2. Ein unerwarteter Besuch

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Sonne durchflutete das kleine Wohnzimmer. Es war ein warmer Frühsommertag, alle Bäume grünten und die Farben schienen intensiver zu leuchten als sonst. Das kleine Haus war umgeben von Schmetterlingen und Bienen, die die Blumen in dem wilden, aber durchaus schönen Garten umflogen. Vom Haus konnte man das in der Sonne glitzernde Meer sehen, das heute fast schon sanft an die Felsen brandete. An solchen Tagen wusste Remus, warum er gerne hier lebte. Außerdem war Vollmond schon lange genug vorbei und trotzdem noch weit genug weg, dass es ihm gut ging. 

Trotz des schönen Wetters saß Remus jedoch auf dem Fußboden im Wohnzimmer und versuchte den Zauberstab seines Vaters dazu zu kriegen, dass seine Spitze leuchtete. Lyall hatte entschieden, die Regeln des Zaubereiministeriums, was Zauberei Minderjähriger betraf, insofern außer Acht zu lassen, dass Remus nicht nach Hogwarts gehen konnte, sein Vater aber der Meinung war, dass er trotzdem zaubern lernen sollte. 

Ansonsten war das Zaubereiministerium sowohl der Ort, an dem Entscheidungen für die Zaubererwelt getroffen wurden, als auch der Ort für Gerichtsverhandlungen. Es gab viele Abteilungen, die sich zum Beispiel mit dem Umgang mit Tierwesen oder auch mit Muggeln befassten und aufpassten, dass die magische Welt verborgen blieb. 

Auch Remus' Dad arbeitete im Ministerium, in der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit. Er liebte seinen Job und erzählte Remus oft von Begegnungen mit Zauberern aus anderen Ländern und wie wichtig es war, länderübergreifend Kontakt zu haben und offen füreinander zu sein. Lyalls Stelle war sicherlich nicht lukrativ, aber er war mit ganzen Herzen dabei und das sei, was zähle, meinte er. 

Remus war seinem Vater jedenfalls unendlich dankbar, dass er Magie üben durfte und dass er ihm so viel er konnte beibrachte und so brütete er über einem Zaubereibuch und versuchte den Schwung des Zauberstabs sauber auszuführen. Lyall hatte ihm erklärt, dass es sicherlich einfacher wäre, wenn er seinen eigenen Zauberstab hätte, denn Zauberer und Zauberstab passen auf ganz eigene Weise zusammen, aber zum Üben überließ er seinem Sohn seinen eigenen. 

Lyall war groß und schlank, hatte braune Haare und grüne Augen. Man konnte jetzt schon erkennen, dass Remus seine Gesichtszüge geerbt hatte und auch die grüne Augenfarbe kam von ihm. Remus' Haar jedoch war hellbraun, wie das von Hope und Lyall sagte immer, er sei vom Wesen her seiner Mutter sehr ähnlich. 

Vor gar nicht langer Zeit war Remus elf Jahre alt geworden und er wusste, dass er diesen September nach Hogwarts hätte gehen sollen, aber er schob den Gedanken immer beiseite, wenn er ihm kommen sollte, denn er wusste genau, warum er die Schule nicht besuchen konnte. Er hatte sich aber dennoch vorgenommen, ein guter Zauberer zu werden und so wusste er jetzt schon viel mehr über die magische Welt, als viele andere junge Zauberer, die Hogwarts noch nicht besuchten. Wegen dem Zauberstab könne man vielleicht auch etwas machen, sagte Lyall und das stimmte Remus zuversichtlich. 

Er wagte einen neuen Versuch von Lumos und tatsächlich begann die Spitze des Zauberstabs ein wenig zu leuchten, sodass Remus breit grinste und sofort losgehen und es Lyall zeigen wollte. Als er jedoch gerade aufstehen wollte, hörte er Stimmen durch das offene Fenster aus dem Garten ins Wohnzimmer dringen. 

Die eine gehörte seinem Dad: „... aber Sie sind sich ganz sicher?" 

„Oh ja ganz bestimmt, sonst hätte ich mich nicht entschieden Sie heute zu besuchen. Im Übrigen sind diese Blumen wunderschön." 

Den Besitzer der zweiten Stimme kannte Remus nicht und wunderte sich, wer dieser Besuch sein konnte. 

„Ich... ich danke Ihnen vielmals, aber das ist gefährlich und er hat sich damit abgefunden, dass es nicht geht. Ich meine, niemandem soll etwas passieren und Remus will das am allerwenigsten", sagte Lyall. 

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt