26|die Suite

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M I R A

Das Hotel, in dem wir für die nächsten drei Nächte sein werden, ist viel eleganter, als ich annahm. Die Fotos haben den ganzen Charme vorenthalten und ich bin sprachlos, als wir in die Lobby treten und dem luxuriösen Stil entgegenkommen.
Ein riesiger Kronleuchter hängt von der Mitte der hohen Decken auf die Sitzmöglichkeiten herunter und es gehen so viele Menschen herum, jeder von ihnen spricht eine andere Sprache. Fühlt sich so Urlaub an? Das ist alles so aufregend!
Ohne zu zögern hole ich mein Smartphone heraus und mache ein Foto.

Herr Sezin geht geradewegs zur Rezeption ohne der Eleganz auch nur einen Blick zuzuwerfen, was ich nicht nachvollziehen kann, doch er ist wahrscheinlich schon oft genug hier gewesen, um das alles nicht mehr faszinierend zu finden.

Ciao. Abbiamo prenotato due suite a nome Sezin.", sagt Herr Sezin, dass ich ihn verwundert ansehe. Er kann fließend italienisch sprechen! Sein Akzent ist etwas herauszuhören, doch es ist viel besser, als ich annahm.
Der Mann hinter der Theke tippt auf seinen Computer und nickt schließlich.
(Hallo. Wir haben zwei Suites auf den Namen Sezin gebucht.)

Sì. Ma è solo una suite, signor Sezin.", entgegnet der Mann, dass Herr Sezin die Stirn runzelt, bevor er mich ansieht, dann wieder den Mann.
Solo?" Der Mann nickt.
Ich verstehe zwar kein Wort, doch ich gehe stark davon aus, dass solo für ein Ding steht. Worüber reden die zwei so lange? Er soll endlich einchecken.
(Ja. Aber es ist nur eine Suite, Herr Sezin.)

Seufzend schaue ich weg und zurück zur Lobby. Ein Page bringt unsere Koffer weg und ich beobachte ihn dabei, wie er zu einem der zwei Fahrstühle geht und die Koffer hineinrollt.
Sobald der Page verschwunden ist, lehne ich mich gegen die Rezeption und spiele etwas mit der goldenen Klingel, die vor mir liegt, während die beiden Männer auf italienisch miteinander kommunizieren. Klingt italienisch immer so laut und aufgebracht, denn Herr Sezin spricht nicht sehr sanft. Ich dachte immer spanisch wäre eine ausdrucksstarke Sprache.

„Frau Acar.", sagt Herr Sezin langsam, dass ich ihn ansehe, als er sich vom Mann zu mir dreht,„Haben Sie nur eine Suite gebucht?"
Natürlich will ich es ganz schnell verneinen, denn das kann nicht sein, doch es geht mir nicht weiter über die Lippen. Als ich mit dem Mann telefoniert habe, hat er mich gefragt, ob ich zwei Suites möchte und ich habe verneint, oder?
Habe ich?
Verdammt, das habe ich.
Aber das... das ist nicht meine Schuld!
„Ich glaube schon.", gestehe ich leise, dass er die Augen schließt und den Kopf hängen lässt,„Ich dachte Sie kommen alleine!"

Ich habe doch erst gestern erfahren, dass ich mitkomme! Mir ist gar nicht mehr in den Sinn gekommen, dass ich das Hotel nochmal kontaktieren muss, um ein Zimmer für mich zu buchen.
„Und was sollen wir jetzt machen?", fragt er, sobald er den Kopf wieder anhebt und ich schiebe die Unterlippe hervor.
„Gibt es denn nicht noch ein freies Zimmer irgendwo im Hotel?", entgegne ich und er wendet sich an den Mann, um ihn zu fragen. Ich brauche die Sprache nicht zu sprechen, um das Kopfschütteln des Mannes zu verstehen.
Scheiße. Bin ich jetzt auf der Straße gelandet? In einem mir unbekannten Land?

„Kommen Sie.", brummt Herr Sezin und geht bereits zu den Fahrstühlen herüber, dass ich ganz schnell hinter ihm herlaufe. Wieso muss er nur so große Schritte machen?
„Was hat der Mann gesagt?", frage ich, als ich ihn endlich eingeholt habe und in den Fahrstuhl steige.
„Er gibt uns Bescheid, sobald ein Zimmer frei ist." Die Fahrstuhltüren schließen sich und Herr Sezin drückt die Taste mit der Zwölf.
„Und bis dahin?" Er schaut zu mir herüber und seine Miene verrät nichts.
„Bis dahin werden wir mit einer Suite auskommen müssen."

D E M I R

Gut, ich bin nun in Italien. Ich bin hier.
Aber ich bin nicht alleine.
In dem Schlafzimmer, das eigentlich meins sein sollte, ist Frau Acar. Sie ist in meiner Suite.
Je dringender ich diese Frau loswerden möchte, desto mehr bekomme ich sie zu Gesicht.

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