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Mrs. Petunia Evans Dursley war schon immer stolz darauf gewesen, vollkommen normal zu sein. 

Anders als ihre missratene Schwester war sie auf kein verrücktes Internat voll von noch verrückteren Gestalten gegangen. 
Sie war auf eine normale Schule gegangen, hatte normale Freunde gehabt und machte einen normalen Abschluss.
Anders als ihre Schwester, die sich ihre Zeit mit diesem fürchterlichen Potter-Jungen vertrieb,  hatte Petunia auch klare Zukunftsvorstellungen gehabt. Normale Zukunftsvorstellungen. 

Sie verließ Cokeworth und das Haus ihrer Eltern, dass von der Magie ihrer Schwester nur so durchzogen war, um in London in einem kleinen, nicht magischen, Apartment zu wohnen und einen Schreibkurs zu besuchen. 
Dann fing sie einen ganz normalen Sekretärinnenjob in einer ganz normalen Firma an und hatte normale Arbeitskolleginnen, mit denen sie sich nach der Arbeit in normalen Cafés verabredete. 

In ihrer Firma lernte Petunia schließlich Vernon Dursley kennen, ein breiter Mann mit dunklen Schnauzbart, der gerne und viel über Autos sprach. 
Für Petunia war er, kaum hatte sie ihn das erste Mal aus einer Besprechung kommen sehen, der perfekte Mann gewesen. Alles an ihm war vollkommen normal, da waren keine magischen Familienmitglieder, die auf Besen ritten und auf Glaskugeln die Zukunft ablasen. 
Vernon Dursley war einfach ein normaler Mann, der Steak und Zigarren mochte, gerne Bier und teuren Whiskey trank, über Investmentmöglichkeiten nachdachte und von einem quadratischen Haus mit Vorgarten träumte. 

Ihre ersten Dates waren toll gewesen, Vernon bestand darauf, Petunia mit seinem teuren Wagen abzuholen und er hielt ihr sogar die Türen auf. 
Er führte sie in ein teures Restaurant aus, bei dem die Preise nicht auf den Speisekarten standen und brachte sie danach bis zur Haustür ihres Apartments.
Nichts hieran erinnerte Petunia an Lilys Erzählungen von ihrem ersten Date mit diesem Potter-Jungen in dieser verfluchten Bar bei ihrem verrückten Internat. 

Als Vernon ihr endlich mit Kniefall den Antrag machte, konnte sie ihr Glück kaum fassen. 
Sie hatte es geschafft. 
Nach all den Jahren, die sie im Schatten ihrer Schwester verbracht hatte, hatte sie endlich das normale Leben das sie sich immer erträumt hatte.
Sie würde eine normale Hochzeit haben, einen normalen Ehemann, in einem normalen Haus mit Vorgarten und Vogeltränke leben und normale Kinder bekommen. 

Mit der Aussicht auf diesen Erfolg war Petunia auch nur ein wenig wütend, als Lily ihre Verlobung mit diesem Potter-Jungen verkündete. 
Nichts konnte mehr schiefgehen, hatte sie sich gedacht. Sie hatte Vernon und ihr quadratisches Haus in der Vorstadt, wie sie es sich immer erträumt hatte. 

Doch Träume waren nicht dafür gemacht Realität zu werden, dass musste Petunia einige Zeit nach ihrer Hochzeit feststellen, als Vernon das erste Mal viel zu spät und viel zu wütend von der Arbeit nach Hause kaum. 

Sie hatte erst gar nicht begriffen was passiert war, als Vernon seine Hand wieder sinken ließ. Erst durch den zischenden Schmerz in ihrer Wange erkannte sie, dass Vernon sie gerade geohrfeigt hatte. 

Er hatte sich nicht entschuldigt, nicht wirklich jedenfalls. 
Auf der Arbeit sei viel los, hatte er gesagt, als Petunia ihre rote Wange hielt und einzelne Tränen über ihr Gesicht rollten. Er hatte so nicht reagieren wollen, aber wohin mit seinem Stress. 
Und Petunia hatte ihm verziehen. Natürlich hatte sie das. 

Vernon arbeitete schließlich, damit sie sich das quadratische Haus mit Vorgarten im Ligusterweg leisten konnten. Er arbeitete, damit Petunia es nicht tun musste und sich stattdessen um die Hausarbeit und ein hoffentliches Baby kümmern konnte. 
Wer war Petunia, nun eine Szene zu machen, weil ihr Ehemann gestresst war, von all dem, was ihm auferlegt wurde. Was sie ihm auferlegte. 

Also rieb sie sich ihre Wange mit einer kühlenden Salbe ein, setze Tee auf und servierte Vernon das Steak mit Bohnen und frischem Brot, das sie für den Abend zubereitet hatte. 

The dream I dreamed - Eine kurze Geschichte über Petunia Dursley und Lily PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt