»ᴄʜᴀᴘᴛᴇʀ|30«

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Taehyungs amüsiertes Schnaufen lässt mein Blut augenblicklich gefrieren, wie auch mein Herzschlag der für eine Sekunde aussetzt. Sofort schlage ich meine Augen auf und schaue direkt in das dunkle Augenpaar Taehyungs, welche mich fixieren und fast schon magisch in ihren Bann ziehen. Die Tatsache das ich nur förmlich danach gelächzt habe, seine vollen Lippen auf meinen zu spüren, sorgt dafür das mir die Hitze ins Gesicht steigt und mir wünsche das sich unter mir ein Loch auftut, durch welches ich für alle Zeit verschwinden kann. Oder zumindest einmal im Leben die Möglichkeit bekomme, mit Hilfe einer Stoppuhr, die Zeit zu stoppen und niemals mehr weiter spielen zu lassen. Die Situation ist mir äußerst peinlich und ich weiß genau, das nicht nur ich es als unangenehm empfinde. Die Blicke der anderen Kursmitglieder liegen auf uns. Der aber für mich schlimmste Blick, die schlimmste Aufmerksamkeit ist die, die mir Taehyung so eben schenkt. Seit ich meine Augen geöffnet habe, sind gute 2 Minuten vergangen, in welchen er nach wie vor nichts gesagt hatte, geschweige denn den Blick abwendete.
Ich sehe in seinen Augen, wie er über etwas nachzudenken scheint, darüber mich am besten vor allen zu demütigen. Er erhebt sich von seinem Stuhl. Mein gesamter Körper verkrampft sich und die Muskeln unter meiner bleichen Haut spannen sich vor Angst und Nervosität an, bewusst darüber, das ich keine Argumente finden würde, um mich raus zu reden. Dafür ist mein Verstand zu leer gefegt.
Mein Kopf legt sich langsam ein wenig in den Nacken, um Taehyungs Blick zu kreuzen. Er blickt mit einem undefinierbaren Blick zu mir hinunter, einem Blick der einen Stromschlag durch meinen Körper jagt und mir eine Gänsehaut verabreicht. Es schaudert mich, als sich auch noch meine Nackenhaare aufstellen und es wäre das klügste meinen Blick einfach abzuwenden und weg zusehen. Aber irgendwas in mir scheint alles auf Stand-by gesetzt zu haben, denn nichts reagiert nicht auf meinen Verstand.

Ich sehe mich gezwungen darin mich geschlagen zu geben und die Demütigung über mich ergehen zu lassen. Sehe es positiv Jungkook, all zu lang ist das Schuljahr nicht mehr. Nur noch gute elf oder zehn Monate, dann hättest du die Hölle überstanden und müsstest niemanden mehr wieder sehen. Außer mit blöden Zufällen in der Uni...

Erschrocken löst sich meine Starre und mein Körper sackt kurz in sich zusammen, als ich Taehyungs große warme Hand um meine spüre. Mein Blick liegt auf seinem Rücken, während er mich zwischen den Tischen hindurchzieht, hinaus aus der Cafeteria und die Stufen hinunter auf den Platz der Unterkunft, auf welcher wir gestern Nacht angekommen waren. Die anderen Leute hatte ich ab dem Moment der Berührung komplett ausgeblendet.

Bei genauerer Betrachtung ist der Ort schon recht schön. Der Weg ist mit hellen sauberen Steinen gepflastert und bildet einen großen Kreis inmitte des Grundstückes, um welchen die Bäume gleichmäßig stehen und ihre bunten rot-gelb schimmernden Blätter durch den Wind tanzen lassen, wovon sich einige ihre Freiheit erkämpft haben und elegant durch die Luft gleiten und sachte sich auf den Boden niederlegen.

Leicht staunend betrachte ich das kleine Spektakel, schenke meiner Aufmerksamkeit dann aber einem kleinen Pavillon, welcher etwas Abseits, versteckt zwischen den Herbstbäumen steht.
Ohne den Blick davon zu lösen, setzen sich meine Beine von alleine in Bewegung und Taehyung gleich mit, da unsere Hände immernoch ineinander liegen.

Der Pavillon scheint schon um einiges älter zu sein, da die dunklen Holzpfeiler ein wenig mit Moos bedeckt sind. Die feinen koreanischen Schriftzüge in diesen sind aber dennoch sehr gut zu lesen, was mich vermuten lässt, das sich dennoch um den Pavillion gekümmert wird. Mein Blick wandert über die Innenschriften welche mir dir Wörter 'Stille des Inneren' offenbaren. Unbewusst murmel ich die Wörter vor mich hin und merke ein leicht beklemmendes Gefühl in mir.

Mit einem Mal wird mir nämlich alles bewusst, was in der gesamten Zeit schief gelaufen ist. Ich weiß nicht wie ich es all die Zeit geschafft habe, meine ganzen Probleme zu verdrängen. Vorallem der Streit mit meinen besten Freund Jimin liegt mir doch eigentlich quer im Magen, der Schulstress, der auf mich noch mehr Druck ausübt, mein Selbstmordversuch ... die negativen Träume, welche mich in fast jeder Nacht heimsuchen. All das müsste mich doch immer mehr runter ziehen. Sollte es ...

[Pausiert] Wʜᴏ ᴀʀᴇ ʏᴏᴜ ? | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt