9||Tag 1

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Oft sagte man mir, dass meine Probleme, meine sind. Und ich mit diesen selbst klarkommen soll. Therapie kam nie in Frage, da meine Eltern so etwas für unnötig gehalten haben.

Sie haben sowieso gedacht, dass es einfach nur an der Pubertät liegt. Sie wussten nicht von meinen Problemen, weder sie noch sonst wer. Nur er und ich.

Unser kleines, dreckiges Geheimnis - so, wie er es immer nennt. Aber Ich dekliniere es als schrecklich. Es ist nicht dreckig, oder klein. Es ist große und schrecklich.

Durch ihn habe ich vor Dingen Angst, vor den ich damals ohne groß drüber nachzudenken getan, oder gesagt habe. Ich hasse ihn mit jeder Faser meines Körpers.

Mit jeden Faser, den er verletzt hat. Mit jeden Faser, den er berührt hat. Mit jeden Faser, den er nichts getan hat. Dieser Hass ist unbeschreiblich.

Ich seufze und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Augenringe zieren mein Gesicht, zeigen, dass ich kein Auge zu bekommen habe. Ein Albtraum, der mich aus dem Schlaf gezogen hatte.

Kopfschmerzen die mich plagen und diese unerträgliche Müdigkeit. Trostlos verlasse ich das Bad und tapse in mein Zimmer, um meiner Mutter - die längst arbeiten ist - zu schreiben.

Mikey schreibe ich eine Nachricht, dass er mich nicht abholen braucht, da ich zuhause bleibe und er sich keine Sorgen machen brauch.

Ich lege mein Handy zurück auf die Ablage meines Nachtschrankes. Mein Shirt geht mir bis zu den Oberschenkel, darunter trage ich eine kurze Schlafhose.

Meine Füße werden von den weichen, kuschligen Pantoffeln gewärmt. Meine Haare etwas zerzaust, obwohl fusslig am ehesten passt.

Ich trotte hinunter, da meine Mom Medikamente im Schrank hat und ich mir welche - wenn nötig - nehmen soll. Ich halte das Glas unter dem Wasserhahn und lasse Wasser hineinlaufen.

Das erinnert mich an damals. Mir ging es nicht gut, also bin ich zuhause geblieben, während meine Eltern arbeiten waren. Ich füllte mir ein Glas Wasser auf, dabei habe ich nicht mitbekommen, wie sich mir jemand näherte.

Und erst, als Hände auf meine Hüften gelegen haben, bin ich zusammengezuckt. Er war es gewesen. Das Glas fiel in die Spüle und bekam ein Sprung, während das Wasser hinaus lief.

Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Ich hatte ihn weggeschubst und dafür hatte ich gebüßt. Er schlug mich, da, wo man es nicht sehen wird. So war er. Er schlug dahin, wo es niemand sah und gut zu verstecken war.

Ein heiser Ton verlässt meine Kehle, als ich mich erschrecke, weil das kalte Wasser auf meine Hand fließt. Das Glas ist randvoll mit Wasser gefüllt, weswegen das Wasser überläuft.

Ich seufze und stelle das Wasser aus, ehe ich etwas ausschütte und mir ein Handtuch zur Hand nehme. Ich lege die Tablette auf meine Zunge und Spüle sie mit Wasser runter, in der Hoffnung das sie so schnell wie möglich ihre Wirkung zeigt.

Das Glas ist leer, also stelle ich es in die Spüle, während ich mit dem Handtuch die kleinen Wassertropfen wegwische. Ich hänge das Tuch an und lehne mich an die Theke.

Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen und atme schwer aus. Schnell öffne ich meine Augen, als ich erneut ihn sehe, wie er auf mich einschlägt.

Ein klingeln erklingt, weshalb mein Herz schneller schlägt. Wer ist es? Ich zögere, gehe langsam mit wackligen Beinen auf die Haustür zu. Alles kommt mir so eng vor.

Ich sehe durch den Spion und sehe zwei bekannte Blond-schöpfe. „Heilige scheiße, ihr habt mir eine Heiden angst eingejagt!", begrüße ich beide zischend. „Wieso?", fragt Mikey und drängelt sich an mich vorbei.

Kenny hält ein Beutel in der Hand, den er mir sogleich überreicht. „Wir haben einen kurzen Abstecher in der Apotheke gemacht.", erwidert er darauf, weshalb ich in den Beutel sehe.„Scheiße, wollt ihr mich ausknocken?"

In dem Beutel befinden sich Unmengen an Medikamenten. „Die Quacksalber haben uns zu gequasselt, also haben wir einmal von allem, dass sie uns gezeigt und empfohlen haben, mitgenommen."

Ich stutze. „Das war doch sicher teuer.", ich schließe die Tür hinter mir. „Nö.", murmelt Mikey, der mich jetzt mustert. Unsicher verschränke ich meine Arme, aber er lächelt mich an.

„Wie geht es dir?", fragt er. „Nur ein bisschen Müde und Kopfschmerzen.", ich winke lächelnd ab. Die Tüte stelle ich auf die Küchentheke ab. „Was macht ihr hier?"

„Ein Krankenbesuch abstatten.", Kenny hebt seine Brauen. „Und schule?", ich lege mein Kopf schief, dabei bin ich mir der Antwort bereits bewusst.

„Unnütz.", Mikey grinst breit. „Für dich vielleicht.", ich schüttle belustigt meinen Kopf, doch stellt es sich als Fehler heraus, denn meine Kopfschmerzen sind noch da.

Ich murre. Ich tapse an beiden vorbei, mit dem Gedanken, dass sie mir folgen werden, ohne das ich was sagen muss. In meinem Zimmer lasse ich mich auf mein Bett nieder.

„Habt ihr denn ein Plan, was ihr die ganze Zeit über machen wollt?", ich lehne mich an meine Wand und sehe zu den Gardinen, die meine Sicht aus dem Fenster versperren.

„Reden.", sagt Mikey und setzt sich auf mein Bett, kurz darauf legt er sein Kopf auf meinen Schoß. Kenny, der sich im Zimmer umsieht, lässt sich auf meinen Schreibtisch Stuhl nieder.

„Reden.", wiederhole ich leise. „Über was?", ich ringe mir ein Lächeln ab. „Sag du es uns.", Mikey legt sich auf die Seite, damit sein Gesicht zu mir gedreht ist.

„Ich bin müde.", murmle ich. „Aber wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich ihn.", wie in Trance fahre ich durch Mikey's weichem Haar.

„Er wohnte mit seinen Eltern neben uns und am ersten Tag, also unseren Umzug dahin, kamen sie uns besuchen. Ich kann mich an diesen Tag noch genauestens erinnern, da fing die Hölle an."

Es fällt mir nicht wirklich leicht über all das zu reden. Und die Personen, die mir sagten, ich solle meine Probleme selbst regeln, haben recht. Aber meine Freunde sollten wissen was los ist, ich bin es ihnen schuldig.

Ich kann ihnen vertrauen. „Er sollte bei mir im Zimmer einen Schrank aufbauen, ich saß währenddessen auf mein Bett und las ein Buch. Ihm schien das nicht zu passen, er wollte, dass ich ihm helfe, aber als ich ablehnte wurde er ziemlich sauer."

Ich verziehe mein Gesicht, als ich an diesen Moment zurückdenke. „Tja, schließlich hat er mich geschlagen und meinte, wenn ich meinen Eltern, oder sonst wen davon erzählen würde, dass etwas passieren wird."

Ich schnipse gegen die Stirn von Mikey. „Fortsetzung folgt."

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt