Tage vergingen. Die Stunden zogen sich wie der alte und lästige Kaugummi an meiner Schuhsohle, in den ich mal wieder getreten war, als ich aus der U-Bahn stieg.
Angeekelt verzog ich mein Gesicht und versuchte diesen an dem nächstbesten Bordstein mit meinem Fuß abzubekommen, was mehr oder weniger auch funktionierte.
Kurze Zeit später betrat ich die Schule oder wie ich sie auch gerne nannte, den Ort der Lästerein und Zickenkriege.
Seien wir mal ehrlich, das Leben in der Oberstufe ist nicht wie das in all den Filmen. Es gibt keine Badboys in Lederjacken, hinter welchen jedes Mädchen her war. Es gab keine Machtkämpfe unter den Schülern. Es gab keine Streber, die durch ein kleines Make over beliebt wurden, weil sie in Wirklichkeit bereits vorher schön waren, es nur niemand gesehen hatte. Es gab keine Traumprinzen, die dich auffangen würden, wenn du malwieder zum hundertsten mal über deine Tasche stolperst. Nein. In Wirklichkeit bist du auf dich alleine gestellt und fällst, wenn du nicht aufpasst, auf die Nase. Ich will ja keine Träume platzen lassen, aber es wird nicht der beliebteste Junge der ganzen Schule zu dem Außenseiter kommen und dir helfen, wenn dich erneut jeder auslacht. Das ist die Realität, auch wenn sie erschreckend sein mag.
Die Schüler werden lästern über jeden der anders ist, das liegt in deren Natur, so traurig es auch sein mag. Egal ob man anders aussieht, einen anderen Charakter hat oder einfach etwas für sie Seltsames getan hat.
Und wenn man mal wieder vergaß sich neue Kopfhörer zu kaufen, wie ich es tat, musste man sich den Humbuck sogar anhören.
Zudem hatte ich schlechte Laune. Mein Kopf brummte schon seit heute Morgen und ich war müde. Verdammt müde. Jedoch kannte ich den Grund. Ich war selbst Schuld, dass ich die halbe Nacht an Candy Crush saß und die Zeit komplett vergaß.
So kam es auch, dass ich erst um 2 Uhr nachts merkte, dass ich schon wieder in den Tiefen meines Handys versunken war und ich nur noch 4 Stunden Schlaf haben würde, wenn ich sofort eingeschlafen wäre. Doch selbst das funktionierte nicht. Denn als ich mein Handy ausschaltete und mich letztendlich schlafen legte, brachte die Stille mich, wie so oft, zum Nachdenken.
Ich wollte wissen, was auf diesen Dokumenten war, welche ich mit Jungkook gefunden hatte. Das Handy, welches mir Jungkook gab, konnte ich auch nicht benutzen, da dieses nur in seiner Welt funktionierte und er zudem nur die Bilder mit seinem Handy schoss. Jedoch war bereits eine Woche vergangen und ich konnte nicht zurück. Vielleicht musste ich nur noch etwas länger warten."Pass doch auf" brummte eine helle Stimme neben mir, wodurch ich letztendlich wieder aus meinen Gedanken geworfen wurde.
"Sorry" murmelte ich und merkte erst, dass ich die Person wohl so stark angerempelt hatte, sodass wir beide nun auf dem Boden saßen.
Ein Lachen ertönte von den Schülern in den Gängen, welche alles beobachtet hatten. Ich sagte doch, Schüler ergötzen sich über das Leid der anderen. Hauptsache sie kommen selbst heil davon.
Schnell sammelte ich meine Sachen ein und wollte gerade wieder aufstehen, als mich eine Schwindelwelle förmlich überrollte.
Schmerzend schloss ich meine Augen, in der Hoffnung diese würde schnell wieder vergehen.Vielleicht hätte ich doch heute morgen noch etwas Essen sollen.
"Chaeyoung, geht es dir gut?" fragte mich das Mädchen, welches ich zuvor noch angerempelt hatte. Doch erst jetzt erkannte ich die Stimme und riss die Augen auf, welche sofort auf ihr landeten.
"Jennie" flüsterte ich.
Wie lange hatte ich nicht mehr mit ihr geredet? Das war Jahre her. Doch damals war alles anders. Wir waren unzertrennlich und nun das genaue Gegenteil.
"Oh Gott Chaeyoung du blutest aus der Nase" rief sie erschrocken.
Ich starrte sie jedoch weiterhin nur erschrocken an. Sie sorgte sich um mich, wie früher. Warum das? Ich war doch Schuld, dass unsere Freundschaft in die Brüche ging.
"Verdammt noch mal, habt ihr nichts besseres zu tun als zu Gaffen? Jetzt geht oder ich werde dafür sorgen und glaubt mir das wollt ihr nicht" schrie Jennie förmlich alle, die sich um uns herum versammelt hatten, an.
Ein kleines Lächeln umschloss meine Lippen. Sie war noch immer so furchtlos wie früher und das bewunderte ich so an ihr. Viele hatten Respekt vor ihr und ihre Drohung schien zu wirken, denn die Schüler ließen uns bald alleine.
"Chaeyoung, wir sollten zur Schulkrankenschwester. Dir geht es doch nicht gut" meinte sie und tupfte mir sanft das Blut unter meiner Nase mit einem Taschentuch, welches sie aus ihrer Jackentasche zog, weg.
Doch der Schwindel nahm nicht ab. Er wurde schlimmer und spätestens jetzt wusste ich, dass es nicht mehr durch den Schlafmangel aufgrund meiner Handysucht kam.
"Jennie, es geht schon. Ich brauche nur kurz frische Luft. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Geh du lieber in deine Klasse bevor du zu spät kommst."
Etwas unsicher sah sie mich an: "Sicher? Soll ich nicht mitgehen? Ich weiß, dass wir uns in den letzten Jahren ganz schön auseinandergelebt haben, aber ich will dir helfen."
"Ich weiß das zu schätzen, aber da ist eine Sache die ich alleine bewältigen muss" und kurz darauf stand ich mit zittrigen Beinen auf und lächelte ihr noch kurz zu. "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin hart im nehmen." Dann drehte ich mich um und ging so schnell es ging um die nächste Ecke, jedoch keine Sekunde zu spät, denn im nächsten Augenblick verschwand die Schule um mich herum und ich landete mitten auf einer Couch in einem modern eingerichteten Wohnzimmer. Mein Schwindelanfall verschwand langsam. Jedoch ertönte ein leises "Rosi", welches verzweifelt nach mir rief. Ich wusste nicht ob ich es mir nur eingebildete hatte, ihre Stimme immer noch zu hören oder ob sie es tatsächlich war, die nach mir gerufen hatte. Wahrscheinlich war es Einbildung, zu hören wie Jennie nach mir rief, mit meinem alten Spitznamen, den ich zuletzt gehört hatte, als wir uns im Streit trennten. Damals als ich Abstand wollte, da mein Leben anfing zu bröckeln und um nicht sie auch noch in dieses tiefe Loch, aus Trauer, zu ziehen. Ich wollte nicht, dass jemand sie mit mir in Verbindung brachte, denn schon damals wusste ich, dass andernfalls auch sie einen schlechten Ruf bekam und zuletzt ausgestoßen werden würde. Genauso wie ich.
Und genau diese Erinnerung entlockte mir eine kleine Träne, welche sich ihren Weg an die Oberfläche bahnte und langsam meine Wange hinunterglitt, als ein leises und verzweifeltes "Nini" meinen Lippen entwich, der Spitzname den ich ihr damals gab.
Denn auch wenn ich es verleugnete, ich vermisste sie.
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Worlds Apart: Welcome to the World of Bangtan
FanfictionChaeyoung ist auf der Suche nach ihrem Vater, den sie nur noch dunkel aus Kindheitserinnerungen kennt, da er eines Tages plötzlich verschwand. Niemand wusste was damals wirklich geschah. Als sie Jahre später einem Signal aus dem alten Büro ihres Vat...