Als ich aufwachte, was es dunkel. Außerdem hingen mir Haare im Gesicht. Ich strich sie zurück und setzte mich genervt auf. Dann bewegte ich prüfend meinen Arm, doch die Schmerzen waren weg und die Wunde an meinem Kopf war ebenfalls beinahe verschwunden, wie ich mit einem Griff an meine Stirn feststellte. Ich drehte mich nach rechts und griff nach der Lampe, um sie anzuschalten. Durch das plötzliche Licht geblendet brauchte ich kurz, bevor ich sah, dass Loki wieder auf dem Stuhl saß, wieder einige Meter von mir entfernt. Er schien kurz eingenickt zu sein denn er blickte mich etwas verwirrt an. „Warum bist du aufgewacht?", fragte er. Ich sah ihn verständnislos an. Dann er schüttelte den Kopf. „Nein egal, vergiss es." Ich zog eine Augenbraue hoch. Offensichtlich erwartete er, dass ich etwas sagte. Was ich nicht tat. „Wie gehts dir?", fragte er, als die Pause ungemütlich lang wurde. Ich guckte mit den Schultern. „Tut dein Arm noch weh?" Ich schüttelte gähnend den Kopf. Er nickte langsam. „Das ist gut", sagte er dann. „Alles klar?", fragte ich, da er einen seltsamen Eindruck auf mich machte. Dabei hörte ich, wie müde und ausgelaugt meine Stimme klang. Er zögert kurz, dann sah er auf den Boden und nickte er langsam. Ich beobachtete ihn, als plötzlich mein Bauch knurrte. Ich überlegte, wann ich das letzte mal etwas gegessen hatte, doch da ich noch immer nicht wusste, seit wann ich hier war, konnte ich das nicht sagen. Loki blickte auf. „Hast du Hunger?" Auch nickte und rieb mir mit der Hand über die Augen. „Hast du Kaffee?", fragte ich, während ich ein Gähnen unterdrückte. Seine Mundwinkel zuckten, dann nickte er und stand auf. „Warte hier." Dann verschwand er durch die Tür. Ich hatte angenommen, das er abschließen würde, trotzdem traf mich das klicken im Schloss härtet als gedacht. Ich fühlte mich plötzlich wie eine Gefangene. Und so gerne ich mich auch wieder in den Bettdecken verkrochen hätte, wusste ich, dass ich erst antworten finden würde, wenn ich mich in diesem Zimmer umsah. Also quälte ich mich aus dem Bett und streckte mich ausgiebig. Dann begann ich, den Raum abzusuchen. Ich begann an der Tür, durch die Loki verschwunden war und ging dann die rechte Wand entlang. Da der Raum rechteckig war, würde ich irgendwann wieder an der Tür ankommen, sagte ich mir. Das erste, auf das ich stieß war eine weitere Tür, nachdem ich die erste Ecke des Raumes passiert hatte. Verdutzt griff ich im halbdunkeln nach der Klinke und entgegen meiner Erwartungen ließ sie sich ohne Probleme öffnen. Dahinter lag ein weiterer dunkler Raum, doch innen neben der Tür fand ich einen Lichtschalter. Als ich ihn drückte, entflammte eineinhalb Meter vor mir eine Lampe. Ich blinzelte gegen das Licht und erkannte, dass ich in einem kleinen Badezimmer stand. Es gab eine Toilette, ein Waschbecken und sogar eine Dusche. Außerdem gab es ein Regal mit weißen Handtüchern und es duftete herrlich nach Seife. Ich knipste das Licht aus, schloss die Tür und wandte mich wieder der Inspektion des Zimmers zu. Etwa 3 Meter entfernt von der Tür zum Bad stand eine kleine Kommode, die mir gerade mal bis zur Hüfte ging. Darauf fand ich mein Handy, meine Armbänder und Ringe und das Bandana, dass ich getragen hatte, als ich mich mit Isi getroffen hatte. Und da fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen. Egal wie lange ich schon hier sein mochte, Isi hatte höchstwahrscheinlich keine Ahnung wo ich war. Ich nahm an, das sie sich furchtbare Sorgen machte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann ich sie das letzte mal gesehen hatte, als ein Bild in meinem Kopf auftauchte:
ich lag wieder auf der Straße. Und kurz bevor Loki gekommen war hatte ich sie gesehen. Sie hatte auf dem Boden gelegen. Bewegungslos.
Mein Atem geriet außer Kontrolle und ich stütze mich an der Wand ab. Ich wollte zurück zu meinem Bett und tastete mich an der Wand weiter, doch bis dorthin kam ich nicht mehr. Meine Beine sackten abermals unter mir weg und ich rutschte mit dem Rücken an der Wand auf den Boden. Wenn ich meine beste Freundin verletzt hatte, würde ich mir das niemals verzeihen. Ich hörte das klicken des Türschlossen kaum und bemerkte Loki's Gegenwart erst, als er vor mir auf dem Boden kniete. „Hey, hey, was ist los?" Seine besorgte Stimme schnitt wie ein Messer durch meine Benommenheit. Ich blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. „Was ist mit Isi?", flüsterte ich, bemüht meine Tränen zurück zu halten. „Deine Freundin?", fragte er leise. Ich nickte zitternd. „Ich hab sie gesehen. Sie hat sich nicht mehr bewegt und...", meine Stimme brach ab und meine Tränen schnürten mir die Kehle zu. Loki setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. „Schhht!", murmelt er leise. „Es geht ihr gut. Ich hab sie mir angesehen bevor ich dich hierher gebracht habe. Sie sind alle sofort wieder aufgewacht als deine Magie verschwand. Sie haben keine großen Schäden davongetragen." Das beruhigte mich ein wenig, doch ich spürte, dass er mir etwas vorenthielt. „Loki", brachte ich hervor, „was noch?" Er seufzte gequält und ich merkte, dass er mir nicht antworten wollte. „Bitte", flüsterte ich. „Sie werden sich nicht erinnern. Weder an das, was passiert ist, oder..." Er brachte den Satz nicht zu Ende, doch ich wusste wo er enden würde, und es schnürte mir erneut die Kehle zu. „Oder an mich", flüsterte ich. Ich spürte, wie Loki nickte. Tränen stiegen in meine Augen und diesmal hielt ich sie nicht zurück. Wenn er recht hatte, hatte meine beste Freundin mich vergessen. Ich wäre nicht länger Teil ihres Lebens. Meine Tränen verschleierten meine Sicht und ich schloss die Augen. Loki zog mich in seine Arme und drückte mich an sich. „Das kann nicht sein!" Meine Stimme erstickte unter meinen Tränen. „Es tut mir leid", flüsterte Loki in meine Haare. Doch ich wollte sein Mitleid nicht. Und ich wollte ihm nicht glauben. Ich konnte ihm nicht glauben. Ich konnte nicht glauben, dass die für mich wichtigste Person in meinem Leben nun nicht mehr wusste, dass ich existierte. „Bitte geh", flüsterte ich unter Tränen. „Jyn...", begann er, doch brach dann ab. Er klag verletzt, doch ich konnte jetzt keine Rücksicht auf ihn nehmen. „Bitte geh", wiederholte ich mit stärkerer Stimme. Er zögerte wieder. Plötzlich wurde ich wütend. Ich wusste nicht, woher die Wut kam, doch sie übermannte mich. „Jetzt hau ab!", schrie ich und er zuckte merklich zurück. Ich schlug ihm meine flache Hand auf die Brust und befreite mich so aus seinen Armen. Ich sprang auf, während Loki ebenfalls aufstand und mich erschrocken anstarrte. In meinem Kopf setzte wieder ein starkes Schwindelgefühl ein und ich stemmte die Beine in den Boden, um nicht zu schwanken. „Jyn, es tut mir...", doch ich ließ ihn seinen Satz nicht beenden. „Es ist mir egal! Geht einfach ich will dich nicht mehr sehen!", schrie ich ihn an und er machte erschrocken einen Schritt zurück. „Jyn, bitte beruhige dich", sagte er in eindringlichem Ton, doch ich wollte mich nicht beruhigen. Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand alles genommen. Alles, was ich liebte war weg und in meiner Wut machte ich Loki dafür verantwortlich. „Hau ab!", schrie ich noch einmal und als Loki sich noch immer nicht rührte sondern mich nur traurig und verletzt ansah, reichte es mir. Ich spürte, wie in mir eine Kraft Aufstieg, die ich nicht kontrollieren konnte. Ich bekam Angst und meine Hände begannen zu zittern. Ich ballte sie zu Fäusten, doch es half nicht. Ich sah, dass sich helles, gelbes Licht um meine Fäuste bildete und nur einen Wimpernschlag später ging mein rechter Arm in Flammen auf. Ich schrie auf, als meine Beine unter mir wegknickten und ich auf den Boden flieg. Selbst Loki, der mich nicht aus den Augen gelassen hatte, war nicht schnell genug, um zu verhindern, das ich auf dem Boden aufschlug. Ich sah noch seine vor Schreck geweiteten, smaragdgrünen Augen, dann sah ich nur noch schwarz.
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Green Roses
FanfictionJyn denkt, sie ist ganz normal. Sie hat einen Job, eine eigene Wohnung und eine abgedrehte beste Freundin. Zwar verlor sie ihre Eltern und später ihren Pflegevater, doch sonst hält sie sich für eine gewöhnliche junge Frau. Bis ihre Stadt eines Tages...