Kapitel 1

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Leise fluchend zog ich mir meine Jacke über und schnappte mir meine Tasche. Ich war schon wieder zu spät dran, wie eigentlich jeden Abend, weil meine Mutter darauf bestand das ich mit meiner Familie gemeinsam zu Abend aß. Das ich deshalb zu spät zur Arbeit kommen würde, interessierte sie nicht sonderlich. Wenigstens hatte sie mir abgekauft, dass ich in einem nahe gelegenen Diner als Bedienung tätig war. Der Besitzer war auf meiner Seite und half mir, das sie auch in diesem Glauben blieb. Das ich beinahe jeden Abend hinter der Theke einer Bar stand, die sich nur ein paar Straßen weiter befand, durfte meine Familie auf keinen Fall erfahren. Ich war noch minderjährig und eigentlich war es deshalb verboten, aber mir machte die Arbeit Spaß und bis jetzt hatte noch keiner Verdacht geschöpft. Ich verdiente dort um einiges mehr als ich in diesen Diner je verdienen würde und ich brauchte das Geld. Irgendwann wollte ich mir meinen Führerschein finanzieren können, mir dann ein Auto kaufen und sobald es soweit war wollte ich von hier weg. Mein Leben bestand nur als Schule, Lernen, Verpflichtungen und Streitigkeiten mit meinen Eltern. Es war alles andere als schön und ich wollte einfach nur frei sein, mir etwas Eigenes aufbauen, raus aus diesem Gefängnis. Bis dahin würde ich es aber weiterhin hier aushalten müssen, etwas anderes blieb mir nicht übrig. Ich musste Geduld haben und das war bei weitem nicht meine größte Stärke.Wenig später hatte ich das Haus bereits verlassen und fuhr auf meinem alten Fahrrad zur Bar. Es war eine gute halbe Stunde nötig und ich trat fest in die Pedale, um nicht noch später dran zu sein. Gerade als ich die Straße überqueren wollte, kamen Motorrädern um die Ecke. Um einen Zusammenstoß zu verhindern bremsten ich und der vorderste Typ auf dem Motorrad sofort ab, aber meine Bremsen funktionierten nicht so wie sie sollten und der Motorradfahrer erwischte mich seitlich und zwar trotz des Abbremsens noch mit ziemlicher Wucht. Während er auf seinem Bike sitzen blieb, machte ich aufgrund der Wucht einen regelrechten Salto über den Lenker meines Fahrrads und prallte hart auf dem Asphalt auf. Mein Fahrrad landete zu allem Überfluss auf mir und ich blieb benommen liegen. "Shit!", hörte ich jemanden sagen und kurz darauf folgten Schritte, die sich schnell näherten. Die Motorgeräusche der Motorräder verstarben nach und nach. Dann wurde das Rad von mir herunter gezogen und jemand tätschelte behutsam meine Wange. "He, Mädchen!", sagte jemand. "Du hast sie voll erwischt!", meinte jemand anderes. "Sie kam einfach aus dem Nichts!", rechtfertigte sich der andere Mann wieder. "Und hör auf so dumm rum zu stehen, ruf nen Krankenwagen!" Als ich das vernahm, versucht ich die Augen zu öffnen. "Nein..", brachte ich mühevoll hervor. "Kein.. Krankenwagen. Nicht ins Krankenhaus.. Mir geht's gut!" Ich glaubte mir selbst kein Wort, aber ins Krankenhaus wollte ich nicht. Nicht schon wieder, nicht jetzt. Als ich es endlich geschafft hatte die Augen zu öffnen, blickte ich in zwei blaue Augen, die besorgt drein schauten. Sie gehörten zu einem Mann, der neben mir kniete. "Nicht.. ins Krankenhaus!", wiederholte ich und versuchte mich aufzusetzen. Ich unterdrückte einen Schrei, da es in der Rippengegend unheimlich schmerzte und mir kurz die Luft weg blieb. Aber ich wollte keine Schwäche zeigen. Als ich saß erkannte ich, dass noch ein paar andere Männer anwesend waren, die mich allesamt ansahen. Ich versuchte aufzustehen. "Bleiben sie liegen!", versuchte mich der Mann neben mir zu überreden, doch ich hörte nicht. Nach ein paar Schritten knickten meine Beine jedoch wieder ein.Ich rechnete damit, erneut auf den harten Boden zu knallen. Jedoch wurde ich noch rechtzeitig abgefangen und deshalb glitt ich sehr sanft auf den Asphalt. "Ich hab doch gesagt liegen bleiben!", ermahnte mich derjenige, der mich angefahren und nun aufgefangen hatte. Ich hörte alles nur ganz weit weg, da ich nun noch benommener als vorher war. "Soll ich jetzt einen Krankenwagen rufen oder nicht?", wollte nun sein Kumpel wissen, der bereits sein Handy hervor geholt hatte. "Natürlich! du Idiot!", blaffte der andere ihn an, während die anderen drei die noch dabei waren einfach nur bei ihren Maschinen stehen geblieben waren und das Geschehen beobachteten. Einer von ihnen kam dann aber doch näher und kniete sich ebenfalls zu mir und dem anderen hinunter, der mich festhielt, damit ich aufrecht sitzen konnte. "Ich schau mir das schon mal an.", meinte der Mann, der zu uns gekommen war. "Ich bin zwar kein Arzt, aber ein bisschen kenne ich mich aus." Und daraufhin hob er ein wenig mein Kinn an, jedoch schlug ich seine Hand sofort weg, was höllische Schmerzen nach sich zog. Jedoch wollte ich einfach nur in Ruhe gelassen werden und keine Hilfe annehmen. "Finger weg!", knurrte ich, allerdings hielt der andere mich weiterhin fest. "Ich will mir das nur kurz anschauen, damit wir den Sanis was sagen können, wenn sie kommen. Das beschleunigt das ganze Prozedere vielleicht ein wenig." Daran glaubte ich zwar nicht, aber er schien es wirklich nur gut zu meinen. "Okay.", sagte ich deshalb und wieder hob er mein Kinn ein wenig an. "Eine ordentliche Platzwunde an der Stirn. Ist dir schwindelig?", wollte der Typ wissen. "Ist untertrieben.", gab ich zurück. "Ganz sicher ne Gehirnerschütterung. Wo tut es sonst noch weh?", fragte er weiter. "Überall.", antwortete ich und der Mann erhob sich. Er lief zu seinem Motorrad und der andere blieb weiter bei mir. "Das tut mir leid, echt.", meinte er. "Ich hab dich nicht kommen sehen.", fügte er hinzu. "Kein Wunder, wenn man mit unverminderter Geschwindigkeit um die Kurve fährt!", ging ich ihn an, allerdings blieb mir die Luft weg und ich zwang mich ruhig zu bleiben. Der andere war derweil zurück und legte mir eine Decke um die Schulter.Damit ich nicht doch noch das Bewusstsein verlor, redeten die Biker ununterbrochen mit mir und so langsam fing ich an ihnen zu vertrauen. Sie waren freundlich und hilfsbereit, ganz anders als ihr Auftreten hätte vermuten lassen. Sie hätten mich ja auch einfach am Straßenrand liegen lassen und weiter fahren können, doch sie blieben bei mir. Der eine hatte inzwischen einen Rettungswagen gerufen und es würde nicht mehr lange dauern, bis dieser hier an kam. "Wie heißt du, Kleine?", fragte mich nun der Mann, der mich vom Fahrrad geholt hatte. "Katherine.", antwortete ich. "Aber ich mag Katey lieber.", gab ich gleich zu. Meiner Familie passte dieser Spitzname zwar nicht, aber Katherine hörte sich für mich einfach nur komisch an und deshalb sagte ich jedem den ich neu kennen lernte wie er mich lieber nennen sollte. Obwohl das nicht so oft vor kam, denn Zeit für Freunde blieb mir kaum und wenn ich neue Leute kennen lernte passten sie meiner Mutter oft nicht. Deshalb kannte ich eigentlich nur die Kinder der Familien, mit denen meine Eltern zu tun hatten und die gingen mir jedes Mal gehörig auf die Nerven. "Freut mich dich kennen zu lernen, Katey. Ich bin Jackson, aber alle nennen mich Jax." Ich lächelte, als Jax mir die Hand reichte. Irgendwie war er mir auf einmal doch sympathisch. "Freut mich ebenfalls.", sagte ich. "Ich bin übrigens Chibs.", stellte sich nun der Kumpel von Jax vor, der mich vorhin kurz untersucht hatte. Die anderen beiden Männer hießen Tig und Juice, wie ich anscheinend erfuhr. Gleich darauf trafen auch gleich die Rettungskräfte ein, von denen ich gleich versorgt und ins Krankenhaus gebracht wurde. Mir war nicht mal die Gelegenheit gegeben worden, mich von Jax und den anderen zu verabschieden. Leider musste ich den behandelnden Ärzten dann die Nummer meiner Eltern geben, sodass sie benachrichtigt werden konnten.

Becoming an Old LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt