►Seufzend wischte ich gefühlt zum tausendsten Mal nach Links.
Das hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Als kompletter Neuling in der Dating-Welt vertraute ich den zahlreichen Magazinen und deren Lobeshymnen auf Online-Dating und versuchte mich darin. Nicht dass ich meinen Freundinnen nicht glaubte - denn sie schworen darauf. Trotzdem überkam mich jedes Mal ein unbehagliches Gefühl, wenn ich ihren Geschichten Glauben schenkte. Denn ich fühlte mich nicht, als wäre ich der Typ für eine bedeutungslose, schnelle Nummer. Oder vielleicht doch?
Flüsterte diese eine noch nie dagewesene Stimme in meinem Hinterkopf.Seit einem Jahr war ich von meinem langweiligen, idiotischen Ex, Jason, getrennt. Meine ganze Jugend hatte ich mit ihm verschwendet. Mit dreizehn hatte ich mich Hals über Kopf in meinen besten Freund verliebt, und er war mein Erster und Einziger gewesen.
Doch das Feuer, von dem meine Freundinnen immer sprachen, die brennende Leidenschaft, die einen förmlich verbrennt, das sprudelnde Verlangen, das einen in den Abgrund zieht - all das hatte zwischen uns gefehlt.
Es war die Gewohnheit und die Sicherheit, die mich bei ihm gehalten hatten. Unsere Beziehung war nicht aufregend, der Sex nicht erfüllend. Er war wie ein bester Freund für mich, und das erkannte ich erst jetzt. Er hatte sich von mir getrennt mit den Worten: "Wir haben uns verändert, Pen. Du hast dich verändert. Wir sollten nach vorne schauen und erwachsen werden."
Und mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete sich dieser Idiot für immer von mir. Ich war nicht einmal wütend. Zwischen unseren Jobs fanden wir sowieso kaum Zeit füreinander.
Wir telefonierten zweimal pro Woche und sahen uns höchstens am Wochenende.
Lagen nur noch auf dem Sofa und schauten Netflix, oder Jason beschwerte sich über alles und jeden.
Sex hatten wir nur noch an Feiertagen und unseren Geburtstagen.
Irgendwie hatte ich schon länger das Gefühl, dass wir uns voneinander entfernten. Doch ich nahm es einfach hin.
Nun war die Zeit gekommen, aus meinem alten Ich auszubrechen und etwas Unanständiges zu tun.Ich wischte und wischte, bis ich auf Massimo stieß. Haselnussbraune Augen, wunderschöne, volle Lippen, ein markantes Kinn und ein Dreitagebart, der sein schönes Gesicht perfekt umrahmte.
Mein Gott, ich war völlig fasziniert von diesem atemberaubenden, geheimnisvollen Mann. Auf unerklärliche Weise wirkte er gefährlich und zugleich anziehend, als könnte man mit ihm Abenteuer erleben, wie sie in Buche standen.
Ein Südländer, vermutlich Italiener, und siebenunddreißig Jahre alt. Warum nicht?
Sechzehn Jahre Altersunterschied waren nun auch nicht die Welt. Außerdem wollte ich nur Vögeln und ihn nicht gleich meinen Eltern vorstellen.
Der Bildschirm flackerte auf.Du hast ein Match!
In fett gedruckten Buchstaben stand es auf dem Bildschirm. Und darunter sein Bild! Mein Herz begann wie wild zu pochen.
Ping.
Plötzlich öffnete sich der Chat.Massimo schreibt...
Ach du scheiße! Ich glaubte, gleich umzukippen.
»Hallo schöne Snow White. Hast du gefunden, wonach du suchst?«
Snow White? Wie kam er darauf?
Ohne groß darüber nachzudenken, begann ich sofort auf der Tastatur zu tippen.»Hallo schöner Mann. Ich hoffe doch. Mein Daumen schmerzt schon vom ganzen Wischen.«
»Das Wischen hat für dich nun ein Ende. Ich würde dich gerne kennenlernen. Hast du heute Abend schon was vor?«
Ziemlich selbstsicher.
Kurz wägte ich ab. Ich könnte die ganze Nacht in einem Buch versinken oder ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen.»Eigentlich nichts, außer lesen.«
Nein. Das klang bescheuert. Nachher denkt er noch, ich wäre eine dieser langweiligen, Liebesroman Romantikerin.
Die Antwort lag auf der Hand. Ich löschte alles und tippte von vorn.»Scheint, als würde ich heute Abend deine Gegenwart genießen. Was schwebt dir denn vor?«
Massimo schreibt..
»Komm heute Abend gegen 21 Uhr ins Viennas. Zieh dir was schickes an. Ich werde drin auf dich warten. Nimm ein Taxi, fahr nicht selbst! Ich schicke dir gleich die Adresse.«
Ich wusste, dass die ganze Sache vielleicht zu schnell ging, aber ich hatte auch nichts zu verlieren. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust, mein nächstes Abenteuer nur in einem Buch zu lesen.
Jason hatte recht, wir mussten erwachsen werden. Immerhin sah ich auf seinem Instagram, dass er jedes Wochenende auf Partys ging und von Frauen umschwärmt wurde. Ich schüttelte den Gedanken schnell wieder ab.
Voller Vorfreude sprang ich unter die Dusche. Als ich fertig war, sah ich auf meinem Handy, dass er mir die Adresse des Clubs geschickt hatte. Also wagen wir es! Quietsche freudig eine Stimme in meinem Kopf.Ich öffnete Spotify auf meinem Handy und spielte meinen Lieblingssong von Stela Cole, "Love like Mine", ab.Ich war mir nicht sicher, was man im Viennas trug, geschweige denn bei einem Date. Also entschied ich mich kurzerhand für mein kürzestes Kleid.
Ganz nach dem Motto: Das Leben ist kurz, mein Kleid aber noch kürzer.
Das enge rote Kleid betonte meinen runden Po und meine blasse Haut vorteilhaft. Mein Busen war klein, eine Handvoll, aber der Herzausschnitt ließ mein Dekolleté ziemlich heiß aussehen.
Meine großen, braunen Augen umrahmte ich mit schwarzem Kajal und tuschte meine Wimpern, um sie noch größer erscheinen zu lassen. Zu guter Letzt zog ich meine höchsten schwarzen High Heels an. Mit meinen knappen 1,60 Meter musste ich mir keine Sorgen um die Höhe der Absätze machen. Selbst mit meinen höchsten Schuhen war ich immer noch kleiner als die meisten Männer.
Meine langen schwarzen Haare trug ich offen und gelockt. Mit einer Rundbürste und einem Föhn brachte ich meinen Pony in Form, sodass er in einem schönen, luftigen Bogen meine Stirn bedeckte.
Prüfend betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Unterwäsche zeichnete sich unschön ab, also entschied ich mich dazu, auf BH und String zu verzichten.
Obwohl ich mich total nackt fühlte, konnte ich die Aufregung nicht leugnen. Ich sah ein letztes Mal in den Spiegel und schickte mir selbst einen Kuss mit meinen vollen, roten Lippen.
Ich war erstaunt. Die Frau, die mir entgegenblickte, sah mir überhaupt nicht ähnlich. Massimo hatte recht, ich sah ein bisschen aus wie Snow White.
Nicht dass ich mich verkleidet fühlte, aber normalerweise würde ich mich nicht als sexy oder hübsch bezeichnen.
Ich war einfach durchschnittlich.
Gestärkt mit meinem neuen Selbstbewusstsein, griff ich nach meinem Mantel und verließ meine Wohnung.
Kurz vor neun Uhr wartete das Taxi bereits vor meiner Tür. Mit zitternden Knien stieg ich ins Auto und teilte dem Fahrer die Adresse mit.
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Snow White's Pleasure
Short Story»Tu nicht so, Snow White. Ich weiß, dass es dir gefällt. Deine Pussy ist schon feucht und bereit für mich. Sieh nur, wie nass du bist. Schmecke es selbst, öffne deinen Mund!« Penelope ist seit einem Jahr Single und auf der Suche nach dem sogenannten...