Wieder einmal stand ich dort, wo für viele ein Ende stattfand. Dort, wo sie ihre Liebsten zur letzten Ruhe betteten. Ein kleiner Friedhof, der abseits von dem schnellen Stadtleben lag. Kein Straßenlärm fand hier seinen Weg zu der friedvollen Stille. Mein Herz pochte in der Brust. Das einzige Geräusch, was ich wahrnehmen konnte.
Ein eisiger Windhauch ließ nicht nur die Blätter der Bäume erzittern. Auch mir zitterten die Knie. Wieder ein Jahr mehr, an dem ich vor dem Grab stehe, der Person, der mein einzig wahrer Freund war - ein Freund für's Leben.
Zugegeben, er hatte sich vor seinem Tod stark verändert. Oft erkannte er mich nicht. Oft verwechselte er mich mit seinem „Partner" Glumanda, mit dem er unbedingt die Welt vor einem herabstürzenden Meteor retten wollte und machnchmal hatte er Momente, in denen er mir sagte, dass ich es nicht Felix sagen solle, dass er mir erzählt habe, dass Felix mich liebe - sehr liebe sogar. So sehr, dass es ihn verrückt machen würde.Schweren Herzen sank ich vor dem Stein nieder. Meine Finger glitten bedächtig über die Inschrift. Der Tastsinn und meine Augen bestägtigten mir ihre Echtheit. Kalt und glatt. Perfekt in dem gräulichen Stein eingraviert. Mit viel Mühe. Man hatte keine Kosten gescheut. Ein Indiz dafür, dass er Familie und Freunden sehr kostbar war.
Noch heute konnte ich es nicht glauben. Ich wollte es nicht wahrhaben.
Die roten Rosen wogen im Wind. Ihre Köpfe richteten sich zu mir und wieder zu ihm - seinen Überresten unter diesem schweren Stein. Das Leben war noch nie fair, doch man hoffte immer, dass es nie einem selbst treffen würde. Schlimmer als selbst einfach zu verschwinden, war es seine engsten Freunden zu verlieren. Man entriss ihn mir ohne Gnade.„Du schwuler Gaylord, ich bin dir immer noch böse!" Ein scharfer Windstoß zerzauste meine Haare. Ohrenbetäubend laut flog ein Schwarm Krähen aufgeschreckt aus einem Baum. Ihr Kreischen war wie ein Schrei des puren Schmerz.
All dies ging an mir vorbei. Es interessierte mich schlichtweg nicht. „Du lässt mich hier zurück. Du sagtest, du würdest wieder gesund werden. Doch du hattest dich aufgegeben." Etwas flüssiges landete auf dem Boden. Erschrocken tastete ich mein Gesicht ab. Ich hatte keine Träne vergossen.
Der Gärtner stand mit einer Gießkanne hinter mir und kümmerte sich wortlos um seinen Job.Das plätschernde Wasser erinnerte mich an die wunderbare Zeit, als wir mit allen einen Trip in die USA gemacht hatten.
Wir waren am Meer. Alle wollten ins Wasser und zogen sich um, nur du starrtest dumm aus der Wäsche.
„Basti, ich hab meine Badehose vergessen und mit dieser Boxer kann ich nicht rumaufen."
„Warum denn nicht?"
„Das weißt du Spast doch selber am besten." Wütend zog er sich die kurze Hose ein Stück runter. Dabei kam eine meiner Boxershorts zum Vorschein, die mit dem Wort Rewilz und lauter Herzen vollgekrikelt war.
„Du hast die ja echt angezogen.", grinste ich. Ich wusste nicht warum, aber das war einfach typisch für ihn. Er machte so viele Dinge, wovon die Zuschauer nichts wussten und selbst war es ihm dann auch peinlich. Eine Eigenschaft, die ihn so unglaublich besonders machte. Man hätte sich mal anhören müssen, wie er sich bei mir noch Wochen nach meinen 24 Stunden Stream ausheulte und beschwerte, dass ich es zuließ, dass er mich küssen durfte. Dabei fand ich es nicht schlimm und es hatte außerdem geholfen mich wachzuhalten.
Immer, wenn ich dann ganz schlicht antwortete, dass es süß war, wurde er rot und drehte sich zickig um. Nach spätestens fünf Minuten ging er mir dann wieder auf den Geist mit anderen Sachen, von dem ich ihn hätte abhalten sollen.
„War doch ein Geburtstagsgeschenk." Zuerst nuschelte er erst nur, doch dann wurde er lauter. „Ich schätze deine Geschenke halt, fühl dich geehrt." Mit verschränkten Armen beäugte er mich. Es fehlte nur noch ein Lolli in seinem Mund und er wäre das süßeste Kleinkind auf der Erde und wahrscheinlich in der ganzen Galaxie.
„Tu ich und jetzt raus aus der Hose." Ich schmiss ihn auf den Boden und zog an den Hosenbeinen, bis sie sich von ihm trennte. Dabei lachten wir viel und Malte schoss ein Foto. „Das kleb' ich in mein Rewilz Poesie Album."
„Boah Malte, du Faggot!", rief ich lachend und Felix ergänzte mit einem Funkeln in den Augen. „Schick mir das dann auch, damit ich eine neue Wichsvorlage habe."
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Eine zweite Chance - Rewilz
FanficSebastian befindet sich auf einem Friedhof. Ein Grab. Einsamkeit. Trauer. Wut. Die Gedanken nur an ihn - Felix - gerichtet. Ein ominöser Gärtner gibt ihm die Chance das Vergangene zu richten, doch kann ihm das gelingen? Warnung: Beim Lesen können Sp...