Kapitel 16

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Die Jungs luden das Video auf den Computer, um es bearbeiten und schneiden zu können. Da meinte Zayn plötzlich: „Louis könntest du bitte mitkommen? Ich muss dich was fragen, die drei schaffen das auch ohne unser Zutun." Dafür erntete wissende Blicke von Liam und Niall, während Harry ein wenig verwirrt von der Situation war, vor allem, weil er gemerkt hatte, dass Louis bei Zayns Worten im ersten Moment erschrocken und dann sehr ernst gewirkt hatte. Darum streckte Harry die Hand nach Louis aus und zog ihn sanft zu sich runter. Fürsorglich aber besorgt flüsterte er ihm ins Ohr: „Du scheinst zu wissen was Zayn von dir will, ich habe aber das Gefühl es gefällt dir nicht. Was ist los?" Louis setzte das beste Fakelächeln auf, das er im Moment zu Stande brachte: „Lass uns später darüber reden, aber du musst dir keine Sorgen machen, alles in Ordnung. Ich liebe dich." Mit diesen Worten küsste Lou Harry, drehte sich um und folgte Zayn in die Küche.

Harry sah Liam und Niall abwechselnd an: „Ihr wisst, um was es da geht, oder?" Niall sah ertappt zu Liam, dieser behielt wie immer einen kühlen Kopf: „Ja Harry, wir wissen es, aber es ist besser, wenn du später mit Lou darüber sprichst und nicht jetzt mit uns. Mach dir keine Sorgen. Jedenfalls müssen wir jetzt das Video fertigbekommen. Der Tag neigt sich dem Ende zu und es muss heute noch auf YouTube." Mach dir keine Sorgen, irgendwas stimmt mit Lou nicht und ich soll mir keine Sorgen machen?, dachte Harry verzweifelt, doch er wusste, es hatte keinen Sinn hier weiter nachzubohren, aus Liam bekam er nichts heraus und Niall würde flüchten, bevor er einknickte.

Zayn sah Louis gespannt an, Louis starrte auf den Boden. Nach einer Weile unterbrach Louis die Stille: „Zayn ich hab Angst. Vorhin hatte Harry mich gefragt, was passiert, wenn seine Lunge geheilt werden könne, seine Arme aber nicht. Ich habe ihm versprochen, dass ich immer an seiner Seite bleibe und das meinte ich auch so. Ich lasse ihn nicht im Stich, ich bin für ihn da, komme was wolle. Aber ich habe Angst. Was wenn er mit seinen ersten Gedankengängen Recht hatte. Was wenn er nicht mehr gesund wird, wir ihn zur Therapie schicken und ich ihn dann nie wieder sehe? Was wenn nur die Lunge geheilt werden kann? Dann würde zwar Harrys Körper überleben, aber ich bin mir sicher, daran würde er endgültig zerbrechen und ob ich das ertragen könnte, weiß ich nicht. Ein gebrochener Mensch könnte dazu bereit sein, sich das Leben zu nehmen, ich würde es nicht ertragen in jeder Sekunde, die ich nicht bei ihm bin Angst haben zu müssen, ob ich ihn je wieder sehe, oder ob er dem ein Ende setzt. Ich habe so große Angst, dass ich Harry, meine Liebe verliere. Das könnte ich nicht ertragen. Ich habe mal einen Film gesehen, da hat jemand gesagt Die wirklich wichtige Frage ist: Könntest du ohne ihn leben? und die Antwort ist NEIN, kann ich nicht. Weißt du, ich sag zwar zu Harry immer wieder, er soll nicht so negativ denken und ich rede es mir auch selbst ein, aber ab und an habe ich Momente, in denen wird mir klar, dass realistisch betrachtet eine gar nicht so geringe Chance besteht, dass ich ihn verliere. Ich... ich..." Louis' Redeschwall löste sich in Schluchzen auf. Zayn stand auf und trat auf Louis zu, er nahm ihn fest in den Arm. Louis vergrub seinen Kopf in Zayns Halsbeuge und weinte.

Plötzlich wurde die Küchentür geöffnet. Harry schaute völlig verwirrt auf die Szene. „Lou...", hauchte er. Ruckartig löste Louis sich von Zayn, ging auf Harry zu und kniete vor ihm nieder. „Harry, ich liebe dich. So unendlich sehr." „Louis, ich liebe dich auch. Deswegen sag mir jetzt bitte, was los ist", Harry war hörbar besorgt. „Ich lass euch alleine", meinte Zayn, doch Louis winkte ab: „Danke, aber wir gehen in unser Zimmer" Da färbten sich Lous' Wangen Rot: „Es tut mir so leid Harry, so war das nicht gemeint ich-" Nun war Harry vollends verwirrt: „Lou, was meinst du? Was tut dir leid? Was ist hier los?" „Ich... ich... ich habe es geschafft, diese Formulierung in dem letzten halben Jahr in ähnlichem Zusammenhang erfolgreich zu vermeiden, es tut mir leid ich..." Besorgt sah Harry Louis an: „Weil du gesagt hast, wir gehen in unser Zimmer? Louis, wie willst du das sonst formulieren? Willst du sagen, ich gehe in unser Zimmer, während Harry hineinrollt? Da ist es mir wesentlich lieber du sagst wir gehen. Bitte mach dir deswegen keine Vorwürfe. Und jetzt begeben wir uns bitte endlich in unser Zimmer, ich will wissen, was mit dir los ist, ich mach mir Sorgen um dich." Darauf nickte Louis nur. Er wollte sich hinter Harry stellen, um ihn zu schieben, doch er war schneller. Harry war schon auf dem Weg aus der Küche raus. Weit kam er nicht. Bald legte er seine Hände in den Schoß und sah Louis mit großen, nun wieder tränengefüllten Augen an: „Lou...", hauchte er, „meine Arme... ich... ich kann nicht mehr, ich habe nicht genug Kraft. Wie kann das sein? Wir haben es doch erst heute entdeckt, ich sollte doch eigentlich noch ein wenig mehr Kraft in ihnen haben." Darauf wusste Louis keine Antwort. Er stellte sich ohne ein Wort hinter Harry, küsste ihn auf den Kopf und schob ihn dann ins Schlafzimmer. Sanft hob er ihn hoch uns setzte sich mit ihm aufs Bett. Erschrocken stellte Louis fest, dass Harry immer leichter wurde. Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? Was hatte Harry die letzten Tage gegessen? Welch ein schlechter Freund war er, dass es ihm nicht aufgefallen war? Louis lehnte sich an die Rückenlehne und zog Harry auf seinen Schoß. Eng umschlungen saßen sie nun da. „Du Harry, bevor ich dir erzähle, was mit mir los ist habe ich eine Frage. Sie ist wichtig. Sie ist für mich sogar sehr wichtig und ich bitte dich, werde nicht sauer und beantworte sie ehrlich. Wenn du das nicht kannst, sag lieber gar nichts, aber ich flehe dich an, bitte lüg mich nicht an. Mir ist gerade aufgefallen, dass du erschreckend leicht geworden bist. Ich weiß nicht, wieso mir das nicht früher aufgefallen ist. Es tut mir leid, ich hätte es merken müssen. Kann es sein, dass du schon wieder kaum isst?" Beinahe hätte Louis es nicht mitbekommen, so geringe Bewegungen waren es, doch Harry nickte. Sanft fuhr Louis seinem Freund durchs Haar. „Wir fahren morgen ins Krankenhaus und du unterschreibst die Papiere für deine Therapie, das heißt, übermorgen geht es für dich nach Los Angeles, während ich hier in London bleibe. Bitte versprich mir, dass du zumindest versuchst, ein wenig zu essen. Bitte. Tu's für mich." Wieder nickte Harry als Antwort. Lange sagte niemand ein Wort. Sie genossen einfach die Nähe zueinander. Harry hatte darauf gewartet, dass Louis von alleine zu Sprechen begann, doch er glaubte nicht, dass das noch passierte, also drehte er sich leicht zu ihm um und unterbrach die Stille: „Lou, mein Engel. Bitte sag mir, was passiert ist." Eine einzelne Träne rann über Louis' Gesicht. „Harry ich... Vorhin ist mir etwas klar geworden. Ich sage dir zwar immer, du sollst positiv denken und ich sage dir immer, dass ich fest daran glaube, dass alles wieder gut wird und ich weiß, dass der Glaube Berge versetzten kann und ich mein das alles so, aber realistisch betrachtet, besteht die Chance, dass dem eben nicht so ist. Es wäre möglich, dass du mit dem, was du sagtest Recht behältst. Was ist, wenn die Behandlung wirklich nicht anschlägt und ich dich übermorgen das letzte Mal sehe? Was wenn ich dich danach nie wieder sehe? Es tut mir leid, eigentlich sollte ich dich aufbauen, dir Mut machen, für dich da sein, aber ich möchte ehrlich zu dir sein und diese Gedanken kreuzten heute nun mal meine Positivität." Mühsam hatte sich Harry endgültig umgedreht, dass er nun Louis ohne Probleme ansehen konnte. Er beugte sich vor und küsste die Tränen von seiner Wange. Anschließend legte er seine Hand sanft an die Wange und sprach: „Lou, mein Engel, es ist alles okay. Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie schwer das alles für dich sein muss. Ich bewundere dich wirklich für deine Stärke und ich bin dir unendlich dankbar dafür, dass du immer noch an meiner Seite bist. Wäre es umgekehrt, natürlich würde ich dich nicht im Stich lassen, ich würde nicht von deiner Seite weichen, aber ich wüsste nicht, wie lange ich stark sein könnte. Du warst schon immer der mental stabilere von uns beiden. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr und egal was passiert, ob wir uns nun Übermorgen zum letzten Mal sehen oder nicht, bitte vergiss einfach eins nicht: Ich liebe dich von ganzem Herzen und werde dich immer lieben. Sollte ich es wirklich nicht schaffen, wird es dafür einen Grund geben, alles im Leben hat einen Grund, aber glaub mir, ich werde von oben auf dich aufpassen. Aber du musst wissen, ich werde kämpfen, ich werde so stark kämpfen, wie es nötig ist um es zu schaffen, ich werde nicht aufgeben darum zu kämpfen, dich wieder zu sehen. Und wenn ich es schaffe... Louis, mein Engel, willst du mich dann heiraten?" Louis rannen unaufhörlich Tränen über die Wangen. Bei Harrys letztem Satz stockte ihm der Atem. „Ja", hauchte er und fiel seinem Freund um den Hals. Dieser schob ihn allerdings ein Stück von sich weg, um Lou in die Augen sehen zu können: „Engel, ich habe allerdings eine Bedingung und ich dulde keine Widerrede. Sollte ich es wirklich nicht schaffen, du bist noch jung und du bist berühmt. Bitte lass dir dann von mir dein Leben nicht versauen. Versprich mir, dass du irgendwann, es muss nicht sofort sein, aber dass du irgendwann wieder auf Dates gehst. Und das dann aber bitte nicht nur einfach so, sondern tatsächlich mit der Absicht eine neue Beziehung einzugehen. Bitte versprich es mir." Das konnte und wollte Louis nicht versprechen. Er wusste, egal unter welchen Umständen, dazu wäre er nicht in der Lage, also schüttelte er wild entschlossen den Kopf, zu geschockt von Harrys Forderung, um etwas zu sagen. „Bitte Lou, du musst mir versprechen, dass du es zumindest versuchst." Das musste Harry wirklich wichtig sein, aber wusste er denn nicht, was er hier von Louis verlangte? Doch Louis nickte zaghaft, er konnte versprechen es zu versuchen, auch wenn er wusste, dass es nichts brachte. 

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