Mord

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Über einen unglücklichen Mord und eine unerwartete Begegnung.

Blut! Da war überall Blut! Und das schlimmste war: Es war nicht einmal mein Eigens!

Das hatte zwar zum Vorteil, dass ich keine Schmerzen erleiden musste, doch dafür hatte es den jungen Mann vor mir sehr viel schlimmer erwischt. Die tief rote Flüssigkeit kroch von seiner Brust auf den Boden und drohend immer weiter auf mich zu, genau wie die Strafe die ich vermutlich für das hier erhalten würde.

Um Gottes Willen, hier starb ein Mensch. Genau vor meinen Augen!

Oder war er schon gestorben? Ich hatte ihn umgebracht!

Weg! Ich musste Weg! So schnell und am besten so weit wie möglich! Also rannte ich.

Meine Beine trugen mich in meine kleine Wohnung mit den Fenstern zum Hinterhof. Das musste weit genug sein.

Meine Wohnung - zum Glück. Dass sie es wirklich war, realisierte ich erst, als der Schlüssel tatsächlich ins Schloss passte. Sofort stürmte ich ins Badezimmer - wer weiß warum. Noch bevor ich einen Blick auf meine Gestalt im Spiegel werfen konnte, brach ich hemmungslos weinend zusammen. Mit dem Bild des ungesund verrenkten Rückens und den vielen Schnittwunden auf Gesicht und Brust vor Augen, heulte ich mich in einen wenig erholsamen Schlaf.

Das Erste was meinen Morgen prägte, waren Rückenschmerzen und eine unangenehme Kälte in den steifen Gliedern. Der Fluch des Badezimmerfußbodens. Es ging nicht viel besser weiter, denn als ich mich am Rand des Waschbeckens hochzog, fiel mein Blick unweigerlich auf das getrocknete Blut an meinen Fingern.

"So eine Scheiße.", schoss es mir durch den Kopf. Dann wurde mir klar, dass das überhaupt kein Ausdruck war.

Ich hatte jemanden umgebracht!

Nicht, dass ich das unter irgendwelchen Umständen gewollt hätte, dennoch machte mich das zu einem Mörder. Schockiert von mir selbst hätte ich am liebsten den Spiegel von der Wand gerissen. Ich besann mich eines Besseren, das würde ich später nur bereuen.

"Genau genommen, war das gar kein Mord. Du bist also mehr so ein... Totschläger."

Das war das erste Mal, dass ich die Stimme hörte. Ich nahm sie in diesem Augenblick allerdings nicht als solche wahr. Stattdessen nickte ich nur abwesend und begann meine Hände zu waschen. Ich tränkte auch die Ärmel des Kapuzenpullis in Wasser, in der Hoffnung die rostbraunen Flecken darauf würden verschwinden. Schließlich schmiss ich den Pullover in die Ecke. Das war im Moment gleichbedeutend mit dem Mülleimer. Ich zog auch die Hose aus und die Boxershorts. Beides landete in der Ecke. Dann stellte ich mich unter die Dusche und beobachtete wie das zu heiße Wasser die Haut auf meinem Oberkörper rot färbte.
Das Wasser half. Irgendwie. Oder es war der beruhigende Effekt des Duschens an sich.

Das Badezimmer wurde nebelig von Wasserdampf und mein Kopf damit endlich klarer. Als könnte ich die ganzen Probleme weg dampfen und hinfort lüften. Wie wunderbar einfach.

Ich war verantwortlich für den Tod dieses Menschen. Das war niemals so geplant. Natürlich nicht!
Was für eine dumme Idee Spielekonsolen im Elektromarkt zu klauen, nur um den Besuch eines Festivals zu finanzieren. Nur leider hatte das in der Vergangenheit schon erstaunlich oft und gut funktioniert.
Ich wischte mit der Hand über die Glastür der Duschkabine. Wischte die unnötigen Gedanken bei Seite.
Die Moral hinter dem Stehlen war nun nicht wichtig, das würde ich so schnell nicht wiederholen.

Wie weiter machen? Bei der Polizei melden?

"Hallo ehm... entschuldigen sie. Ich bin nur gestern Nacht in einen Elektronikmarkt eingebrochen und habe einen Mitarbeiter, der noch dort war, umgebracht. Tut mir leid, kommt nicht wieder vor."
Das kam überhaupt nicht in Frage. Wenn sie mich schnappen sollten, würde ich mich natürlich nicht wehren, wäre ja irgendwie gerecht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 06, 2021 ⏰

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