Ein Monat ist vergangen seitdem Jake mich wieder zu meiner Oma gebracht hat. In der Schule habe ich mittlerweile wieder das meiste aufgeholt was ich verpasst habe. Von Jake habe ich bisher nichts mehr gehört. Oma war überglücklich mich zu sehen. Zusammen sind wir zur Polizei gegangen, da diese nun ihre Suche nach mir abschließen konnte. Immer und immer wieder musste ich von meiner Zeit bei den Jungs berichten. Ich erzählte wie Jake mich entführte, wie ich tagelang nur in seinem Zimmer war und wie die Jungs und ich uns nach und nach angefreundet haben und wie sie mich an meinem Geburtstag zum Essen ausgeführt hatten bevor sie mich nach Hause gebracht haben. Allerdings ließ ich die Situation mit dem Ring aus und ich ließ aus, dass ich wusste wo die Hütte war, denn bevor er mich am Straßenrand zurück gelassen hat, hat er mir die Schlüssel für die Hütte gegeben und meinte ich könne damit machen was ich wolle, aber er würde sich freuen wenn ich sie behalten und pflegen würde. Auch das Kleid, die Schuhe und den Schmuck habe ich gut verwahrt. Den Ring traute ich mich zuerst nicht offen zu tragen, da ich nicht wusste was ich sagen soll wenn mich jemand fragt woher der Ring stammt. Doch seit ca. einer Woche trage ich ihn und ich trage ihn mit Freude, denn ich habe realisiert, dass ich die Jungs und ganz besonders Jake vermisse. Der Ring verbindet mich mit ihnen.
In zwei Monaten machen wir unseren Abschluss... Das bedeutet, dass sich alles verändern wird. Melanie und ich freuen uns sehr, doch gleichzeitig haben wir auch Angst.
"Hey Sam."
Melanie reist mich auf dem Weg zur Schule aus meinen Gedanken. Sie versucht mir seit meiner Rückkehr so gut es geht beizustehen. Sie ist auch die einzige mit der ich wirklich über die Jungs gesprochen habe und auch die einzige die die ganze Geschichte kennt. Ich würde meiner Oma zwar auch gerne die Wahrheit erzählen, doch sie würde es nicht verstehen. Außerdem hat sie auch so schon genug zu tun, denn meine Mutter wird kurz vor meinem Abschluss frühzeitig aus der Haft entlassen, unter der Vorraussetzung, dass sie bei Oma und mir einzieht. Was aber weder die beiden noch Melanie wissen, ich werde versuchen nach meinem Abschluss die Jungs zu finden...
In der Schule erwische ich mich immer wieder wie ich den Parkplatz nach Jake und seinem Wagen absuche und wie ich im Unterricht seinen ehemaligen Sitzplatz fokussiere.
"Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken Sam?"
Melanie und ich sitzen in der Kantine, doch ich befinde mich eigentlich da draußen im Wald in der Hütte, denn auch wenn ich jetzt schon einige Zeit wieder zuhause bin, habe ich das Gefühl das ich die Hütte nie hinter mir gelassen habe.
"Tschuldigung M... Es ist nur ... Ich ... "
Ich halte kurz inne und überlege ob ich Melanie fragen soll was ich sie fragen will und entscheide mich letzendlich dafür.
"Würdest du mir einen Gefallen tun? Würdest du mit mir mit zur Hütte kommen? "
"Natürlich komme ich mit Sam."
Nach dem Unterricht gehen wir zusammen zu meiner Oma etwas essen. Anschließend fahren wir mit dem kleinen Auto was ich zum Geburtstag bekommen habe aus der Stadt heraus. Ganz genau weiß ich den Weg nicht, aber ich folge einfach meinem Instinkt. Sobald wir den Wald erreichen und der Hütte immer näher kommen wächst eine innere Unruhe. Wieso mache ich das hier? Ich sollte das alles eigentlich hinter mir lassen, aber stattdessen mache ich genau das Gegenteil und halte daran fest.
An der Hütte angekommen zögere ich einen Moment, doch dann steige ich aus und gehe zur Haustür. Es ist schon komisch wie mir alles so vertraut und doch total fremd erscheint. Drinnen gehe ich geradewegs ins Obergeschoss und Richtung Jakes Zimmer. Bevor ich die Tür öffne bleibe ich allerdings stehen. Warum mache ich das eigentlich? Wieso bin ich hier? Ich zögere, doch ich entscheide mich letzendlich dazu den Raum zu betreten. Alles ist noch genauso wie an dem Abend als Bryan mich zum Restaurant gefahren hat. Scheinbar haben die Jungs alles zurück gelassen. Langsam gehe ich zum Kleiderschrank. Alles ist noch da.... Sowhl meine Sachen, als auch seine. Für einen Moment setze ich mich auf das Bett und starre einfach nur in den Kleiderschrank. Es fühlt sich komisch an hier zu sein. Aber damit meine ich nicht hier in diesem Haus, sondern jetzt hier zu sein, mit Melanie und ohne die Jungs. auch wenn es nur drei Wochen waren, fühlte es sich dennoch wie eine Ewigkeit an. Selbst unter den Umständen, dass sie mich entführt und gegen meinen Willen hier festgehalten haben, vermisse ich die Jungs. Ich merke wie mir lautlos eine Träne die Wange hinunter rollt. Ich wische sie weg und stehe auf. Nachdem ich mir einen von Jakes Pullis übergezogen habe, schließe ich den Kleiderschrank wieder und gehe zurück zu Melanie, welche unten auf mich wartet.
"Alle in Ordnung Sam?"
Ich nicke, denn zu mehr bin ich nicht in der Lage. Dieser Ort wirkt irgendwie hypnotisierend und lähmend auf mich. Ich will auf der einen Seite einfach nur abhauen wegen all den negativen Erinnerungen an die drei Wochen, aber gleichzeit habe ich auch den Drang hier zu bleiben, denn seit langem fühle ich mich den Jungs wieder ein ganzes Stück näher als vorher. Zusammen gehen wir ins Wohnzimmer, dort bemerkt Melanie eine Box die auf dem Tisch steht.
"Sam, schau mal."
Langsam nehme ich die Box in die Hand und setze mich mit Melanie auf die Couch. In der Box ist ein Brief und ein Handy.
Hey little Girl,
wie ich sehe hast du dich entschieden zurück zur Hütte zu gehen. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen sein wird wenn du das hier liest, aber wenn du mir verzeihen kannst oder mir zumindest eine Chance geben willst dir zu zeigen das ich es verdiene das du mir verzeihst, dann nimm dieses Handy an dich, erzähle keinem davon und schreibe der Nummer die dort eingespeichert ist. Nutze aber bitte nur dieses Handy, damit die Polizei nichts davon mitbekommt, sollten sie dein Handy überwachen.
Ich hoffe von dir zu hören.
Jake
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Little Girl
Teen FictionWenn man entführt wird, versucht man instinktiv zu fliehen, das liegt in der Natur des Menschen. Doch ganz so einfach ist es für Sam nicht. Aus irgendeinem Grund drängt ihre Neugierde und ihr Drang zu helfen und zu verstehen den Drang zur Flucht in...