Kapitel 22

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Louis war gerade bei Harrys Arzt in der Praxis. Er hatte angerufen, die Testergebnisse seien da, diese möchte er gerne besprechen. Es wurde eine neue Methode zur Behandlung von Harrys Krankheit entwickelt, die eine weit höhere Heilungschance mit sich brachte als alles andere bis jetzt. Sie befand sich allerdings noch in der Forschung. Harry allerdings ist ein geeigneter Kandidat für die Studie, also wurde er von seinem Arzt und von Louis, sowie auch von den anderen Jungs und seiner Familie dazu überredet daran teilzunehmen. Zuerst wollte Harry nicht, denn er wollte sich nicht unnötige Hoffnungen machen, die dann möglicherweise in Staub zerfielen, allerdings waren die Heilungschancen für seine Arme dermaßen hoch, dass es dann doch gar nicht so viel Überredungskunst brauchte. Harry wollte so nicht leben, also hat er schlussendlich zugestimmt. Nun ging diese Behandlung schone eine ganze Weile, mittlerweile sollte man Fortschritte sehen, doch nichts geschah. Harry hatte die Hoffnung aufgegeben. Er wollte von Dr. Smith nicht hören, dass alles umsonst war, dass er seine Arme nie wieder bewegen konnte. Darum wollte er auf keinen Fall mit, das ist der Grund, warum sich Louis alleine auf den Weg gemacht hat. Liam und Zayn sind unterwegs, somit ist Harry mit Niall allein. Sie saßen im Wohnzimmer und sahen gerade einen Film.

Harry hatte vor einiger Zeit einen Entschluss gefasst. Er hatte lange, sehr lange überlegt, doch er konnte so nicht mehr leben. Harry dachte an gestern. Louis hatte ihn gefüttert, als er sich verschluckt hatte. Natürlich konnte sich Harry die Hand nicht vorhalten und hatte das Essen über sich und den Tisch gespuckt, als er husten musste. Louis war wortlos aufgestanden, hatte ein Tuch geholt und zuerst die Essensreste von Harrys Gesicht und dann von seinem Schoß gewischt. Schlussendlich hatte er den Tisch gesäubert und dann Harry anschließend weiter gefüttert. Dieser Gedanke bestärkte Harry. „Niall kannst du mich bitte ins Bett bringen? Mir geht's nicht so gut", meinte Harry. Besorgt wurde er von dem Iren gemustert, sofort war Niall aufgesprungen und an Harrys Seite. Er schob seine Arme unter die Kniekehle und hinter den Rücken von Harry und hob ihn vorsichtig in den Rollstuhl. Da der Rollstuhl nur mit einem Finger, ohne Kraftaufwand bedient werden konnte, war es Harry möglich, sich selbständig zu bewegen. Von Niall verfolgt, bewegte er sich in das Schlafzimmer von ihm und Louis. Niall hob ihn ins Bett, da sagte Harry: „Könntest du mir bitte noch ein Glas Wasser bringen, und das Kopfende ein wenig in die Höhe fahren?" Kurz nachdem Harry von der Klinik zurückkam, hatte Louis ein neues Bett gekauft, eins von diesen Pflegebetten, bei denen man das Kopf- und das Fußende einzeln elektronisch bewegen konnte. Harry war anfangs dagegen, doch sah bald ein, dass das Aufsetzen somit um einiges leichter war. Wenn die Fernbedienung in Reichweite lag, konnte er sich sogar ohne Hilfe aufsetzten. Auch wenn er kaum noch Kraft in seinen Armen hatte, Knöpfe konnte er drücken, außerdem schaffte er es mit viel Anstrengung seinen rechten Arm ein paar Zentimeter zu bewegen, sein linker Arm war schon lange nicht mehr zu gebrauchen.

Sofort verschwand Niall aus dem Zimmer, trat bald darauf wieder mit einem Glas Wasser, in dem ein Strohhalm steckte, wieder ein. Er stellte das Glas auf den Nachttisch und drehte den Strohhalm in Harrys Richtung. Dann gab er Harry die Fernbedienung fürs Bett, die an der Seite runter auf den Boden gerutscht war. Dieser bedankte sich, sagte aber nichts weiter. Das sah Niall als Zeichen. Er dunkelte das Zimmer ab, ging und schloss die Tür hinter sich, damit er Harry nicht weckte.

Harry holte tief Luft. Er schloss die Augen und sammelte sich. Er wusste, dass er jetzt sehr viel Kraft aufwenden musste. Er schaffte es, seinen rechten Arm bis zum Nachtkästchen zu bewegen. Dieses hatte zwei Laden. In der unteren waren die Socken von Louis in der oberen die von Harry. Langsam, mit zusammengebissenen Zähnen zog Harry die obere Schublade ein Stück auf, dann hob er seinen Arm ein Stück und ließ ihn erschöpft in die Socken sinken. Eine Weile saß er schwer atmend einfach ruhig da. Er versuchte wieder zu Atem zu kommen, dann begann er, die Hand langsam zu bewegen und den Boden abzutasten. Zum Glück fand er schnell, was er suchte, denn er wusste nicht, wie lange er das noch durchhielt. Zaghaft umschloss er das Etwas. Schon lange hatte er nichts mehr gehoben, sei es noch so leicht. Deswegen wusste er nicht, ob er es überhaupt schaffte. Noch einmal entspannte er seinen gesamten Körper und wartete kurz. Er konzentrierte sich, schloss die Augen und holte erneut tief Luft. Dann biss er wieder die Zähne zusammen. Mit all der Kraft, die noch in seinem Arm steckte, schaffte er es, die Tabletten die paar Zentimeter aus dem Schränkchen zu heben und ließ erschöpft seinen Arm neben sich auf das Bett fallen, dabei fielen die Tabletten fast auf den Boden, weil er es nicht schaffte, sie festzuhalten. Fast, auf der Bettkante blieben sie liegen. Harry wusste, dass es momentan keinen Sinn hatte, sie wieder an sich ran holen zu wollen, denn dazu hatte er im Moment keine Kraft mehr. Also saß er wieder im Bett, atmete schwer und schloss die Augen. Er wusste, dass es anstrengen werden würde, doch dass es ihm so viel abverlangte, obwohl er seinen Arm ja nicht einmal wirklich heben musste, da die Schublade mit der Matratze auf gleicher Höhe war, frustrierte Harry nur noch mehr. Nun wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, denn es würde nicht mehr lange dauern, da wird sein rechter Arm genauso nutzlos sein, wie es sein linker mittlerweile ist, gerade den Zeigefinger konnte er noch ein wenig bewegen, mehr war nicht mehr drin. Stumm kullerte ihm eine Träne über die Wange. Es blieb nicht bei der einen.

Top Secret (Larry Stylinson) 1D FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt