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Heute begann der Tag so wie immer, allerdings mit ein paar kleinen Änderungen...
Ich bat meine Dienerin, mir Reitkleidung oder eines der gemütlichen Kleider zu bringen. Erst war sie verwirrt, da es ja nicht zu meinen heutigen Aufgaben passte, aber sie ließ sich schnell überreden. 
Als nächstes ging ich zu meinen Eltern. Meine Mutter wollte mir wieder eine Predigt halten, da ich falsch gekleidet wäre und welche Aufgaben ich heute erledigen müsste, aber dazu kam sie nicht. Ich unterbrach sie, bevor sie hysterisch geworden war...
"Mutter, Vater. Darf ich heute einen freien Tag bekommen? Ich würde gerne etwas mit meinen Freundinnen unternehmen." "Agira, du weißt ganz genau, das du uns so etwas früher sagen solltest UND das du uns nicht unterbrechen sollst!", entgegnete mir meine Mutter mit einem überraschend strengen Ton. "Du darfst dir diesen Tag frei nehmen. Du hattest lang keinen freien Tag und ein wenig mit deinen Freundinnen zu unternehmen schadet ja auch nicht...", sagte mein Vater und fing sich damit einen leicht wütenden Blick von meiner Mutter ein. "Sie unternimmt jeden Tag etwas mit ihren Freundinnen und sie muss sich auf das königliche Leben einstellen und dafür lernen. Sie kann also überhaupt nicht frei haben. Das geht nicht!", sprach meine Mutter, allerdings war ich schon so gut wie aus dem Raum. Mein Vater war König und bisher galt... 'Der König hat mehr Macht, als seine Königin', deshalb sollte ich auch einen Prinzen heiraten und durfte nicht alleine herrschen, wobei ich selbst das derzeit nicht wollte. Und da mein Vater gesagt hatte, ich habe frei, galt dies auch.

Mit der Befreiung meiner Aufgaben begab ich mich zu Bücherei. Zu dieser Zeit sollte Lucien dort sein, und selbst wenn nicht, wäre es nicht schlimm.
Als die Türen aufgingen, hörte ich ein leises "Hallo" aus einem der Bücherhaufen. Ich ging näher und da sah ich wie Lucien hinter aufeinander gestapelten Büchern saß.
"Was machst du denn hier? Hast du nicht irgendwelche Aufgaben zutun?", fragte sie mich verwundert.
"Gegenfrage. Was machst DU hier?", sie schaute sich kurz um und musste dann anfangen nervös zu lachen. "Ja, du hast wahrscheinlich recht... Ich weiß selber nicht wie es dazu kommen konnte, irgendwie hat mich eines dieser Bücher, die ich gestern gekauft hatte, so angezogen, das ich mehr erfahren wollte. Allerdings haben wir nichts in der Richtung mehr und ich habe vielleicht vergessen die Bücher wegzuräumen...", jetzt musste ich auch lachen und half ihr danach aus dem Bücherchaos raus und wir fingen an es aufzuräumen. "Agira, du sollst sowas doch nicht machen. Dafür sind Bedienstete zuständig." "Ja ich weiß. Aber du kennst mich von allen am längsten und müsstest daher wissen, das ich es nicht mag, Arbeiten auf andere Leute zu schieben, wenn ich sie selbst erledigen kann.", tatsächlich machte es mir sogar Spaß anderen zu helfen und mal nicht wie eine Prinzessin behandelt zu werden.
Als der größte Teil der Bücher wieder an seinem Platz stand, machten wir eine Pause und diese nutze ich für ein paar Fragen aus...
"Lucien... sag mal, du hast dich doch schon eine längere Zeit mit dieser Element-Götter-Geschichte befasst, oder?", sie nickte nur, weil sie gleichzeitig ihren Kakao trank.
"Dann weißt du sicher auch, wo wir noch andere Bücher darüber haben oder in welchen Büchern noch Teile davon erwähnt werden?" "Ja... weiß ich... wieso?", brachte sie zwischen den Kekse, die sie gerade aß, hervor. "Das... die Geschichte hat mich einfach mitgerissen und ich fand es sehr interessant. Deshalb wollte ich für mich noch ein wenig darüber lesen.", danach verschwand sie hinter dem ein oder anderen Bücherregal und kam dann mit einem Stapel an Büchern wieder nach vorne. "Ok... das sollten alle Bücher sein, in denen diese Geschichte erwähnt wird. Brauchst du sonst noch etwas?" "Nein, das sollte so passen.", ich nahm die Bücher und ging Richtung Tür. "Und danke nochmal Lucien." "Nichts zu danken. Das ist mein Job!", rief sie mir hinterher, bevor die Türen sich schlossen.
Ich brachte die Bücher auf mein Zimmer und legte sie zurecht. Lucien hatte in jedes Buch der Bücherei einen kleinen Zettel hinein gelegt, auf welchem sie kurz zusammenfasste, was in dem jeweiligen Buch stand und worum es geht. So konnte sie schneller die gesuchten Bücher finden und sortieren.
Ich legte alle Bücher geordnet auf meinen Schreibtisch. Links lagen die, in denen es um die Vorgeschichte ging. Rechts standen welche, die nur wenig Infos enthielten. Und in der Mitte lagen die Bücher, die sich mit dem späteren Teil der Geschichte befassen.
Bevor ich allerdings mit den Büchern startete, begab ich mich zu meiner jüngsten Freundin, Caleesy.
Sie war die Künstlerische unter uns vier und dementsprechend kannte sie sich mit der Farblehre und all dem gut aus.
Weil sie nicht in ihrem Kunstzimmer war, fragte ich einen der Bediensteten und dieser gab mir die Info, sie sei im Schlossgarten, wo ich mich auch direkt hinbegab,
Ich hatte einen Korb dabei, in welchem die Blumen lagen, die mir die Kinder am Tag vorher in die Haare gemacht hatten.
Da mir am Abend, nach längerem Betrachten der Blumen, aufgefallen war, das ich diese Arten hier noch nie gesehen hatte, beschloss ich, Caleesy nach Infos dieser Art zu fragen.
Nach ein paar Minuten herum laufen, sah ich, wie sie am Teich saß und etwas malte, was genau konnte man noch nicht erkennen, dafür war ich noch zu weit weg und sie hatte noch nicht weit genug gemalt.
"Hey Caleesy!", rief ich zur Begrüßung. Sie drehte sich zu mir um und fing an zu lächeln. "Hallo Agira, ich hab gar nicht mit dir gerechnet... Was gibt's?... Und vor allem, was hast du da?", ihr Blick fiel direkt auf meinen Korb, welchen ich neben ihr auf den Boden stellt und mich dann, bei ihr auf die Decke setzte. "Das sind die Blumen, welche ich gestern in den Haaren hatte. Kannst du dich erinnern?" "Ah, ja. Ein paar Kinder hatte dir doch eine Frisur gemacht, wieso hast du denn die Blumen mitgebracht?", sie legte Pinsel und Farbe zur Seite und widmete sich ganz mir.
"Also, gestern ist mir aufgefallen, das ich diese Art von Blume hier im Bereich noch nirgends gesehen habe und auch meine Eltern habe bisher nichts mit dieser Art geschmückt, wobei sie ja meistens ALLE umliegenden Arten nehmen... Ich dachte vielleicht kannst du mir sagen woher Diese stammt.", von ihr kam nur ein leises murmeln und sie nahm den Korb auf ihren Schoß.
Nach und nach schaute sie sich jede Blume an und blätterte dann in einem ihrer Botanik Bücher.
Während sie so da saß und die Blüten unter die Lupe nahm, kniete ich daneben und schaute mich um. Der Teich spiegelte die Mittagssonne und auch die Bäume waren gut zu erkennen. Wahrscheinlich wollte Caleesy genau diese Bild malen...
Ihre handwerkliche Begabung beneidete ich schon immer ein wenig, allerdings sprach sie mir immer voller Liebe Mut zu, sodass ich mich niemals für Fehler oder so etwas in Bildern schämte.
Jetzt schaute ich wieder zu ihr und da fiel mir auf, das die Seite des Korbes, welche nicht von dem Schatten der Bäume bedeckt war, sehr viel heller leuchtete, als die Schattenseite. Es war als würden die Blüten das Sonnenlicht spiegeln, so wie es der Teich auch gerade tat.
"Agira, es tut mir wirklich lei... Woah...", sie hatte es jetzt auch gesehen... "Es ist wie der Teich... Das Wasser spiegelt die Sonnenstrahlen genau so stark wie diese Blütenblätter es tuen...", es war ein Moment der Stille. Wir beide schauten ein paar Sekunden lang nur auf diese Blumen und auf den Teich. "Ok... was wolltest du gerade sagen?", holte ich uns beide aus dieser seltsamen Starre heraus. "Achso... Ja. Also, es tut mir leid, aber ich habe keine einzige Pflanze hier in der Nähe eingetragen, die ähnlich zu dieser hier wäre. Ich kann dir also leider nicht helfen. Vielleicht weiß Milena ja weiter. Sie galoppiert doch immer mit den Wachen in umliegende Gebiete. Wer weiß, wo die Kinder diese Blumen herhaben." "Ok danke Caleesy, wir sehen uns...", und damit ließ ich sie allein und ging in Richtung Stallungen, in der Hoffnung Milena dort anzutreffen...

Prinzessin und DorfnarrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt