Kapitel 2

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In der folgende Nacht schlief ich unruhig. Ich träumte von Feuer, das meinen Körper versenkte, und von furchteinflößenden Kreaturen, die die Menschen angriffen und verschleppten. Und dazwischen immer wieder ein gelb aufleuchtendes Licht, was meine Augen blendete. Als ich schließlich schweisnass aus dem Schlaf schreckte, brauchte ich einige Sekunden um mich zu orientieren. Als ich erkannte, dass ich noch immer in meinem Schlafzimmer, in meiner Wohnung in Brooklyn war, beruhigte sich mein Atem sowie mein Herzschlag wieder. Ich stand langsam auf und ging zu meinem Kleiderschrank. Als ich die Türen öffnete fiel mir sofort meine Lieblings-Jeansjacke ins Auge und ich griff danach und warf sie aufs Bett. Zusätzlich schnappte ich mir eine schwarze Jeans, die um die Knöchel locker herunter hing und ein rotes, Bauchfreies T-shirt. Auf dem Shirt war die Skyline von Manhattan abgebildet. Als ich in den Spiegel schaute, sah ich, dass meine Haare vollkommen verschwitzt waren und ich fühlte, das mir der Schweiß ebenfalls den Rücken runter ran. Also entschloss ich mich, zuerst zu duschen, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Treffen mit Isabel machen würde. Wir hatten uns um 12.00 Uhr in unserem Lieblingskaffee verabredet. Da es erst 9.30 war, hatte ich noch genug Zeit, bevor ich mich auf den Weg machen musste. Also suchte ich mir noch frische Unterwäsche zusammen und ging dann ins Bad.
Die Dusche wusch die letzten schaurigen Bilder meines Traumes aus meinem kopf und danach fühlte ich mich wieder frisch und munter. Ich föhnte kurz meine blonden Haare, dann band ich ein beignes Bandana wie ein Kopftuch auf meinen Kopf und zog die Klamotten an, die ich mir raus gesucht hatte. Ich ging dann in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen. Dabei bemerkte ich, dass in der Kanne noch alter Kaffee des vergangenen Tages war. Ich verzog mein Gesicht. Ich hasste abgestandenen Kaffee. Aber da Zaya mir ständig gepredigt hatte, welche Verschwendung es wäre, noch guten Kaffee einfach weg zu gießen, überwand ich mich und stellte die Kanne in die Mikrowelle. Während sie im Hintergrund ein monotones Brummen von sich gab, schaltete ich das Radio ein. Es lief ein Lied von Imagine Dragon und ich begann, leise mitzusingen. Ich liebte singen. Eigentlich tat ich es oft aus Reflex, doch jetzt versuchte ich mich dadurch zu beruhigen, während ich nach meinem Schrank griff, in dem die Tassen standen. Ich erwartete erneut den Schmerz, der mir am Vortag durch den Arm gefahren war. Doch es passierte nichts. Ich konnte den Schrank ohne Probleme öffnen und eine Tasse herausnehmen. Erst als ich den Schrank wieder Schloß merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Geräuschvoll ließ ich sie aus meinen Lungen strömen und holte ein paar mal tief Luft. Dann begann ich von neuem, das Lied im Radio mitzusingen. Als der Kaffee warm war holte ich ihn aus der Mikrowelle und goss die Tasse voll. Ich schenkte noch etwas Milch und Zucker in die Tasse und danach setzte ich mich an den kleinen Esstisch in der Ecke und checkte mein Handy. Isi hatte mir eine Nachricht geschickt, um mir einen guten Morgen zu wünschen, doch sonst gab es nichts Neues. Also trank ich in Ruhe meinen Kaffee und hörte den Liedern im Radio zu.

Um halb zwölf schließlich schloss ich die Haustür hinter mir ab und lief in Richtung Tony's. Tony's café war Isabel und mein Lieblingscafé und lustigerweise exakt auf der Hälfte der Strecke zwischen unseren Wohnungen. Ich setzte meine Kopfhörer auf und lief die Straße entlang. Da es erst Ende August war, war die Luft angenehm warm. Ich genoss die Sonne auf meinen Armen und kam um Punkt 12.00 bei Tony's an. Ich sah mich um. Isabel war noch nicht da. War ja auch nicht anders zu erwarten gewesen, da sie immer zu spät kam. Isi war einfach eine Langschläfern und zusätzlich auch noch schusselig. Ich grinste bei dem Gedanken, das Isi wieder völlig aufgelöst über ihre Verspätung hier auftauchen würde. Ohne auf sie zu warten ging ich in das Café und entdeckte gleich Tony, den Besitzer. Ich ging zu ihm rüber. Um diese Urzeit waren noch nicht viele im Café, sodass Tony und Virginia, seine verlobte und Mitbesitzern des Cafés nicht viel zu tun hatten. „Wartest du wieder auf Isabel?", fragte sie mich grinsend. „Wie immer", gab ich nur zurück, ebenfalls grinsend. „Willst du schon bestellen?", fragte Tony, der lässig an der Theke lehnte. Ich schüttelte den Kopf. „Ich warte noch auf sie. Aber hast du einen Tisch für uns?" Er zeigte auf einen Tisch am Fenster. Ich grinste ihn an. „Du glaubst doch nicht dass ich den Stammtisch meiner besten Kunden für andere reservieren würde, oder?", fragte er gespielt beleidigt. Ich boxte ihn nur gegen die Schulter und ging dann zu dem Tisch. Von dem Platz hatte man einen guten Blick auf die Straße, die vor dem Café entlang führte. Ich schaute hinaus und summte zu der musik, die im Hintergrund lief. Kurz darauf entdeckte ich Isabel, die auf der anderen Seite der Straße lief. Sie beeilte sich noch die grüne Ampel zu erwischen und kam dann auf das Café zu. Als meine beste Freundin eintrat sah ich, wie sie, genau wie ich, auf Tony zusteuerte. Dieser nickte nur grinsend in meine Richtung und Isi eilte auf mich zu. Bei mir angekommen ließ sie sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Ich schaute sie grinsend an.
„Ja, ja ich weiß, ich bin viel zu spät und es tut mir leid aber..." „Ey, kein Stress", unterbrach ich sie lachend. „Erstens bin ich das schon längst gewohnt und zweitens ist es erst fünf nach. Für deine Verhältnisse ist das also echt noch ziemlich früh." sie sah mich genervt an un ich musste mich zusammenreißen, um nicht loszuprusten. „Also gut", sagte sie dann. „Hast du schon bestellt?" „Nein, ich hab auf die gewartet." Sie nickte und winkte Virginia zu, die zu uns rüber kam.
„Das übliche?", fragte sie uns und Isabel nickte, aber ich ließ meinen Blick einmal prüfend über die Speisekarte wandern. Irgendetwas daran kam mir neu vor. Ich runzelte die Stirn. „Habt ihr eine neue Karte?", fragte ich Virginia und sie nickte. „Wir habe unser Kaffee Sortiment erweitert. Und als anerkannte Kaffee Liebhaber werdet ihr in nächster Zeit wohl viel spaß bei probieren der neue Sorten haben." Sie zwinkerte uns zu. Isabel war von ihren Worten hellhörig geworden und schnappte mir die Speisekarte aus der Hand. Aufmerksam studierte sie die neu hinzu gekommenen Getränke. „also Vig", sagte sie nach kurzer Pause, „da klingt ja vieles ganz wunderbar, aber seid ihr euch sicher, dass Blaubeer-Kirsch-Kaffee schmeckt?" Sie warf unserer Bedienung einen skeptischen Blick zu und Virginia kicherte. „Probier ihn doch einfach. Ich für meinen teil liebe diese Kombination. Vielleicht lest ihr euch einfach die Karte nochmal durch und ruft mich dann." Sie zwinkerte uns zu und kehrte zurück an den Tresen. „Jetzt zeig die Karte mal her", lachte ich und schnappte Isi die Karte wieder aus der Hand. Als ich die neuen Kaffee-Variationen sah hoben sich meine Augenbrauen. Dort standen Sorten wie Sahne-Krokant-, salziges-Popcorn- oder Pistazien-Mango-Kaffee. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken an die vielen neuen Veränderungen, die Virginia mit der Verlobung mit Tony und der geteilten Leitung des Kaffees mitgebracht hatte. Und da Virginia, genau wie Isi und ich eine bekennende Kaffeeliebhaberin war, saßen wir nach Ladenschluss noch oft zusammen, tranken Kaffee und tauschten Neuigkeiten aus. Virginia, die Isabel oft mit ihrem selbst erfundenen Spitznamen ‚Vig' ansprach, hatte für gewöhnlich immer irgendeine Geschichte über sonderbare Kunden, unzuverlässige Mitarbeiter oder Inkompetenz Lieferanten zu erzählen. Isabel hingegen war quasi wie ein Magnet für jeden Klatsch und Tratsch und jede Gerücht, das in ganz New York kursierte und hatte in diesem Kontext immer ähnlich viel, wenn nicht mehr zu erzählen. Außerdem bekamen wir regelmäßig Aufklärung über die momentan angesagtesten, heißesten Sänger oder Schauspieler. Virginia und ich hielten uns ganz bewusst aus dieser Welt zurück und interessierten uns kaum für Promis. Trotzdem ließen wir Isabel meist reden und schalteten einfach ab, wenn ire Erzählungen in diese Richtung abschweiften.
Ich erschrak, als Isi mit ihren Fingern vor meinem Gesicht schnipste. „Wo warst du den?", fragte sie lachend. Ich schüttelt meinen Kopf, um wieder in die Gegenwart zu kommen und bemerkte, das Virginia mittlerweile wieder an unsren Tisch getreten war. Ich brauche noch zwei Sekunden um zu verstehen, dass sie meine Bestellung aufnehmen wollte. „'tschuldigung", murmelte ich noch halb in Gedanken. Ich warf noch einen Blick auf die Karte und lege sie dann auf den Tisch. „Ich nehme die Pancakes mit Erdbeeren und Sirup und dazu einen Kaffee." „Kaffee wie immer?" „Wie immer", nickte ich und sah, wie meine Freundin die Augen verdrehte. Virginia nickte und ging wieder Richtung Tresen. Isi beugte sich zu mir rüber. „Du solltest wirklich mal von deinem ganz normalem Kaffee wegkommen", sagte sie. „Ich dachte wir probieren zusammen einen von diesen neuen." Ich grinste. „Sorry, Isi, aber ich werde meinen schönen Kaffee nicht durch Blaubeeren, Krokant oder Pistazien verunstalten." Sie lachte. „Du bist wirklich unverbesserlich!"

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