Kapitel 2 "Sonnengarten"

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Sunny:

Terry und Marry entsorgten mit Blossom und Düsentrieb das, was von unserem „Abendessen" übrig geblieben war.

Obwohl ich wusste, dass wir dies tun mussten um zu überleben, hasste ich mich jedes mal dafür. Diese Menschen hatten vielleicht irgendwo Familie die sie suchen und doch nie finden würden. Es war einfach schrecklich.

„Geht es dir gut, Sunny?" wandte sich Darkside an mich. Ich nickte nur leicht. „Sunny, kommst du bitte mit mir? Wir müssen noch über etwas wichtiges reden."

Darkside ergriff meine Hand und führte mich in sein Schlafgemach. Dort setzte ich mich auf das Sofa und sah ihn erwartungsvoll an. Was wollte er von mir? Würde er mir etwas neues beibringen? Wie man jemanden in seinen Bann zog? Dann könnte ich vielleicht doch ins Dorf.

„Es geht um deine Zukunft, Sunny. Ich habe deinem Vater versprochen dich nicht zu wandeln, bevor du 16 bist. In einem Jahr ist es soweit und ich möchte, dass du dir darüber Gedanken machst. Willst du weiterhin so bleiben, wie du jetzt bist oder lebst du mit uns in der Ewigkeit." begann Darkside.

Würde ich so bleiben, würde mein Leben weitergehen wie bisher. Ich könnte für einige Stunden in die Sonne, ohne das es für mich gefährlich wurde, könnte weiterhin alles schmecken was ich aß. Solange ich menschliches Blut Trank, könnte ich meine vampirischen Fähigkeiten einsetzen um mich vor kleineren Gefahren zu schützen und ich würde nicht altern. Doch würde ich die Ewigkeit wählen, würde ich endlich dieselben Kräfte wie alle anderen bekommen. Ich könnte neue Dinge lernen, meine Fähigkeiten erweitern, doch könnte ich niemals mehr in die Sonne gehen. Nie wieder den Sonnenaufgang oder Untergang beobachten.

„Was wenn ich so bleiben möchte wie ich bin?" fragte ich zögerlich.

Darkside sah mich nicht an. „Du würdest sterben. Irgendwann würde die Sehnsucht wie ein Mensch zu leben überwiegen und du wirst unvorsichtig werden." Darkside sah mir nun in die Augen. „Sunny, wenn du so bleiben willst, dürftest du nie wieder das Schloss verlassen, nie wieder nach draußen in den Wald gehen. Es wäre zu gefährlich für dich."

„Ich habe noch ein Jahr Zeit es mir zu überlegen, oder?" fragte ich mit fester ruhiger Stimme, obwohl in mir ein Sturm wütete. Darkside nickte. „Gut. Ich werde bis zu meinem 16. Geburtstag eine Entscheidung getroffen haben." Mit diesen Worten verließ ich Darkside's Zimmer.

„Wollen wir spielen, Sunny? Bitte, bitte, bitte!!!" flehten mich Jeckyl und Hyde an.

Zögernd lächelte ich die beiden an. „Ihr wisst doch, dass ich die nächsten zwei Wochen nicht raus darf."

„Dann spielen wir eben hier. Wir könnten doch die anderen fragen, vielleicht spielen sie mit." warf Jeckyl ein. Hyde nickte wild und rannte schon los um die anderen zu holen. Ein seufzen verließ meine Kehle, denn ich wusste, den beiden konnte ich nichts ausschlagen.

Etwa zehn Minuten später befanden wir uns in der Halle und begannen zu spielen. Jeder war sofort Feuer und Flamme beim Spiel.

Ich hasste dieses Spiel, Soccer Six 3D. Die anderen jedoch liebten es. Sie liebten es, wenn sie durch die Lüfte flogen, während ich mir jedes mal vor Angst fast in die Hosen machte. Zum Glück durfte ich heute eins der Seile bedienen.

Immer wieder spürte ich, wie Darkside mich beobachtete. Ebenso Blossom. Irgendetwas hatten die beiden, ich wusste nur nicht was.

Die nächsten zwei Wochen vergingen äußerst langsam.

Mir war schrecklich langweilig und ich vermisste es, draußen in den Wäldern umherzustreifen. Gerade lag ich gelangweilt in meinem Zimmer auf meinem Bett und starrte zur Decke, als es an meiner Zimmertür klopfte.

Düsentrieb steckte ihren Kopf rein. „Hallo Sunny. Darf ich reinkommen?"

„Klar, komm rein." antwortete ich Düsentrieb und setzte mich auf. Sie setzte sich zu mir auf mein Bett. „Darkside meinte, er hätte ein Geschenk für dich. Zum Geburtstag."

Verwirrt sah ich meine Freundin an. „Der ist doch schon Wochen her."

Düsentrieb nickte. „Er hat es noch nicht fertig gehabt, aber er will, dass du aufs Dach kommst."

Am Dach angekommen, wartete Darkside bereits auf uns. „Was ist das hier?" fragte ich Darkside und deutete auf das kleine, gläserne Gebäude.

Lächelnd kam er auf mich zu. „Das ist mein Geschenk für dich, nachträglich zu deinem Geburtstag. Leider hab ich es nicht geschafft es rechtzeitig fertig zu bekommen, aber jetzt ist es soweit." Stolz drehte Darkside sich zu dem Gebäude um. Ein ebenso gläserner Gang führte von der Tür, die zum Dach führte, bis hin zu diesem Gebäude. „Die Scheiben sind UV-Beständig. Das heißt, du kannst die Sonne genießen, ohne dass diese dir etwas anhaben kann. Auch als Vampir. Solltest du dich also dazu entscheiden, ein Vampir zu werden, musst du nicht ganz auf die Sonne verzichten. Du kannst weiterhin die Sonnenaufgänge und -Untergänge beobachten."

Durch den Gang betraten wir den kleinen Raum. „Ich dachte, du willst es vielleicht selbst einrichten. Wir haben im Keller des Schlosses noch genug Möbel, die du hier verwenden könntest." lächelte Darkside mich an.

Mein Blick schweifte durch den leeren Raum. Sofort wusste ich, wo ich was hinstellen würde. „Danke Aki!! Es ist perfekt." lachte ich und fiel meinem Ziehvater um den Hals.

Vor Sonnenaufgang war der Raum eingerichtet. Alle haben mit angepackt und so haben wir die restliche Nacht damit verbracht, den Raum einzurichten.

„Nenn es doch >Sonnengarten<. Das passt doch voll gut." schlug Jeckyl vor, als wir uns einen Namen für den Bau überlegten.

Die anderen nickten begeistert und so war es beschlossene Sache.

Gemeinsam warteten wir, bis die Sonne aufging.

Bis in alle EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt