M I R A
„Ich verstehe.", bringe ich mich noch auf zu sagen, bevor ich auflege und mich zurück auf die Bank setze. Seufzend lasse ich den Kopf auf den Tisch knallen und das Geschirr darauf klirrt.
„Was ist los?", fragt Aras und stupst mich mit seiner Stiefelspitze an, dass ich den Kopf etwas anhebe, um ihn anzusehen.
„Sie haben vom Modehaus angerufen und wollen, dass ich dorthin gehe. Ich glaube irgendwas stimmt nicht." Er sieht mich schmunzelnd an.
„Du machst dir immer so viele Sorgen.", behauptet er, doch er hat nicht gehört in welchem Ton die Sekretärin gesprochen hat. Als ob ein großes Missverständnis im Raum wäre und das wieder geregelt werden müsse. Als ob ich das Missverständnis wäre.Ich schnappe mir meine Lederjacke von der Bank und ziehe sie an, bevor ich mir meine kleine Tasche umhänge.
„Hoffentlich unnötige Sorgen, weil ich heute Morgen gekündigt habe.", erinnere ich ihn.
Mein Chef im Sailor war nicht sonderlich erfreut über diese kurzfristige Neuigkeit.
Wahrscheinlich hätte ich warten sollen, bis ich einen Vertrag unterschrieben hätte.
Oh Gott, ich bin so eine Idiotin!
Eine joblose Idiotin.
„Kommst du eine Stunde alleine zurecht?", frage ich ihn, bevor ich aufstehe und Aras nickt bereits.
„Klar. Es ist sowieso nicht viel los."
Ich werfe ihm noch einen Luftkuss zu, bevor ich das Café verlasse und mich auf den Weg zu meinem Untergang mache.Ich hätte nicht gedacht, dass das Gebäude, das mir erst gestern noch ein unbeschreibliches Kribbeln im Bauch bereitet hat, schon in der selben Woche, schwer auf mir sitzen würde.
Ich möchte dort nicht reingehen.
Ich habe Angst vor dem, was mich erwartet.
Doch ich muss.
Es ist nicht unausweichlich.Drinnen überwältigt mich die Architektur aufs Neue mit den hohen Decken, die bis in das dritte Stockwerk schauen lassen.
Wieder gehen hier wichtig aussehende Personen und telefonieren -jeder auf einer anderen Sprache- oder sie blättern mit gehetzten Blicken durch Akten.
An der Anmeldung steht eine kleine Frau und ich muss einen Moment warten, bis ich vor der kurvigen Rothaarigen stehe.
„Hallo. Mira Acar, ich wurde vorhin angerufen und herbestellt.", melde ich mich wieder bei der Sekretärin an, die mich gleich wiedererkennt.
„Natürlich. Sie können wieder nach oben, wo sie gestern waren. Frau Nowak kommt jeden Moment zu Ihnen."
Ich nehme die Treppe -natürlich-, aber es ist dieses Mal nicht so schlimm, weil ich meine weißen Converse trage.
Gerade als ich mich auf die selbe Bank von gestern setzen will, sagt jemand meinen Namen, dass ich aufschaue.Eine Frau mit schulterlangem, braunem Haar steht vor mir und lächelt freundlich. Ihr Modestil strahlt Selbstbewusstsein aus, anders kann ich es nicht ausdrücken. Es hat etwas von dem Stolz einer Soldatin und der Zärtlichkeit eines Models. Die festen Stiefel mit dickem Absatz, die breiten Cargohosen und das winzige Top, das sich an ihre Brüste schmiegt sind eine wundervolle Kombination wie ich finde.
„Kommen Sie doch mit in mein Büro und wir reden dort.", bietet sie an und ich folge ihr in die entgegengesetzte Richtung, wo sie mich in einen verglasten Raum führt, der nicht von der selben immensen Größe wie Kerem Sezins Büro ist, dennoch machtausstrahlend wirkt. Wir können vom Flur bestens beobachtet werden, weil die Wand verglast ist und keine Privatsphäre bietet. Ich frage mich in welcher Position sie hier arbeitet. Sie hat keinen Anteil am Unternehmen, das weiß ich. Doch ich erinnere mich wage an ihr Gesicht auf Paparazzifotos.„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?", fragt sie, als wir uns setzen, dass ich den Kopf schüttle.
„Nein, danke." Ich habe ohnehin im Gefühl, dass ich nicht lange hier bleiben werde.
„Ich rede dann gar nicht um den heißen Brei herum.", beginnt sie, zögert jedoch einen Moment,„Herr Sezin hat gestern etwas während Ihres Bewerbungsgespräches vertauscht und es kam zu einem großen Missverständnis, der uns leid tut, Frau Acar. Sie waren für die Stelle zum Modedesign hier, richtig?"
Ich nicke, unfähig ein Wort zu sagen. Was heißt es tut ihnen leid? Haben sie die Stelle doch noch vergeben?
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SECRET DESIRE
Novela JuvenilSie bedeutet seinen Tod. Davon ist Demir fest überzeugt, denn jede Begegnung zwischen ihnen scheint verflucht und ruft eine rasende Wut in beiden hervor. Alles, was Mira je wollte, war Mode zu erschaffen und plötzlich könnte ihr Traum Wirklichkeit...