Der ewige Träumer

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Eine blasse doch zugleich düstere Person schwebte auf mich zu. Fast so als würde sie durch mich hindurch gleiten. Ein hallendes Herzklopfen ertönte laut und im nächsten Moment war sie, wie auch die ganze Welt mit ihr verschwunden. Schweissgebadet wachte ich mitten in der Nacht in einem Raum auf. Jedenfalls schien es mir so als wäre ich wach. Der selbe Herzklopfer ertönte erneut und die Person schwebte direkt vor meinen Augen. Doch dieses mal bewegte sie sich keinen Millimeter. Sie starrte mich durch ihre hilflosen Augen an als würde sie versuchen mich zu warnen. Ehe ich mich versah erklang der Herzschlag wieder und ich erwachte dann in meinem Appartement. Ich riss die Augen auf und musterte erstmals mein so vertrautes Zimmer. Einige Gegenstände waren nicht mehr an ihrem Ort, genauso wie sämtliche Bücher die offen auf meinem Nachttisch lagen. Ich wusste sofort das ich es wieder getan haben musste. Eine andere Erklärung gibt es einfach nicht dafür. Ich konnte mich zwar nicht daran erinnern diese Bücher überhaupt aufgeschlagen zu haben und doch redete ich mir jedes mal ein, dass ich wahrscheinlich vor dem Schlafen noch gelesen hätte. Das ganze startete vor ca. 6 Monaten. Um genau zu sein am 06.06.06.

Ich schrieb immerhin Tagebuch und das jeden Tag seit dem. So wusste ich was ich träumte und wann. Mittlerweile lag sogar mein Tagebuch geöffnet am 30.12.06. Doch es stand nie was darin. Das Gefühl, dass jemand in der Nacht jeden Tag bei mir einbricht ist sehr unrealistisch deswegen muss ich das alles machen. Jedoch mache ich das nicht bewusst. Also würde ja Schlafwandeln gut passen... Dachte ich zumindest.

Die Träume wurden immer detaillierter und informativer. Es war aber immer die selbe Frau die versuchte mich irgendwie zu erreichen. Gesagt hatte sie noch nie etwas aber trotzdem sah ich es ihr an. Sie wollte mich warnen vor etwas das noch bevorsteht. Die Einträge in meinen Tagebüchern waren immer gleich bis auf die letzte Nacht jedes Monats. So als wäre es wie eine Art Special jeden Monat. Mann könnte jetzt denken das wenigstens das irgendwelche Antworten liefern würde aber nein. Es warf höchstens noch mehr Fragen auf. Zu dem sind die Einträge in meinem Tagebuch über diese „Monatsabschlüsse" sehr merkwürdig. Als hätte ich genau das erlebt als ich es geschrieben habe. Die genauen Worte waren „Die Welt war noch da. Verschwommen, aber sie war noch da. Einen unendlichen Augenblick lang war er alleine mit sich und seinen Gespenstern. Dann hörte er Stimmen. Jemand zog ihn aus dem Wagen. Er übergab sich und es wurde endlich dunkel..."

Zum einen Teil hört sich das an als hätte es jemand anderes geschrieben. Eine aussenstehende Person die wusste was ich dachte und wie es mir ging. Das ganze machte mich die ersten beiden Monate fertig und ich dachte ich werde verrückt. Wurde ich tatsächlich auch. Mann merkte es mir an wie ich nächtelang nicht richtig und bewusst schlafen konnte. Das merkt man jetzt auch noch nur mit dem feinen Unterschied, dass ich jetzt einen Partner hatte der genauso war. Dieser Partner war jetzt mein bester Freund. Er hiess Kail und war in der selben Selbsthilfegruppe wie ich. Wir verstanden uns so sehr, dass wie einander sagten was wir so träumten. Er erzählte mir, dass er einen jungen Mann vor sich sah der sich fragend umschaute. Sich selbst könne er in solchen Momenten nicht sehen oder steuern. Er bewegte sich nach diesem einen Ton auf ihn zu und würde dann in einem anderen Raum aufwachen. Als Kail mir das erzählt hatte war mein erster Gedanke, dass er diese blasse Person war. Er hat mir das gestern erzählt. In der Nacht von gestern auf heute träumte ich etwas komplett anderes. Ich sah die Person wie immer vor mir nur das ich etwas kühles in meiner Hand hielt. Ich blickte an meinem Körper hinunter zu meiner Hand und sah einen silbernen Füllfederhalter

Zu erst verstand ich nicht ganz doch dann wurde mir klar wer diese Person vor mir war. Einen kurzen Moment lang fühlte es sich so an, als würde ich in einem Film sitzen. Ich merkte wie ich langsam meine Hand hob und auf die Person zulief die ich für Kail hielt. Mein Körper wollte es nicht doch es war als würde man mich wie eine Marionette steuern. Als ich vor ihm stand starrte ich ihm in die Augen und sah purer Selbsthass. Ich wollte nicht zu ihm sehen also liess ich meinen Blick sinken.

Ein unendlicher Augenblick verstrich bis ich merkte wie sich unter mir eine Blutlache bildete. Es war als ob es nicht real sein konnte, doch als ich aufblickte sah ich was ich getan habe. Der Stift in seiner Brust und ein dankbares Lächeln von seiner Seite. Der hallende Herzschlag erklang und ich fand mich wieder in meinem Badezimmer. Ich schaute geradewegs in den Spiegel vor mir und sah wie sich das Blut unter mir sammelte. Den Blick auf meine Brust gerichtet sah ich wie meine Hand langsam sank und sich der Füllfederhalter mitten in meiner Brust zeigte. Es ertönte ein erneuter Herzschlag doch dieses mal wusste ich es wäre der letzte. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 27, 2021 ⏰

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