Kapitel 1

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Die Sonne wärmte meine Arme und blendete mich unangenehm. Ich kniff kurz die Augen zusammen und genoss die angenehme Wärme auf meinem Körper. Als ich die Augen wieder öffnete lehnte mir gegenüber an einem Baum Isabell Jordan. Ich lächelte und ging auf meine beste Freundin zu. Sie grinste mich nur ihrerseits an und umarmte mich, als ich bei ihr ankam. Der Central Park war ihr Lieblingsort, warum erwartete ich also das ich sie nicht hier treffen würde? Isabell war jede freie Minuten hier, hauptsächlich um die Ruhe zu genießen sagte sie immer, doch ich wusste, das sie hauptsächlich nach den jungen, attraktiven Typen Ausschau hielt, die hier täglich hin und her liefen. Bei dem Gedanken daran grinste ich. „Bist du eigentlich jemals zu Hause?", fragte ich Isabell. Sie sah mich nur gespielt beleidigt an. „Natürlich bin ich dort. Zum schlafen und duschen!",sagte sie schnippisch. Ich sah sie nur mitfühlend an. Vor einer Wochen hatte sich Isi's Freund von ihr getrennt und da ich sie in dieser Zeit nicht allein lassen wollte, wohnte sie seit dem bei mir. Daher war sie lange nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung gewesen und ich wusste wie schwer es ihr viel, dorthin zurück zu kehren, da dort überall Fotos ihres Ex hingen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich diesem Mistkerl schon lange mal die Meinung gegeigt, weil er mein beste Freundin verletzt hatte. Doch Isi hatte mich zurück gehalten und gemeint, sie könne damit abschließen. Also hatte ich es darauf beruhen lassen und nicht weiter davon geredet. Mittlerweile hatte Isi sich wieder gefangen und lebte ihr Leben weiter. Doch ihr war genau so klar wie mir, dass das mit meiner Wohnung nur einen vorübergehende Lösung war und sie bald wieder nach Hause zurück kehren musste. Isi sah mich wissend an. „Ich weiß was du denkst. Und ich weiß das du recht hast. Aber... könntest du mitkommen?" Ich lächelte ich sie an. „Klar komm ich mit." Ich sah wie sie erleichtert aufatmete.

Als Isabel den Schlüssel in das Türschloss steckte, zitterte ihre Hand. Sie öffnete die Tür und atmete kurz durch, bevor sie in den kleinen Flur trat. Ich folgte ihr und sah, dass sich auf dem großen Spiegel an der Wand bereits Staub abgesetzte hatte. Isi ging weiter Richtung Schlafzimmer und öffnete die Tür. Kurz blieb sie im Türrahmen stehen, dann ging sie in den Raum und schaute sich um. Sie hatte ein neutrales, fast hartes Gesicht und ich meinte fast, Wut in ihren Augen zu sehen, als sie die Bilder von ihr und ihrem Ex-Freund sah, die an der wand hingen. Betont langsam ging sie darauf zu, als sie plötzlich mit roher Gewalt die Bilder von der Wand riss und auf den Boden warf. Voller Wut trat die darauf und schrie den Bilder wüste Beleidigungen und Schimpfwörter entgegen. Ich ließ sie schreien, da ich wusste, dass es ihr gut tat endlich alle Wut raus zu lassen, die sich die vergangenen Tage angestaut hatte. Sie stampfte und schlug auf die Bilder ein, bis sie in Fetzen am Boden lagen. Dann schaute sie mich an. „Das tat gut." Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. „Das glaub ich." Sie drückte mich an sich und als sie sich von mir löste war aller Zorn und Kälte aus ihrem Gesicht gewichen und sie grinste mich an. „Kaffee?", fragte sie und ich grinste zurück. „Gern."
Isabels Küche war gemütlich und ähnlich eingerichtet wie meine. Gegenüber der Küchenzeile stand ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen, auf die wir uns setzten. Isi hatte Kekse in einem ihrer Schränke gefunden und sie auf den Tisch gestellt. Außerdem standen vor uns noch zwei große Tassen mit Kaffee, der herrlich dufteten. Ich goss etwas Milch in meine Tasse und streute etwas Zucker hinterher, während Isi in ihrem Becher einen Löffel Karamellcreme auflöste und dabei selig lächelte. Sie hatte eine ganze Woche auf ihren Lieblingskaffee verzichten müssen, da ich kein Karamell zu Hause hatte und es nicht einsah, extra für sie eine zu kaufen, die danach im Schrank verschimmelte. Daher hatte sie ihren Kaffee eine Woche ebenfalls mit Zucker trinken müssen und ich hatte mich jeden Morgen über ihren mürrischen Blick amüsiert. Ich grinste bei dem Gedanken und tunkte einen Keks in meinen Kaffee. „Was?" Isabel hatte mein Grinsen bemerkt. „Ich kann nicht einfach so eine bittere Brühe trinken wie du. So ohne alles." Ich grinste nur noch breiter und reichte ihr einen Keks. „Ich weiß, Isi. Du brauchst immer ein bisschen mehr als alle anderen." Sie boxte mich gespielt beleidigt gegen den Arm, konnte aber ihr Grinsen nicht verbergen. Ich lachte und schlug ihre Hand weg. Kurz versuchte sie noch ernst zu bleiben, doch so richtig gelang ihr das nicht. Erst zuckten ihre Mundwinkel, dann musste sie sich geschlagen geben und stieß ein lautes Lachen aus. Ich grinste und trank einen Schluck von meinem Kaffee. „Ich bin für dich da, das weißt du, oder?", sagte ich leise. Sie lächelte mich an. „Ich weiß."

Auf dem Weg nach Hause dachte ich daran, wie gebrochen Isabel in den ersten Tagen nach der Trennung war und wie sehr sie sich jetzt wieder aufgerafft hatte. Ich wusste, das sie innerlich noch immer trauerte, doch sie schaffte es, trotzdem zu lächeln, trotzdem zu leben. Und ich bewunderte sie dafür.
Ich bog in die Straße ein, in der meine Wohnung lag und suchte in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel. Brooklyn war in diesen Straßen kaum befahren, weshalb ich keinem Auto begegnete. Vor der Auffahrt meiner Wohnung stand ein kleiner blauer Wagen, der mir äußerst vertraut vorkam. Er gehörte meiner Mitbewohnerin, die vor ungefähr einer Wochen die Nachricht erhalten hatte erhalten, das ihre Großmutter in China im Krankenhaus war und Pflege brauchte. Da ihre eigene Tochter sich nicht verantwortlich für ihre Mutter fühlte, musste Zaya als Enkelin diese Rolle übernehmen. Ausgezogen war sie zwar erst vor wenigen Tagen, aber seitdem wohnte ich alleine und suchte nach einem neuen Mitbewohner, mit dem ich mir die Miete teilen konnte, denn bald war das Erbe meiner Eltern aufgebraucht. Ich wusste, alleine würde ich nicht mehr lange diese Wohnung behalten können. Vor allem da ich in meinem Job als Kellnerin nicht genug verdiente, um die Wohnung allein zu bezahlen.
Auf der Treppe kam mit Zaya entgegen. Meine alte Mitbewohnerin stoppte kurz vor mir und lächelte mich an. Man sah ihr an, das sie asiatische Vorfahren hatte, unter anderem durch ihre Gesichtsform und ihre lackschwarzen Haare, die ihr heute in leichten Wellen über den Rücken fielen. Zaya stellte ihre Handtasche auf den Stufen ab und zog mich in eine Umarmung. „Du weißt, das ich hier geblieben wäre?", fragte sie und schaute mir traurig in die Augen. Ich lächelte: „Ich weiß." „Falls du irgendwas brauchst, hast du meine Nummer." „Ich schaff das schon irgendwie", lachte ich, obwohl wir beide wussten, das es nicht leichter werden würde. Weder für mich, noch für sie. Sie zog mich noch einmal an sich, verabschiedete sich hastig und dann stand ich alleine auf der Treppe.
Oben betrat ich die Wohnung, die nun wie ausgestorben wirkte. Ich hing meine Jacke an den Kleiderständer und legte meinen Schlüssel auf die Kommode rechts im Gang. In der Küche kochte ich mir einen Kaffee und der Geruch von meinem Lieblingsgetränk schenkte mir trotz allem ein Lächeln. Ich ging zum Schrank, um meine Lieblingstasse zu holen, als mir plötzlich ein stechender Schmerz durch den rechten Arm fuhr. Ich schrie auf und fasste mit meiner linken Hand an die Schulter, doch der Schmerz ebbte bereits wieder ab. Ich ließ mich mit dem Rücken an der Wand heruntergleiten und saß völlig reglos auf dem Boden. Meine linke Hand hielt noch immer meine rechte Schulter und ich fürchtete mich davor, mich zu bewegen, aus Angst, der Schmerz könnte wiederkehren. Ich verlor das Gefühl dafür, wie lange ich dort an der Wand kauerte, bewegte mich aber erst wieder, als es bereits dunkel vor den Küchenfenstern wurde. Auf der Uhr stand 22.30, doch ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich nach Hause gekommen war. Langsam ging ich in Richtung meines Schlafzimmers und ließ mich auf das Bett sinken.

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