Teil 33

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Der Montag begann wie immer regnerisch. Ich runzelte die Stirn angesichts des Wetters und quälte mich zum Kleiderschrank. Mir war nicht nach Schule, aber dennoch war ich neugierig in Bezug auf das Bella-Drama, wie Jasper es genannt hatte. Ich aß ausgiebig zum Frühstück, damit ich einmal nicht hungrig zur Schule kam und schüttete mir meinen Kaffee in einen Thermobecher, um ihn mitzunehmen.  Fast hätte ich dabei den Kaffee über meine Hand verschüttet, aber es ging gerade so nochmal gut. Ich seufzte und sammelte mich kurz. Das Gespräch mit Jasper hatte ich nicht vergessen und er hatte mich tatsächliche das ganze Wochenende in Frieden gelassen, wie auch der Rest der Cullens. Waren sie vielleicht sauer? Ich war verunsichert von dieser plötzlichen Funkstille, auch wenn es genau das war was ich gewollt hatte.

Wie immer kam ich früher als nötig bei der Schule an, da ich zu schnell gefahren war. Allerdings waren die Cullens schon da und unterhielten sich angeregt. Nur Jasper bemerkte mich wie immer sofort, die anderen schienen zu vertieft ins Gespräch zu sein.

Ich stieg aus und wollte gerade zu den anderen hinüber gehen, als ich von Taylor abgefangen wurde. „Hey Balvert, na wieder gesund?" Für einen kurzen Moment brachte er mich aus dem Konzept, bis es mir wieder einfiel. „Ähm ja, geht wieder. Fiese Grippe, ich lag die ganze Woche flach." Taylor grinste ein wenig, dann zwinkerte er. „Schon klar. Hey hör mal, Mike hat versucht dir deine Hausaufgaben vorbeizubringen. Er sagte dein Auto wäre nie da gewesen und du hättest die Tür nicht geöffnet." Ich runzelte die Stirn, was wollte er mir damit sagen? „Er kann auch kein Auto sehen wenn das bei uns in der Garage steht zum Reparieren." Antwortete ein gut gelaunter Emmett ihm an meiner statt. Ich zuckte nur zustimmend mit den Schultern und Taylor grinste immer noch. „Ja wie auch immer, mich juckt es nicht wo du warst. Wollte dich nur warnen, nicht dass die falschen Leute von Mike informiert werden." Ich nickte dankbar. „Ja das ist lieb von dir, ich werde nachher mal mit ihm reden." Ich wollte gerade schon mit Emmett zu den anderen Cullens gehen, als mich Taylor abermals unterbrach. „Ach und nochetwas. Mein Bruder hat wieder nach dir gefragt. Keine Ahnung was das zwischen euch ist..." er blickte kurz verunsichert zu Emmett „... aber meld dich mal bei ihm. Er nervt mich ständig damit." Es war als würde mich plötzlich wieder die Realität einholen. „Ja mach ich, danke." Antwortete ich kühl und ging dann mit Emmett zusammen zu den anderen Cullens. „Danke" sagte ich schlicht zu Emmett und nun grinste er wieder spitzbübisch. „Kein Ding Ms. Ich bin dann mal spontan weg und hinterlasse Chaos. Wusste ja dass dir nichts einfällt." Ich wollte gerade ansetzen um ihm meine Meinung zu geigen da spürte ich eine Woge der Ruhe. Sie ging von Jasper aus, der mich mit gerunzelter Stirn ansah. Ich begrüßte ihn mit einem vorsichtigen „Hey" und er lächelte nun. „Guten Morgen." Sagte seine sanfte melodische Stimme. Er zog mich zu sich in eine Umarmung und Emmett stieg sofort wieder in die hitzige Diskussion zwischen Rosalie und Edward ein. „Es ist mir egal was du denkst! Du solltest dich von ihr fernhaften, sie ist keine von uns!" Zischte Rosalie gerade Edward an. Dessen Haltung wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch versteifter und aufrechter. Er zeigte auf mich „Sie ist auch keine von uns und gegen sie sagst du nichts! Außerdem ist es meine Entscheidung." Ich spürte wie nun auch Jasper sich neben mir anspannte. „Pass auf was du sagst." Sagte er bedrohlich leise und ich hatte Mühe es überhaupt zu verstehen. „Jungs Jungs, beruhigt euch, wir sind in der Schule. Lächelt und geht in den Unterricht. Oder nein lächelt lieber nicht, das tut ihr eh nie." Alice kicherte und schob sich mit ihrem elfenhaften Körper zwischen die Streithähne. Diese schienen dadurch erst aus ihrem Anstarrwettbewerb zu erwachen und nahmen die neugierigen Blicke ihrer Mitschüler wahr. Erst dann entspannten sie sich und setzten wieder ihre Maske auf. Ich nahm Jaspers Hand und zog ihn  sanft in Richtung des Hintereinganges.

„Was wollte Taylor?" Fragte mich Jasper als wir vor meinem Spind standen. Ich schnaubte und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast es doch eh gehört." Er nickte. „Aber ich möchte dass du es mir erzählst. Ich kann zwar nichts für meinen Hörsinn, aber ich kann wenigstens versuchen dir auch Privatsphäre zu geben." Ich musste lachen. „Jasper, du Heuchler!" Ich schlug ihm leicht gegen die Brust, soetwas albernes. Aber zumindest bemühte er sich, weshalb ich ihm dann auch wieder ernster antwortete. „Mike hat wohl festgestellt dass an meiner ‚Erkältung' letzte Woche vermutlich gar nicht so viel dran ist. Wenn ich Taylor richtig verstanden hab, hat er wohl täglich vorbeigeschaut." Jasper zog die Augenbrauen hoch. „Er ist ja sehr bemüht."  Sagte er finster und starrte in den Gang hinter mir. „Was soll ich tun. Außerdem hat er ja bald bestimmt schon eine neue Liebe in Bella gefunden. Armes Ding, vielleicht sollte ich sie warnen." Jasper blieb erst still, dann antwortete er sichtlich um seine Wort bedacht, „Vielleicht wäre es gut wenn Bella sich in ihn verliebt. Das würde uns vieles ersparen und ihr auch." „Wie meinst du das Jas?" Fragte ich ihn ernsthaft verunsichert. „Rosalie hat schon Recht." Mehr sagte er dazu nicht, doch die unausgesprochenen Worte hingen in der Luft. „Aha und soll ich mir auch einen anderen Typ suchen?" Jaspers Blick huschte zu mir, als hätte ich ihn geschlagen. Er sah mir in die Augen, doch blieb zu meiner Verwunderung still. „Jasper?" Er blies die angestaute Luft aus, die er so gar nicht benötigte und  blickte zum Boden. „Ja vielleicht wäre es auch für dich besser, wenn du jemanden normalen findest." „OK schön. Aber ich will niemand normales, ich möchte mit dir zusammen sein." Er rieb sich die Stirn. „Ich weiß. Ich sagte ja auch nur dass es besser wäre." Erst schwieg ich, dann traten mir Tränen in die Augen. „Besser für mich oder besser für dich?" Fragte ich ihn leise. Er zuckte kaum merklich zusammen. „Vergiss was ich gesagt habe. Das war unangebracht von mir. Ich möchte natürlich mit dir zusammen sein und du bist mir sehr wichtig." Ich wischte unauffällig eine Träne weg und schloss meinen Spind. „Ich muss jetzt zum Unterricht." Jasper hielt mich am Arm zurück. „Eins noch." Ich nickte und wartete darauf dass er weitersprach. „Hast du vor ihn anzurufen?" Ich brauchte kurz um zu schalten, als mir dann aber Taylors Bruder einfiel schüttelte ich resigniert den Kopf. „Nein. Werd ich nicht." Jasper nickte und ließ mich los. Er verabschiedete sich kurz von mir und ging dann zum Nebengebäude und seinem Unterricht.

In der Mittagspause betrat ich die Cafeteria und hielt nach Mike Ausschau. Ich musste noch ein ernsthaftes Wörtchen mit ihm reden, schließlich wollte ich nicht dass meine Lüge bezüglich letzter Woche aufgedeckt wurde. Ich entdeckte ihn bei Jessica, Angela, Taylor und zu meinem Erstaunen auch Bella am Tisch. Wie erwartet galt sein ganze Aufmerksamkeit Bella. Es war schon fast armselig dabei zu zusehen, wie verzweifelt er versuchte eine Freundin zu finden. Kurz zögerte ich, wohlwissend dass Jasper und Emmett und auch Rose mich bei sich am Tisch erwarteten. Dann setzte ich mich allerdings zum Erstaunen aller neben Jessica, mit dem Rücken zu den Cullens. Jaspers Worte hatten in mir Zweifel geweckt und sie hatten mich irgendwie verletzt. Ich wusste dass er das spürte, aber war mir nicht sicher, ob er es in den richtigen Kontext einordnete. „Hey Leute" begrüßte ich die Gruppe um Bella nun. Alle sahen mich an und nur Jessica antwortete zunächst mit einem schnippischen „Hey.. ähm, hast du dich verlaufen? Die Cullens sitzen dort drüben." Ich zuckte mit den Schultern und begann meinen Apfel zu schneiden, der vor mir auf dem Tablett lag. „Ja ich weiß. Aber ich wollte bei euch sitzen. Stört es euch?" Ich blickte sie betont freundlich an und diesmal antwortete Mike mir. „Nein überhaupt nicht. Schön dass du wieder da bist. Ich wollte dir ja auch deine Aufgaben vorbeibringen, aber es hat keiner aufgemacht." Ich zuckte unschuldig die Schultern. „Ich lag total flach und hab fast die ganze Zeit geschlafen, wahrscheinlich hab ich die Klingel nicht gehört." Sein Blick verriet mir, dass er skeptisch war, weshalb ich Augen klimpernd hinzufügte, „Aber super lieb von dir dass du dir die Mühe gemacht hast! Das tut mir so leid dass ich dich nie gehört hab. Über ein bisschen Gesellschaft hätte ich mich natürlich gefreut. Krank sein ist so öde!" Damit schien ich ihn wieder um den Finger gewickelt zu haben und er lächelte „Kein Problem. Ich gebe dir die Zettel einfach nachher. Hauptsache du bist wieder gesund!" Ich nickte und lächelte ihn an, danach fingen die normalen Gespräche wieder an. Innerlich klopfte ich mir selbst auf die Schulter. ‚Katastrophe abgewendet.' Dachte ich nun und beobachtete wie die Jungs um Bellas Aufmerksamkeit buhlten. Dabei entging mir ein stechender Blick in meinem Rücken nicht, den ich während der gesamten Mittagspause auf mir spürte. Gedanklich konzentrierte ich mich darauf eine Mauer aufzuziehen. Ich wollte nicht dass Jasper wusste was ich fühlte.

Ungefähr nach der Hälfte der Pause zog ich dann mein Handy heraus und sah eine Nachricht von Paul. Ich schmunzelte und begann direkt eine Nachricht zu tippen. ‚ Mal wieder Zeit für einen Strand-Spaziergang :) ?' Nach nicht mal einer Minute kam eine Nachricht. ‚Na klar Süße. Sag mir wann und wo ;).' Ich grinste nun und schüttelte leicht den Kopf, dieser Macho. „Ist was?" Fragte mich Jessica nun. Ich schüttelte den Kopf. „Nein nein, alles gut, nur eine Nachricht von einem Freund." Sagte ich betont freundlich, ihre Neugierde und unfreundliche Art ignorierend. ‚Nach der Schule? 3 pm.' Sofort kam die Nachricht ‚Alles klar, ich hol dich ab Baby.' Schnell schrieb ich zurück. ‚Könnte das nicht Ärger geben wenn du herkommst?' ‚Eben drum. Also 3 pm. Ich werd da sein.' Nervosität durchfuhr mich und gleichzeitig eine freudige Anspannung, ich konnte Jasper eins auswischen für seinen blöden Spruch heute Morgen und gleichzeitig einen guten Freund treffen. Zudem war das Teil meiner Selbstständigkeit, die mir Jasper einfach lassen musste. Paul weckte in mir eine dunklere Seite, die Adrenalin besessene Seite, voller Übermut und vielleicht auch krimineller Energie. Ich mochte es zur  Abwechslung mal nicht alles von A-Z zu strukturieren und diszipliniert meine Zeit zu verbringen. Schließlich war ich ein Mensch und ich wollte leben. Und so sehr ich Jaspers militärische Disziplin bewunderte, so sehr verzerrte es mich auch nach ein bisschen entspannter Zeit, in der man den Ernst  des Lebens vergessen konnte.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt