Kapitel 11

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Therese hielt ihr Versprechen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte,hatte ich von meinem Hals,entlang meines Bauches bis zur Innenseite meines Oberschenkels rote Flecken.

Es war wirklich eine sehr gute Nacht gewesen.Ich hätte mich nicht gewundert,wären die Polizistinnen wieder gekommen. So wie ich geschrien habe,müssten wir eigentlich ein paar Anzeigen haben.

Sie brachte mich zum Vergessen,doch kaum hatte ich nichts zu tun,kamen die Gedanken zurück.Meine Eltern.Ich bin eine Missgeburt.

Würden wir je wieder zueinander finden?Will ich das überhaupt? Das einzige,was ich gerade will,ist mein Bücherregal.

Ich schmierte mir ein wenig Marmelade auf das Toast und nahm einen Schluck aus der Tasse. Es war die Tasse vom Tag davor,aber es interessierte mich nicht.

Ich will weg von Zuhause,falls ich es Zuhause nennen kann.Aber wohin sollte ich ziehen?Ich konnte doch nicht einfach mit meiner Lehrerin zusammenziehen.

Außerdem brauchte sie selbst erst wieder eine Struktur.Für sie steht mehr auf dem Spiel als für mich.Wenn ihr gekündigt wird,kriegt sie kein Geld mehr.

Sie kriegt bald ein Kind,da braucht sie das erst recht.Sie braucht keine Probleme,wie mich.Vielleicht sollte ich sie einfach alleine lassen.

Ich sollte abhauen. Ich sollte ihr einen Brief schreiben und abhauen. Sie einfach ihr Leben leben lassen, in Ruhe und Frieden.

Ich ging leise und auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer.Ich würde mich anziehen,ihr einen Brief schreiben,einen Kuss geben und abhauen.

Ich öffnete die Tür und sah sie dort.Sie schlief tief und fest.Gut so.Dann würde sie es nicht so früh bemerken,wenn ich weg wäre.

Ich zog mir meine schwarze Jeans, mein graues Top und meine grüne Jacke an. Ich suchte nach einem Blatt Papier und wurde schnell fündig. Lehrer haben halt immer überall Papier.

Ich setzte den Stift an,unsicher,was ich schreiben sollte. Sollte ich es wirklich tun?Sollte ich Therese allein lassen?

Ich setzte mich mit dem Blatt Papier und Stift an den Tisch.Meinen Kopf nun in die Hände gestämmt.

Was hätte es für folgen für sie?Sie wäre unglücklich. Glaube ich. Und ihr wunderschönes Lächeln sollte sie nicht verlieren.

Mit zitternder Hand setzte ich wieder an und schrieb:

Allerliebste Therese,

das wird nicht einfach,weder für dich ,noch für mich.

Ich werde gehen. Ich will,dass du ein ruhiges,schönes Leben lebst und keines,welches von Angst,Wut und Trauer verfolgt wird wegen mir.

Du verdienst besseres.Nicht mich.

Aber denke an eins: Ich werde dich immer lieben,bis die Sonne explodiert.

Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.Dann will ich dich glücklich sehen.

In Liebe,

Henriette

Ich schaute mir den Brief nochmal an.Wollte ich das wirklich tun? Wollte ich ihr das Herz brechen? Wollte ich,dass sie vielleicht nie wieder lächelt?

Ich zerknüllte den Brief.Ich konnte es ihr nicht antun. Ich hätte mich dafür schlagen können.Allein schon auf den Gedanken zu kommen.

Ich ging zum Fenster und öffnete es. Ein kurzer Griff in die Hosentasche und ich hatte mein Feuerzeug in der Hand,dann könnte ich auch gleich eine rauchen.

Hölle (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt