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Als wir am Schloss ankamen, stand meine Mutter am Hofbrunnen und wartete auf mich.
Kaum war die Kutsche zum Stillstand gekommen, kamen Wachen an die Tür und halfen Lucien, Caleesy und mir heraus.
"Agira komm bitte zu mir...", sprach meine Mutter zu mir, nachdem die Kutsche abgefahren wurde. Lucien und Caleesy folgte mir, hinter ihnen standen unsere drei Wachen. "Ja Mutter?"
"Lucien, Caleesy... Soweit ich weiß habt ihr Aufgaben zu erledigen...", sagte meine Mutter mit einem etwas strengen Unterton zu meinen Freundinnen. "Ja, natürlich.", antworteten beide und verließen uns dann.
"Also Mutter. Was ist so wichtig, das du meine Aufgaben, welche dir ja eigentlich sehr wichtig sind, unterbrechen musst?"
"Agira, wir müssen über den Ball sprechen..." "Über welchen Ball?" "Du wirst innerhalb der nächsten Wochen 18. Dementsprechend bist du dann hochzeitsfähig und wir müssen dir einen Mann suchen. Ein Ball ist da die beste und einfachste Lösung.", ich war ein wenig sprachlos, wir standen draußen am Brunnen und sie meint mir jetzt davon zu erzählen. "Dein Vater und ich haben auch schon einige Einladung an mögliche Prinzen geschickt, auch wenn dein Vater genauso wenig Motivation und Interesse zeigt, wie du.", ich blieb ruhig und wartete bis meine Mutter mich frei gab, danach machte ich mich auf den Weg ins Schloss.
Ich war meinem Vater schon immer sehr ähnlich... ich war genauso abenteuerlustig und ungezogen, allerdings verbot mir meine Mutter allerlei spannende Dinge und ich durfte nur an bestimmten Orten alleine sein.
Mein Leben war also als würde man einen Löwen ständig im Käfig zurückhalten. Aber ich hatte mir schon einen Plan ausgedacht, mit welchem ich aus dieser ganzen Prinzessinnen Geschichte ein für alle Mal raus komme. Der Ball schnitt aber leider dazwischen...

Als nächstes auf meiner Aufgabenliste stand: Büchereibesuch.
Lucien hatte heute extra noch Bücher gekauft, um sie nun mit mir zu lesen und mir mehr über die alten Geschichten und Sagen beizubringen.
Ich gab also meinen Mantel an einen der Bediensteten und begab mich in Richtung Bibliothek.
Dort angekommen kam mir schon der Duft von Kakao und Keksen entgegen.
"Hey... Was hast du heute für Geschichten vorbereitet?", fragte ich sie, während ich mich auf einen der Sessel setzte.
"Wir beschäftigen uns heute mit den Sagen über die Element-Götter. Ich habe ein paar zusätzliche Bücher gekauft und mir gerade noch kurz angeschaut. Es kann also direkt los gehen..." "Deshalb auch die Kerzen in grün, blau, gelb und rot?" "Ja genau, du weißt ich mag es, mit der richtigen Stimmung zu lesen und naja, so bekommt man vielleicht eine noch passendere Stimmung.", lächelte sie mir entgegen. Und dann fing sie an aus den Büchern vorzulesen und mir davon zu erzählen...

"Also... es heißt, das vor vielen, vielen Jahren einmal eine Familie gelebt hat. Sie bestand aus den zwei Eltern und deren vier Kindern. Jedes Kind hatte einen besonderen Namen, mit besonderer Bedeutung. Allerdings gab es noch etwas besonderes an ihnen. Es waren beide Male Zwillinge...
Azar und Mira, die Erstgeborenen. Danach kamen Lin und Rey.
Die Geschwister ergänzten sich gegenseitig, wie es die Elemente auch tuen.
Azar und Mira waren nach den Elementen Feuer und Wasser benannt. Während Azar also immer recht aufgewühlt, wie das Feuer, war, war Mira ruhig und stetig, wie das Wasser in einem See.
Bei Lin und Rey war es ähnlich... Lin war immer sehr verschlossen und ruhig, aber Rey konnte mit jedem über alles reden und war voller Energie.
So entstand also das Gerücht, das diese Familie nicht normal war. Die Eltern hatten ihre Kinder früh benannt und die Kinder hatten sich nach ihren Namensbedeutungen entwickelt. Das konnte zur damaligen Zeit kein Zufall sein...
Daher wurde die Mutter als Hexe bezeichnet und der Vater verspottet. Hexen wurden als Strafe auf den Scheiterhaufen gebracht und dort verbrannt. So sollte es auch der Mutter gehen...
Der Vater durfte mit seinen Kindern zu der 'Veranstaltung' und sie sollten sehen, was mit den Kindern passiert, wenn sie danach nicht flüchten würden... Allerdings kam es nie dazu.
Als das Feuer entfacht wurde und Azar sah, wie seine Mutter langsam anfing in den Flammen unterzugehen, schrie er, das das Feuer ruhen und seine Mutter befreien solle. Niemande beachtete ihn, bis er mit erhobenem Haupt auf den Holzhaufen kletterte und das Feuer erlosch.
Mira, Lin und Rey konnten nicht mit ansehen, wie die Wachen versuchten das Holz wieder anzuzünden und Azar mit zu töten. Also schrien auch sie... Solle der Regen herab fallen. Solle der Wind jeden um stürmen. Solle die Erde beben. 
Und wie es bei Azar auch passiert war, dauerte es nicht mal ein Wimpernschlag, da regnete es aus Eimern, da stürmte es, als wäre Gott erzürnt, da bebte es, als würde die Erde erwachen. Allerdings verschonte es die Familie... Sie konnten fliehen und zogen sich zurück. Erst alle gemeinsam, doch nach ein paar Jahren ging jeder seinen Weg...
Azar wohnte von nun an in einer Höhle, weit oben am Vulkan, wo es viel zu heiß für Andere war.
Mira hatte sich eine Hütte auf dem Ozean bauen lassen, an einer Stelle, wo jedes Schiff zu sinken drohte.
Lin wohnte in einer Höhle, tief unter der Erdoberfläche, zusammen mit allerlei Erdbewohnern, die ihr beim überleben halfen.
Und Rey wohnte auf einem Berg, welcher für seine Stürme bekannt war.
Langsam aber sicher, verbreitete sich der Glaube, es seien vier Götter.
Azar war der Gott, der über Feuer und Flamme herrschte.
Mira kontrollierte das Wasser und den Regen.
Lin bestimmte über Erde und Pflanzen.
Und Rey konnte Luft und Wind verstehen.
Nach einiger Zeit hatten sich auch die Bewohner der Dörfer jeweils einem Gott zugeordnet. So entstanden vier Bezirke. Sie alle verstanden sich, aber dennoch wollte man eine Verbindung vermeiden, denn es könnte die Götter zornig machen. 
In der zwischen Zeit, waren alle vier Geschwister in Frieden am leben und hatten sich manchmal noch getroffen.
Als sie allerdings mitbekamen, was sie angestellt hatten, wurden sie wütend aufeinander. Jeder gab dem anderen die Schuld dafür, obwohl sie alle wussten das sie eigentlich nichts damit zu tun hatten. 
Vor allem die Zwillinge wurden jeweils aufeinander wütend und versuchten mit leichten Katastrophen den anderen zu ärgern...
Tatsächlich steht bis heute in vielen Büchern, das sie sich immer noch streiten und daher die verschiedenen Naturkatastrophen kommen.
Außerdem wird oft davon gesprochen, das es immer noch Nachfahren gibt. Welche die Elemente kontrollieren können. Allerdings weiß man überhaupt nicht ob es überhaupt noch Menschen gibt, die von diesen Sagen wissen, ohne die Bücher gelesen zu haben..."

"Oh wow. Das war mal eine verrückte Sage!", sagte ich, nachdem Lucien ihr Buch zur Seite gelegt hatte. "Ja das stimmt, aber irgendwie wäre es auch spannend, wenn es immer noch so wäre, oder es tatsächlich noch Nachfolger gibt!", ich musste lachen. Es amüsierte mich immer zu wenn Lucien direkt in einen Wahn verfiel, nachdem sie eine neue Sagen gelesen hatte. Sie versuchte dann, dem Ganzen auf den Grund zu gehen und heraus zu finden, ob es wirklich wahr ist oder ob es sich nur um eine Lüge handelt.
Ich verabschiedete mich von ihr und verließ die Bücherei dann.
Als nächstes wartete das Abendessen auf mich, also ging ich zum Saal, indem der Esstisch stand.

Meine Eltern warteten schon auf mich und kaum saß ich auf meinem Platz, kamen auch schon die Diener und brachten das Essen. 
"Mutter, Vater?" "Ja?" "Kennt ihr die Sage der Element-Götter?", sie schwiegen...
"Lucien hat sie mir heute vorgelesen. Ich fand sie ganz interessant und habe mich gefragt ob ihr auch schonmal davon gelesen habt, weil es heißt nicht viele kennen sie... Was ist los?", sie starrten nur auf ihre Teller. "Schmeckt das Essen nicht? Geht es euch beiden gut?!" "Es geht uns gut. Und ja wir... wir kennen die Sage.", sprach mein Vater dann endlich. "Aha..", antwortete ich immer noch verwirrt über ihre Reaktion.
Nach dem Essen wollte ich auf mein Zimmer gehen, aber meine Mutter hielt mich auf. "Agira. Da gibt es etwas, was du wissen solltest...", so nahm sich mich mit.
Wir gingen in Richtung Westflügel. Dort angekommen schloss sie eine Tür auf, es ging in den Turm...
Bisher durfte ich nie auch nur ansatzweise in die Nähe des Turm. Mutter meinte immer, es sei gefährlich, es könnte was einstürzten, weil es schon so alt ist und nicht genutzt wird. Allerdings wusste ich schon seit längerem, das es sehr wohl genutzt wird...
Wir begaben uns also die Treppen hinauf und oben angekommen erblickte ich eine Menge Bücher, einen Tisch und ein Regal. Auf den Büchern waren Elementsymbole abgebildet, auf dem Tisch lag nichts, außer einer Decke und einem Eimer, und in dem Regal standen kleine Fläschchen. 
"Willkommen in meinem Reich..." "Was ist das alles, Mutter?"
"Das, mein Kind, sind Übungsmaterialien für einen Elementbendiger..." "Elementbendiger...?", ich sah mich kurz um, meine Mutter schwieg. "Warte...!", ich schaute sie an und plötzlich flog ein Tropfen Wasser aus dem Eimer nach oben... "Du... du bist ein Nachfahre der Element-Götter! Es gibt sie wirklich?! Und du bist eine Nachfolgerin von ihnen... Das heißt... ich bin es auch... oder?!", sie nickte nur und ließ den Tropfen wieder fallen. "Allerdings kann ich nur Wasser bendigen... Ich habe mehrfach versucht, mir auch die anderen Elemente beizubringen, allerdings klappte es nicht. Wenn müsste man mit einem Meister üben und ich bin und kenne Keinen. Deshalb kannst du es auch nicht. Als Kind habe ich versucht dir alles beizubringen, was ich wusste. Allerdings ging es nicht und du hast es nie geschafft..." "Heißt um bendigen zu können, muss ich erst einen Meister finden?", wieder nickte sie...
Nachdem wir eine ganze Weile geredet hatten, ging ich zurück und auf mein Zimmer. Über die Informationen musste ich erstmal schlafen.
'Ob ich es jemals schaffen werde? Ob ich es Lucien, Milena und Caleesy erzählen darf?', so vieles ging mir durch den Kopf, bis ich endlich einschlief...

Prinzessin und DorfnarrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt