Kapitel 1

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Kapitel 1

Lina's POV

Es war der zweite Tag der Sommerferien. Draußen schien die Sonne und das Lachen von Kindern hallte von dem Park nebenan in mein düsteres Zimmer, alles wies auf einen wunderschönen Sonntagnachmittag hin, angesehen von meiner Laune. Die lag mal wieder irgendwo zwischen Depressionen und Selbstmordgefahr rum. Ich seufzte und legte meinen Bleichstift hin. Zeichnen war eine reine Zeitverschwendung, wenn man es eh nicht konnte. Aber was sollte ich sonst in diesem Rattenloch tun?

Ich stand auf und ging zu dem Fenster. Im Park sah ich ein kleines Mädchen, sie war höchstens sechs Jahre alt, mit ihren Eltern. Glücklich tollten sie durch den Park, alles war perfekt, wie in einem Bilderbuch. Dass ich das Mädchen beneidete, hätte ich niemals zugegeben. Aber im Ende möchte doch jeder einfach nur akzeptiert und geliebt werden, oder?

Nein, ich nicht. Ich brauchte nur mich. Jedenfalls versuchte ich mich davon zu überzeugen. Menschen konnte man einfach nicht vertrauen, egal wie nett sie schienen. Sie verletzen dich nur und trampeln auf dir rum, da gegen konnte man nichts tun. Meine Eltern sind das ideale Beispiel, sie haben mich eiskalt betrogen und belogen. Mich. Ihre einzige Tochter, jedenfalls biologische Tochter. Ich erinnere mich immer noch sehr gut an sie, leider. Ich wollte sie einfach vergessen. Alles was ich von ihnen gelernt habe ist, dass man niemals vertrauen darf. Und Klavier spielen, obwohl ich es seit Jahren nicht mehr gemacht habe, erwischte ich mich manchmal, wie ich im Matheunterricht auf einem imaginären Klavier rum klimperte. Na ja, kommen wir zum Punkt. Für meine Eltern war ich ein totaler Loser. Als sie mich hierhin gebracht haben, erzählten sie mir wir würden nach Disneyland Paris fahren, das war damals mein größter Traum. Jetzt ist mein Traum einfach nur noch frei zu sein. Unabhängig und frei. Irgendwann würde ich nochmal weglaufen und dann wäre ich frei. Und Niemand könnte mich noch einmal verletzten oder betrügen.

Die Sonne schien auf mich und verlieh meinem Haar einen goldenen Schimmer. Ich schloss die Augen und genoss die Stille für eine Weile, dann zog eine Wolke vor die Sonne und ich schreckte aus meiner Traumwelt. Ich guckte mich in meinem Zimmer um, es war ziemlich klein und simpel. Ein Bett, ein Kleider Schrank, ein Schreibtisch und ein Fenster. Keine Dekorationen, keine unnötigen Extras, nur das nötigste, wie man es in einem Heim erwartet. Ich hatte echt Glück ein Einzelzimmer zubekommen zu haben. Glück und das Mitleid der Heimleiterin, Mrs. Miller. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen wie es wäre mir ein Zimmer teilen zu müssen, dann hätte ich keinen Rückzugsort mehr vor all den Mobbingattacken und fiesen Sprüchen, die mich überall hin verfolgten. Ja, ich war ein totales Opfer. Keine Familie, keine Freunde, kein Zuhause und niemand mochte mich. Eine Runde Mitleid für mich.

Ich wurde schon 4-mal adoptiert, aber die Leute wollen süße, normale Mädchen adoptieren, die im Haushalt helfen und gut in der Schule sind, keine Freaks wie mich. Deswegen wurde ich bis jetzt immer in der Probewoche zurückgegeben, was mir auch lieber war, denn ich wollte keine Familie. Ich ging noch nicht mal mehr runter wenn eine kam, es war gerade eine unten. Ich hatte etwas Besseres zu tun als den anderen Mädchen, bei ihrem Schleimtouren zu zusehen. Jessica war die schlimmste von allen. Jessica, obwohl sie der Teufel in Person war, war sie wunderschön, natürlich hasste sie mich, was denn auch sonst? Doch bis jetzt hatte auch sie noch kein Glück bei einer Familie.

Louis' POV

Als wir vor dem Heim hielten, bekam ich plötzlich kalte Füße. Konnten wir uns wirklich um ein Kind kümmern? Ich meine, teilweise schafften wir es ja nicht mal uns um uns zu sorgen. Wie sollte dass mit einen Kind funktionieren? Was wäre wenn wir seine Kindheit total zerstören würden und er für den Rest seines Lebens darunter leiden wird? Vielleicht hätte ich mir Liams Sorge mehr zu herzen nehmen sollen...schließlich haben wir doch echt kaum Zeit. Wir können Konzerthallen ausverkaufen, aber schaffen wir es auch einem einsamen Kind ein liebevolles Zuhause zu bieten?

Doch nun war es bereits zu spät einen Rückzieher zu machen. Eine ältere Dame kam uns bereits entgegen geeilt und begrüßte uns überschwänglich. Mrs. Miller leitete dieses Heim und ich hatte schon bereits mit ihr telefoniert um uns anzumelden. Sie führte uns in eine große Halle, die vermutlich die Cafeteria war. Ungefähr 50 Mädchen von 3-16 Jahren standen in einer Reihe. Wir plauderten mit allen ein wenig und gaben ein paar Autogramme, aber die Richtige war einfach nicht dabei. Liam fragte
„Waren das schon alle Mädchen?" Mrs. Miller zögerte, aber sagte dann
„Nun ja, da gäbe es noch Lina, aber..." Ich unterbrach sie und fragte
„Können wir sie kennen lernen? Bitte?"
„Natürlich, sie ist aber etwas...ähm...schüchtern." sagte Mrs. Miller. Niall sagte
„Das ist okay, dann passt sie ja zu Zayn." Dafür erntete er einen bösen Blick von Zayn. Mrs. Miller sagte
„Okay, ich hole Lina...oder kommen sie doch gleich mit." Wir folgten Mrs. Miller in den 2. Stock, bis sie vor einer Tür hielt. Sie deutete uns an vor der Tür zu warten. Sie ging rein und wir konnten die dumpfen Geräusche einer Konversation hören.

Während wir vor der Tür warteten, kam ein Mädchen zu uns, das ungefähr 15 Jahre alt war. Sie war auch eben in der Cafeteria gewesen, doch wirkte etwas arrogant.

„Ihr wollt euch dass doch nicht ernsthaft antun oder?" fragte sie und guckte uns fragend an.

„Wie meinst du das?" fragte Harry neugierig.

„Ihr wollt doch nicht wirklich Lina treffen, oder? Das Mädchen ist ein Psychopath. Sie hat schon alles gemacht: Ritzen, Fluchtversuche. Das volle Programm. Sie hat eine unerklärliche Abneigung gegen Menschen." Sagte sie etwas leiser, damit man sie im Zimmer nicht hören konnte. Noch etwas leiserer sagte sie, „Außerdem gibt es Gerüchte, dass sie bereits versucht hat sich selbst und andere Schüler um zu bringen. Dieses Mädchen ist gemeingefährlich, deswegen hat sie auch das einzige Einzelzimmer des ganzen Heimes." Wir tauschten ein paar Blicke aus und Liam sagte dann schließlich.

„Ähm...danke für die Warnung, aber wir würden Lina trotzdem gerne treffen. Unsere Meinung wird nicht durch lächerliche Gerüchte beeinflusst. Außerdem bin ich mir sicher, dass Lina ein nettes liebes Mädchen ist, wenn man sie erstmal kennen lernt." Das Mädchen schaute ihn spöttisch an und sagte.   

„Große Worte, für jemanden der sie noch nicht einmal getroffen hat. Na ja, sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt." Mit den Worten ging sie davon. Ich schenkte ihren Worten nicht sonderlich viel Glauben. Vermutlich war sie sauer, dass wir sie nicht adoptierten. Lina war bestimmt ein nettes kleines Mädchen, das einfach nur eine Chance brauchte.



Adopted by One Direction?!? *Wird Überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt