26|| wieder Rot

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Rot. Schon wieder ist alles rot. Der Boden ist rot. Die Wände sind rot. Die Leichen sind rot. Ein ganzer Berg voller Leichen und blicken, die mich anklagend ansehen. Ihre Blicke brennen sich in meiner Haut. Mein Körper fühlt sich schwer an und in meinen Händen spüre ich eine gewisse Last. Das Messer, dass in meiner linken Hand ist, ist rot. Die Waffe, die in meiner rechten Hand ruht, ist rot. Meine Hände sind rot. Meine Kleidung ist rot. „Es ist deine Schuld, dass wir nicht mehr leben.", ertönt es.

Meine Augen weiten sich und ich sehe in das schäbige Gesicht von Ryu. „Es ist allein deine Schuld!", er kommt einen Schritt auf mich zu. Aus vielen Wunden fließt rotes Blut. Aus seinen Augen, aus seiner Brust, aus seinem Bauch. „Du Monster!", brüllt er klagend. „Du scheiß Monster!", ich schüttle meinen Kopf, verzweifelt. Ich schreie, aber mein schrei erstickt mit den Tränen, die meine Wangen hinab strömen.

Meine Atmung ist flach und schnell, während Schweiß meine Stirn abrinnt. Ich taste neben mich, aber da, wo Naru liegt, liegt er nicht. Panisch stehe ich auf, mit nur einem langen Hemd, dass mir Mikey geliehen hat, suche ich ihn. Er ist nicht im Bad und nicht im Zimmer. „Naru!", rufe ich und Tränen sammeln sich in meine Augen. Ich wische meine Schweißhände am Hemd ab. Ich gehe auf den Flur. „Du Monster.", ich halte inne und blicke hinter mich.

Ich schließe meine Augen. „Er ist nicht echt.", flüstere ich und öffne vorsichtig meine Augen. Er ist weg. Ich blicke vor mich und da steht er wieder. Ich schreie und falle zu Boden. „B-Bleib weg!", ich krabble zurück, immer mehr. Er schaut mich wütend an. „Mama!", ruft eine Laute, helle Stimme. „Naru!", erleichtert atme ich auf und drehe mich um. „Oh Gott, bin ich froh.", ich umarme ihn. „Mama, sieh mal!", er hält ein Bild in die Höhe. „Das ist schön.", sage ich. „Lass uns weg vom Flur."

Ich schaue hinter mich, aber niemand steht da mehr. Meine Hände zittern. „Hast du das öfters?", etwas warmes legt sich um mich. Seine schwarzen Iren sehe mich besorgt an. „Seid ihr denn nicht wütend, oder angeekelt?", frage ich und weiß, dass die anderen am Flur Ende uns zuhören. „Ich bin ein Monster." „Steh auf.", Mikey hält mir seine Hand hin und ich zögere. Aber sobald ich meine Hand in seine lege, wird mir ganz warm. „Ich muss mich umziehen...", ich entziehe mich seiner Hand und gehe wieder zurück in das Zimmer.

Doch noch bevor ich das Zimmer betrete, spüre ich, wie er mir nachsieht. Mein Herz pocht laut und schnell. Nachdem ich mich umgezogen habe, nehme ich die Decke - die ich gefaltet habe - und verlasse erneut das Zimmer. Doch zu meinem Erstaunen steht Emma, an der wand gelehnt, mir gegenüber. „Y/N.", sie sieht mit mir diesen mitleidigen Blick an, weshalb ich meinen Blick von ihr abwende. Und dann umarmt sie mich, während schluchzende Töne ihre Lippen verlassen. Ich spanne mich an und ein Kloß bildet sich in meinem Hals.

Als Naru's lachen ertönt, sehe ich neugierig zum Flurende. Emma lächelt. „Er ist ein süßer junge.", sagt sie. Ich stecke meine Hände in meine Jackentasche und nicke zustimmend. Naru scheint Spaß zu haben und sich mit den anderen zu verstehen. „Ist Kakucho hier?", frage ich, als ich das Wohnzimmer betrete, jedoch den Blick auf den Boden halte. „Nein.", antwortet Ken. Mein ganzer Körper zittert und Kopfschmerzen plagen mich.

„Brauchst du was?", ich blicke endlich auf. „Nein, alles gut.", ich winke ab und gucke zu Naru, der mit Dinos in der Hand vor Mikey hockt. Ich fühle mich fehl am Platz. Es ist nicht mehr so wie damals, dass wir lässig miteinander umgehen konnten. Sie haben fragen, ich habe antworten. Aber wir alle bleiben still und verschieben das Thema. „Hast du Hunger?", fragt Emma. Was machen sie alle eigentlich hier? „Nein."

„Mama! Mama!", ruft Naru und winkt mit seinen Dinos. Ich nähere mich den Jungs, die rund um Naru sitzen und gezwungen sind mit ihm zu spielen. „Was ist?", frage ich meinen zweijährigen Sohn. „Ich will Yaki!", er lässt die Dinos fallen und klettert auf die Couch. „Ich habe leider keine.", ich tätschle seinen Kopf. Traurig zieht er seine Unterlippe vor, ehe er sich Schmollen auf die Couch setzt. Ich fasse mir an meine Schläfe und seufze. „Du kannst auch nicht alles bekommen, Naru." „was will er denn?"

„Tayaki.", antworte ich auf Emmas frage. „Mikey's Ebenbild.", sagt Keisuke belustigt. Ich nicke, denn er hat recht, mit dem was er sagt. „Naru liebt Tayaki und Dinos.", murmle ich und fahre mit meiner rechten Hand durch sein blondes Haar. „Hier.", Emma reicht mir eine Verpackung, in der ein Tayaki drin ist. Naru sieht neugierig zu uns rüber, aber tut so, als wäre er noch immer beleidigt. „Eigentlich muss er ein Nein akzeptieren.", letz endlich gebe ich den Tayaki an Naru weiter, der sich sehr darüber freut.

Mein Blick fällt aus dem Fenster. Der Himmel ist mit Wolken bedeckt, trostlos grau. So, wie der Rest, dass ich ansehe. Aber meine Hände rot, mit Blut beschmiert. „Sehen sie euch auch an?", frage ich drauf los, während mein Blick immer noch aus dem Fenster gerichtet ist. Ich spüre blicke hinter mir, besonders die der Toten. Werde ich verrückt? „Warum habt ihr nach mir gesucht?", ich sehe sie alle an und dann verfängt sich mein Blick in Mikey's Augen.

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt