Kapitel 31

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Wir trabten nebeneinander her und kabbelten uns immer mal wieder. Gerade nagelte ich Elisa auf dem Boden fest, als ich im Augenwinkel einen Schatten wahrnahm, der schnell durch die Bäume huschte.

Meine Augen verengten sich automatisch und meine Wölfin polterte in meinem Inneren.

>>Chuck!<<, versuchte ich meinen Mate zu erreichen, als ich den Geruch nicht einordnen konnte und dieser Wolf scheinbar aus einem anderen Rudel stammte.

>>Vivi? Was machst...<<, Elisa neben mir hatte sich aufgerichtet und ich zeigte Chuck, was ich soeben gesehen hatte. Damit hatte ich ihn unterbrochen.

Ich merkte wie er unruhig wurde und diese Unruhe übertrug sich auch auf mich. Knurrend folgte ich der Spur des fremden Wolfes und nun schloss auch unser Begleitschutz zu uns auf.

Elisa hechtete neben mir her und immer wieder hörte man vereinzelnd Wölfe heulen. Chuck trommelte die Kämpfer des Rudels zusammen und immer mehr von ihnen schlossen sich uns an. Natürlich alle ein ganzes Stück größer, als Elisa und ich.

Schließlich stieß auch Chuck zu uns und wies andere Wölfe an, den Eindringlich zu umzingeln. Wir schossen weiter durch den Wald und sprangen schließlich einen Vorsprung hinunter. Knurrend umzingelten wir den gefleckten fremden Wolf und als er den Kopf hob, erstarrten Chuck und Nate.

>>Alex!?<<, sofort änderte das Rudel seine Haltung und einige Wölfe schnappten immer wieder nach ihm.

>>Der Alex?<<, ich sah zu Chuck hoch und er nickte. Ich knurrte.

Selbstzufrieden bleckte Alex die Zähne in Chucks Richtung und Chucks Knurren war so grollend, dass es mir durch Mark und Bein ging. Ich wusste, dass Chuck mit ihm über die Gedanken kommunizieren konnte und vermutlich provozierte Alex ihn ziemlich.

Plötzlich sprang Chuck vor und biss dem kleineren Wolf in den Hals. Dieser wehrte sich nach Leibeskräften, doch Chuck war um einiges größer und ließ seinen gesamten Frust an dem Kleinen aus. Aber seltsamerweise hatte ich kein schlechtes Gewissen, dass ich nicht eingriff.

Ich dachte an alles, was letzten Abend passiert war und was hätte Elisa und mir passieren können. Elisa neben mir knurrte zustimmend, als sie meine Gedanken mitbekam.

Das Rudel wurde immer unruhiger und die meisten knurrten schon ziemlich laut.

>>Wenn Chuck ihn umbringt herrscht Krieg.<<, Nate war neben mich getreten und ich sah mit großen Augen zu wie Chuck Alex durch die Luft schleuderte.

>>Dann werde ich mal zu sehen, dass er ihn nicht umbringt.<<, Chuck preschte los in Richtung Alex, doch ich sprang ihm in den Weg.

Mit angelegten Ohren knurrte ich ihn an und sofort veränderte seine Haltung. Das gesamte Rudel hielt die Luft an und beobachtete uns genau.

>>Hör' auf, Chuck. Es bricht Krieg aus, wenn du ihn umbringst. Ich denke, er hat seine Lektion gelernt.<<, Chuck knurrte und legte ebenfalls seine Ohren an.

Seine Augen waren pechschwarz und kurzzeitig hatte ich wirklich Angst vor meinem Mate. Ich sah, wie es in ihm kämpfte, doch dabei konnte ich ihm gerade nicht helfen. Meine Aufgabe war es, ihn zu beruhigen und zur Vernunft zu bringen.

>>Chuck!<<, seine Augen klärten sich langsam auf. Plötzlich knickte er mit den Hinterläufen ein und machte sich deutlich kleiner. Seine Ohren hingen zur Seite und ich wand mich ab.

Nochmal atmete ich tief durch und sah zu Elisa. Mit hocherhobenem Haupt lief ich aus dem Kreis und würdigte Chuck nicht eines Blickes. Das war die größte Bestrafung für ihn. Ich kappte die Matetelepathie und verschloss mich vollständig vor ihm.

Alex blutete stark über dem rechten Auge und auch an seinem restlichen Körper machte ich deutliche Spuren aus.

>>Collin, Logan!<<, ich blieb stehen und wand mich zu den Beiden. Sie hoben sofort aufmerksam die Köpfe.

>>Begleitet ihn zu seinem Gebiet und achtet darauf das er ja in die richtige Richtung geht. Noch so ein Angriff und er kann sich von seinem Leben verabschieden.<<, die Beiden nickten und schon trabten sies auf den gefleckten Wolf zu.

Treibend zwickten sie nach seinen Hinterläufen. Jaulend lief er voraus und unsere Aufpasser folgten ihm.

>>Habt ihr nicht alle Arbeit!? Zurück auf eure Posten!<<, ich hob den Kopf und knurrte laut. Mit gesenktem Kopf liefen die Wölfe in unterschiedliche Richtungen.

Chuck fiepte, als schließlich nur noch Elisa, Nate, Aiden, Miles, er und ich auf der Lichtung standen. Kopfschüttelnd sah ich ihn an und wappnete mich schon mal gegen den Schmerz. Doch darauf konnte ich nicht vorbereitet sein.

Der schwarze Wolf lag zusammengerollt auf dem Boden und blickte mich an. Knurrend schickte ich die anderen weg und tapste dann auf meinen Mate zu. Zögernd hob er den Kopf und ich blickte ihm geradewegs in die Augen. Seine Augen.

Diese Augen, die mich vom ersten Tag an verzaubert hatten. Diese Augen die zu glühen schienen. Diese Augen, die vor Liebe zu mir sprühten.

>>Steh schon auf.<<, ich stupste ihn an und jaulend richtete er sich auf.

Während er sich wieder auf seine Pfoten schwang, hörte ich, wie sich Nate und Elisa entfernten. Chuck hielt immer noch den Blick gesenkt, als er neben mir her trottete.

>>Chuck...<<, seufzend sah ich zu ihm auf und er erwiderte meinen Blick zögernd.

>>Vivi, ich wollte dich nicht angreifen und auch nicht anknurren. Ich weiß gar nicht, was mit mir los war.<<, er schüttelte seinen gewaltigen pelzigen Kopf und ich trabte los. Langsam folgte er mir.

>>Das weiß ich doch. Meine Aufgabe, als Luna ist es nun mal, dich vor solchen Dummheiten, wie gerade eben zu bewahren. Ich halte das schon aus, wenn du mich mal anknurrst. Nur ob du es aushältst, dass ich dich dann mal ignoriere, ist die andere Frage.<<, kurz schmiegte ich mich an ihn und er lachte hustend.

Da war wieder mein alter Chuck, den ich so liebte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 04, 2021 ⏰

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Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen WerwölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt