Das Versteckspiel... geht weiter (Severus Snape FF)

27 Flucht II

Wird sie es tun?

Die Frage wiederholt sich immer und immer wieder in dem eher kleinen Kopf Rookwoods. Die Zeit scheint Still zu stehen, auch wenn die aufeinander treffenden Zauber von Snape und seinen Mitstreitern das Gegenteil beweisen.

Genauso die zitternde Hand von Toula oder der rasenden Herzschlag.

Die Zeit steht nicht still, das ist ihm bewusst, und doch wartet er ab, obwohl Lorcan und Dolohov mit Severus zu kämpfen haben. "Tu es nicht!", wie der Tränkemeister die Situation in der Ferne noch mitbekommen kann, ist selbst Remus unklar. Severus kämpft so schnell, so konzentriert und er? Er hat sich schneller entwaffnen lassen, als gedacht, doch er konnte Toula nicht bekämpfen. Sie kann nichts für ihre Taten.

Sie wird dazu gezwungen.

"Hör auf ihn. Hör auf ihn.", Remus fleht, während er versucht die Fesseln um seinen Körper zu lösen, doch je mehr er sich bewegt, desto enger schnüren sie. "Ich...", ihre Stimme zittert genauso stark, wie ihr Körper, "Ich versuche..."

"Töte den Eindringling! Jetzt!", Lorcan schreit durch den gesamten Saal. "Ja.", sie blickt zu Lorcan, blickt zurück in Remus braune Augen. "Ich bin dir nicht böse.", beginnt der Wolf plötzlich, sodass Toula die Tränen in die Augen treten. Er erkennt, wie sie kämpft. Er erkennt, wie sie die Worte unterdrückt, die Lorcan ihr mit einem solchen Befehl aufzwingt. "Ich sehe, wie du kämpfst, Toula. Ich bin dir nicht böse.", seine Stimme dringt tief in ihr inneres und lässt ihren Brustkorb brennen.

Ein heiseser Schluchzer entweicht ihrer Kehle. "Remus...", sie fleht ihn genauso an, wie er sie. In ihren Augen steht der Hilferuf geschrieben. "Tu es!", erneut unterbricht Lorcan ihren Versuch seinem Befehl nicht nachzugehen. "Du schaffst das, Toula.", Remus setzt solche Hoffnung in sie, dass es sie einerseits erwärmt, doch andererseits zerreißt. "Doch wenn nicht, vergiss niemals, dass es okay ist.", seine braunen Augen glänzen, während auch über sein Gesicht erste Tränen laufen. "Kümmere dich um Teddy."

Ein Herzstich rast durch Toulas Körper, als die Worte ihr Bewusstsein erreichen. Sie schließt verzweifelt die Augen, versucht dem Zwang zu entkommen. "Finite!", Severus sendet einen Zauber auf Remus, sodass die Fesseln fallen. "Jetzt, Toula! Töte ihn!", Lorcans Stimme holt sie aus ihrer Konzentration, sodass sie ihre zitternde Hand zielgerichtet vorstreckt. Gleichzeitig springt Remus auf und schenkt ihr ein leichtes, hoffnungsvolles Lächeln. Sein Gesichtsausdruck wirkt trotz dieser gegenteiligen Situation fröhlich.

Sie wird es nicht tun.
Er weiß es ganz sicher.

Toula wehrt sich, sie wehrt sich mit aller Kraft gegen den Zauber, doch er denkt nicht daran, dass sie geschwächt ist. Ihre Kraft reicht kaum noch aus.

"Avada Kedavra.", ein ohrenbetäubender Blitz jagt durch den Flur, umhüllt Remus in einer grünen Aura, ehe er wie ein Sack zu Boden fällt. Schluchzend und schreiend zugleich fällt Toula auf die Knie. Ihr Sichtfeld ist verschwommen, ihr Kopf völlig durcheinander, ihre Schmerzen unbeschreiblich groß. Sie fühlt kaum einen Unterschied zu den Curciatus Flüchen, die ihr auferlegt wurden. "Nächstes Mal schreitest du ein, Rookwood! Ich habe keine Lust, deine Arbeit zu übernehmen.", Dolohov erwähnt diese Tatsache, als wäre es nichts.

Als hätte er keinen Menschen umgebracht.

"Remus...", Toula kriecht zu ihm heran. Ihre zitternden Hände berühren seinen Körper, drehen ihn von tiefen Schluchzern begleitet auf den Rücken. Keine Zelle in ihrem Körper ist in der Lage, zur Ruhe zu kommen. Sie wollte es beinahe selbst tun.

Sie wollte es tun!

Die Worte lagen ihr auf der Zunge, verließen schon im Ansatz ihre Lippen. Nur Dolohov hat sie in ihrer Tat unterbrochen, doch sie hätte es getan. Wie schrecklich kann ein Mensch sein? Wie fürchterlich? Wie soll sie sich das verzeihen?