch konnte sie das nicht allein geschafft haben.

Wer immer sonst noch seine Pfoten mit ihm Spiel hat, erst einmal müssen wir aus desem Lager raus. Aber einfach freikämpfen können wir uns nicht. Der halbe Stamm ist hier!
 
»Was denkt ihr, war der Grund, dass Weide während dem Kampf den Namen meiner Mutter gerufen hat?«, murmelte Rankensee neben Klippenfall.

Das hatte sich der Krieger auch schon gefragt. »Sie müssen sich einmal begegnet sein«, stellte er fest. »Wahrscheinlich haben sie sich sogar recht gut gekannt, so wie sich Weide angehört hat.«

Er dachte einen Augenblick nach. »Die Stammeskatzen wissen sicherlich Bescheid. Wir könnten sie, wenn all das hier vorbei ist, fragen. Im Moment...«

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, da er einem Moosbüschel ausweichen musste, das durch die Höhle geschleudert wurde. Hagelsturm war von ihrem Platz aufgesprungen, hatte dabei gleich zwei Moosnester zerfetzt, stieß mit ihrem Kopf gegen die Höhlendecke, maunzte ein leicht verdattert klingendes »Au!« und stürmte aus der Höhle. Natürlich wurde sie am Ausgang gleich von den beiden Wachen abgefangen, was sie aber nicht davon abhielt durch das Lager zu schreien: »Lilie! Liliiiiie! Wir brauchen dich hier!«

Lilie?, fragte sich Klippenfall. Diesen Namen hatte seine Schwester irgendwann schon einmal erwähnt. Klippenfall meinte sich zu erinnern, dass sie eine Freundin gewesen war, die Hagelsturm gefunden hatte, als sie damals in den Bergen schon einmal die Gefangene der Stammeskatzen gewesen war.

Unter der Voraussetzung, dass sie bis zum Ende der Schlacht ebenfalls wie eine Gefangene behandelt werden würde, hatte Lilie zu Klippenfall, Hagelsturm und Rankensee in die Höhle kommen dürfen. Rankensee hatte sie danach gefragt, woher Storm und Weide sich kannten und die Stammeskätzin hatte begonnen, die Geschichte zu erzählen. 

Anfangs hatte Klippenfall kaum zugehört und sich vielmehr darauf konzentriert, einen Weg zu finden, wie er, Hagelsturm und Rankensee aus dem Stammeslager fliehen konnten, doch als Lilie Flammes und Rauchs Namen erwähnte, horchte er auf.

»...ihre Mutter ist anscheinend von einem Fuchs getötet worden und Storm und Weide haben sie gefunden«, erzählte Lilie gerade. »Weide hat Flamme immer wie eine Tochter behandelt und sie und Rauch waren wie Schwestern... Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie Rauch sich gefreut hat, als Weide nach ihrer Reise gemeinsam mit Storm zum Stamm zurückgekehrt ist. Sie hat ihren Vater sehr vermisst damals. Jetzt, wo Weide diese Stimmen hört, muss es sich für sie anfühlen, als würde sie ihren Vater erneut verlieren. Zumindest hat sie einmal so etwas gesagt.
Jedenfalls ist Storm nicht lange geblieben, nachdem sie und Weide nachhause zurückgekehrt sind. Ich glaube, sie hat nur Dunst verraten, dass sie sich erneut dem NachtClan anschließen will, damit ihre damals noch ungeborenen Jungen dort aufwachsen.«

Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt