CHAPTER 2

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»Autsch, du tust mir weh!«

»Zieh die Jacke an.«

»Nein! Warum sollte ich auf dich hören, Arschloch!« Junghee riss sich von mir los.
Ihre Augen funkelten provokant und forderte mich dazu heraus, einen bedrohlichen Schritt auf sie zuzugehen.

»Du siehst wie ein Flittchen aus. Habe ich dir nicht schon einmal gesagt, dass du hier so nicht auftauchen sollst. Hast du es so sehr nötig?«, knurrte ich und wurde von Jennies warmer aber bestimmter Hand auf meiner Schulter zurückgehalten.

»Jeon, mach' jetzt keinen falschen Schritt..«

Ich knirschte mit den Zähnen. Das Starrduell war sinnlos. Sie verschränkte ihre Arme vor dem Netztop, durch das knapper, roter Spitzen-BH blitzte.
Es kostete meine gesamte Überwindung sie nicht aus dem Club zu zerren und Zuhause in ihr Zimmer zu sperren.

Sie war meine kleine Schwester und würde für mich immer das kleine Mädchen bleiben, das bei Gewitter in mein Bett kroch.
Ich konnte sie nicht in solcher Kleidung sehen, wusste, dass sie die falschen Menschen anzog, noch zu naiv war, um sich gegen die böse Welt zu wehren.

Egal, wie viel Make-Up und Eyeliner sie verwendete, es würde nicht kaschieren, dass sie nicht einmal alt genug war, um legal zu trinken.

Plötzlich trat ein hochgewachsenen, blasser Mann durch die Tür. Er sollte mich nicht interessieren, doch er wurde zu meiner Angelegenheit, sobald seine Hand an der Taille meiner Schwester landete.

Er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte. Mit jedem Augenblick, den sie mich ignorierte, ballten sich meine Fäuste noch ein wenig fester.
Der ältere Mann zuckte seine Augenbraue hoch.

»Hast du ein Problem, Kleiner?«

»Nimm' deine Griffel von ihr«, presste ich zwischen Zähnen hervor. Jennies Hand der Vernunft tat nichts mehr für die glühende Wut in mir.
Der Mann fing an zu grinsen, so breit, dass es seine Augen verschlang. Er zog sie noch näher an sich heran.

»Ich habe sie zuerst abbekommen. Zieh' Leine.«

Mir riss der letzte Faden der Geduld und trotz Jennies Rufen, stieß ich den Kerl mit meinem ganzen Gewicht gegen die Wand. Der Impuls, dem ich folgte, überraschte selbst mich.
Meine Hände knüllten zittrig seinen Kragen.

»Hör mir zu, Wichser. Es ist mir egal, ob du so breit wie die beschissene Tür bist, durch die du deinen Arsch in diesen Club geschoben hast. Wagst du deine Hände an meine Schwester zu legen, werde ich dein Gehirn am Fußboden verschmieren. Hier und jetzt«, zischte ich.

Jemand zog an meinem Arm, doch ich steckte hier zu tief drin, um davon ins Rücken gebracht zu werden.
Mich lenkten jedoch etwas anderes ab. Für einen Moment glaubte ich zu sehen, wie sich das Licht unnatürlich in seinen Zähnen fing.

»Namjoon, was treibst du schon wieder?«, gurrte eine Stimme hinter uns. Genervt trat ich vom Mann zurück. Ich drehte mich mit der Erwartung um, dass dort noch ein breiter Hüne stand, doch meine Augen blieben an jemand ganz anderem hängen.

Ein amüsantes Lächeln umspielte die plumpen, roten Lippen des kleineren Mannes. Seine alabastarweiße Haut leuchtete praktisch im dämmrigen Licht.
Seine Hände steckten in einer schwarzen Lederhose, seine Füße in schweren Stiefeln und tragen tat er ein Nirvana Shirt, klobigen Silberschmuck.

Ich wurde von rabenschwarzen Augen gemustert. Etwas intensives lag in ihnen, etwas, was mir unter die Haut kroch und ein Kribbeln auslöste, dass ich lange nicht gespürt hatte. Er war heiß.

Alles an ihm schrie teuer und außerhalb meiner Reichweite, doch zum ersten Mal störte es mich. Ich wollte näher herantreten, um herauszufinden, ob das Lippenpiercing echt war und wie weit das Tattoo reichte, das unter seinem Kragen hervorlugte.

BROOKLYN BOY | 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt