Kapitel Zwei

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Mik

Die Ankündigung endet und lässt Waylon und mich mit Schrecken und Verwirrung zurück.

Mein Körper erstarrt auf dem weichen Boden des Waldes wie gelähmt, als diese gruselige Roboterstimme ihren ersten Satz sagt. Waylon beginnt, seinen Kopf in alle Richtungen zu drehen, auf der Suche nach irgendwelchen Lautsprechern, aber es gibt keine. Es ist, als sei die Stimme überall, wie die trockene Luft; ein Teil dieser Arena.

Jetzt gehen unsere Atemzüge schwer und wir beide wagen es nicht uns zu bewegen.

Ich versuche zu verarbeiten, zu verstehen, was ich gehört habe. Ist das jetzt mein Leben: ein Spiel um Leben und Tod? Ich kann nicht anders als mich zu fragen, worum es bei diesem Wettstreit geht. Gibt es einen Preis für den Gewinner oder einen Grund, der es für die Verantwortlichen rechtfertigt, die Menschen hier drin zu töten? Vielleicht sind wir alle Kriminelle und eine idiotische Regierung hat beschlossen, unsere Verbrechen auf diese Weise zu bestrafen. Wem gehört diese Stimme?

"Fuck," sagt Waylon jetzt. Mehr zu sich selbst, aber er hat verdammt Recht.

"Was machen wir jetzt?" frage ich und schaue ihm dabei zum ersten Mal richtig in die Augen. Seine Brille lässt sie ein wenig größer erscheinen.

Er schaut mir ins Gesicht, bis ein Blinken an meinem Handgelenk seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Er hebt seine eigene Hand und jetzt sehe ich es selbst. Ein kleines, rotes Licht leuchtet schwach durch die Haut seines Handgelenks, genau wie die Stimme vorhin sagte. Ich schaue auf meinen eigenen Chip. Das rote Licht liegt direkt unter meinem linken Daumen ganz nah neben einer Arterie. Wer auch immer diesen Chip dort installierte, wusste was er tun musste um mich nicht zu verletzen.

"Es sieht so aus, als wären wir im selben Clash," sagt Waylon und ich kann nur nicken.

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Nia

Ich starre zu Boden, unsicher, was ich tun soll. Mein erster Gedanke ist irrational; Ich kann nicht glauben, dass diese Stimme es nur ein Spiel nannte, nachdem sie uns gesagt hat, dass wir töten müssen, um zu gewinnen.

Das Ganze wirkt grausam, unfair und unnötig. Ich möchte so lange schreien, wie es dauert mich aus diesem Alptraum aufzuwecken.

"Nia, schau mal," Aurora kniet vor dem bewusstlosen Jungen, der jetzt gar nicht mehr so bewusstlos ist.

Er setzt sich auf und schaut sich aus dunkelgrünen Augen um.

Es sieht so aus, als würde er versuchen, die nicht logische Realität mithilfe der Leere seines Geistes zu verstehen. So sieht er aus wie ich und Aurora.

Ich mache einen Schritt in seine Richtung. "Wie heißt du?"

"Dean," sagt der Junge. Es dauert eine Weile, bis er sich gesammelt hat. Dann kratzt er sich am Hinterkopf und sagt langsam: "Hast du auch gehört, wie diese Stimme über ein Spiel und Menschen töten gesprochen hat?"

Aurora starrt zu Boden, "Ja."

"Oh, ich dachte, es war nur in meinem Kopf. Vielleicht habe ich das nur gehofft, weil es momentan nichts anderes da drinnen gibt."

Wir schweigen für ein paar Sekunden, weil niemand so recht weiß, was in diesem Moment angebracht wäre zu sagen, auch wenn wir alle wissen, dass wir das gleiche fühlen.

Es scheint zu unwirklich. Es kommt gar nicht in Frage, dass ich jemanden töte, nur um ein dummes Spiel zu gewinnen. Aber was ist, wenn es wirklich Krieger auf dieser Insel gibt? Ich müsste mich verteidigen. In meinem Magen rumort es augenblicklich.

Dean und Aurora schauen mich ziellos an. Die beiden sind alles, was ich jetzt habe. Sie und die Anweisung, Fremde zu töten, sollten sie nicht in meinem Clash sein. Und als ich ihnen in die Augen schaue, merke ich, dass sie jemanden brauchen, jemanden, der ihnen den Weg zeigt: einen Anführer. Keiner von uns hat eine Ahnung, was vor sich geht, wie wir reagieren sollen oder wie man mit diesem Leck von Erinnerungen umgeht. In diesem Moment wird mir klar, dass wir rational denken müssen, um nicht auseinanderzubrechen. Oder zumindest einer von uns. Das ist mein Clash, wir sind ein Team, und wir brauchen einander. Aber wir sind noch nicht vollständig. Und das ist es, was wir jetzt tun sollten: die restlichen beiden Clasher von Clash blau ausfindig machen.

"Wir müssen die beiden anderen suchen. Wir brauchen... wir brauchen einen Plan," sage ich, während ich wieder aufstehe.

Aurora folgt meinem Beispiel kurz darauf. "Wo könnten sie sein?"

"Sie sollten nicht weit weg sein. Wir drei sind auch so nah beieinander aufgewacht. Wir werden sie finden."

Ich versuche, so selbstbewusst wie möglich auszusehen, auch wenn ich mich nicht so fühle. Aber es funktioniert; Aurora steht diesmal gerader. Gemeinsam helfen wir Dean dabei auch auf die Beine zu kommen. Er steht immer noch ein wenig wackelig, aber er kann gehen.

"Ich hoffe, du hast Recht, Kumpel."

Ich nicke, während ich dasselbe hoffe.

"Ich bin Nia."

Dann machen wir uns auf den Weg durch die knietiefen Büsche, während wir der Stadt und der langsam untergehenden Sonne im Tal den Rücken zukehren.

Ohne Karte gehen wir einfach geradeaus und hoffen auf das Beste. Ich muss glauben, dass ich das Richtige tue, das Klügste. Das ist alles, was ich mit der endlosen Leere in meinem Kopf glauben kann.

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Vielen Dank fürs Lesen :)

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