"Musste das sein?!", fragte ich aufgebracht. "Sie waren nur hier um.." Erneut fiel mein Vater mir ins Wort. "Solche Leute sind kein Umgang für dich!", stellte er klar. "Hast du gesehen, dass das Biker waren?! Auf ihren Kutten stand 'Sons of Anarchy', das klingt ja schon nach einem dieser kriminellen Bikerclubs! Mit solchen Menschen geben wir uns nicht ab!"
Ich konnte diese Intoleranz meines Vaters nicht fassen. "Dein Vater hat Recht, Katherine. Das sind ganz üble Typen und definitiv keine gute Gesellschaft für ein junges Mädchen wie dich. Dieser Jackson wird nur noch einmal von uns hören und zwar von unseren Anwälten!", pflichtete meine Mutter meinem Vater bei.
"Ihr kennt diese Menschen doch gar nicht!", stellte ich klar. "Nur weil sie keine Anzüge getragen haben, sondern Lederkutten und Motorrad fahren, sollen sie gleich kriminell sein?!" Das war für mich einfach nicht nachvollziehbar, wie man Menschen nur anhand ihres Aussehens und ihrer Vorlieben so abwerten konnte.
"Ihr seid so egoistisch, das ist unglaublich!", schluchzte ich und verließ schnell das Bett. So schnell es meine Verletzungen zu ließen, lief ich ins Bad und schloss mich dort ein. "Katherine!", rief meine Mutter sofort und gleich darauf klopfte es an der Tür. "Lasst mich in Frieden!", rief ich und ließ mich weinend in einem Rollstuhl nieder, der dort für alle Fälle bereit stand.
Es war das erste Mal, dass ich mich getraut hatte, meinen Eltern Kontra zu geben. Sie hielten sich immer für etwas besseres und wollten auch mir das eintrichtern. Jedoch sah ich vieles ganz anders als sie. Ich sah mich bereits seit Jahren nicht mehr als Teil der Familie, so schlimm das auch klingen mochte.
Ich wollte nur noch meinen Abschluss machen und dann irgendwohin gehen, um dort neu anzufangen. Dieser Plan stand bereits fest und nach dieser Aktion, war ich in meinem Entschluss nur noch bestärkt worden.
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"Was war das denn für ein Auftritt?!" Tig fing sofort an sich aufzuregen, als die Tür des Zimmers geschlossen war. "Die Kleine scheint echt in Ordnung zu sein, aber ihre Alten sind ja mal echt übel!", wandte Chibs daraufhin ein.
Seine Kumpels konnten ihm da nur zustimmen. Die Männer machten sich dann langsam auf den Weg zu den Aufzügen. Jackson war ein wenig geknickt, was die anderen natürlich merkten. Deshalb versuchten sie ihn aufzumuntern.
"Also ich würde mich unglaublich über ein paar Blümchen freuen.", meinte Tig. "Und ich wäre gegen ein paar Pralinen nicht abgeneigt.", wandte Chibs ein. "Ey!", protestierte Juice. "Wenn die zwei Vollpfosten was kriegen, dann will ich auch was!"
Doch Jackson schwieg und seine Freunde sahen ein, dass es nichts brachte. Aus diesem Grund verstummten auch sie. Als eine Schwester den Weg der vier Männer kreuzte, hielt Jackson sie auf und drückte ihr die Blumen und die Schokolade in die Hände. "Fürs Schwesternzimmer.", sagte er und ohne eine Antwort abzuwarten, lief er weiter.
Vor den Aufzügen warteten sie schließlich, bis ein Aufzug kam und in diesen stiegen sie ein. Jax starrte die ganze Zeit den Bären in seiner Hand an. Anstatt nach unten fuhren sie dann auch erstmal nach oben, was die Fahrt in die Länge zog.
Auf der nächsten Station stieg schließlich eine Schwester mit einem Kind hinzu, das im Rollstuhl saß und bitterlich weinte. Jackson schätzte es auf ungefähr 6 Jahre und das kleine Mädchen schien unheimliche Schmerzen zu haben.
Ein Gips am Bein verriet dem Biker, dass es sich wohl das Bein gebrochen haben musste. Jackson schaute zwischen dem Mädchen und dem Teddybären hin und her, bis er schließlich ein paar Schritte auf das Mädchen zu ging und ein wenig in die Knie ging.
"Hast du Schmerzen, Kleines?", fragte Jax und das Mädchen nickte schluchzend. "Dann brauchst du den hier viel dringender als ich.", meinte der junge Mann und setzte dem Mädchen den Bären auf den Schoß. "Der gehört jetzt dir.", stellte Jackson klar und sofort hörte das Mädchen auf zu weinen. Sofort nahm sie den Bären fest in den Arm.
"Danke!", sagte sie mit einer putzigen Stimme und Jax lächelte. "Dafür nicht.", antwortete er und als der Aufzug schließlich das Erdgeschoss erreichte, stiegen die vier Männer aus und verließen die Klinik.
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Die Tage im Krankenhaus zogen sich wie Kaugummi. Ich war der Meinung, dass es mir gut ging, aber das sahen meine Eltern ganz anders. Und deshalb wurden Untersuchungen gemacht, die vollkommen überflüssig waren, aber aufgrund meiner Krankenheitsgeschichte wollten meine Eltern natürlich sicher sein das es mir gut ging.
Jedenfalls betonten sie das ständig, was ich allerdings stark bezweifelte. Sie wollten nur irgendetwas finden, um Jax etwas anzuhängen. Sie hatten sogar schon einen Anwalt kontaktiert, der mich im Krankenhaus besucht hatte, um meine Sicht der Dinge anzuhören.
Ich hatte ihm ganz ehrlich gesagt, dass ich nicht wollte, dass Jax irgendwelche Schwierigkeiten bekam. Schließlich hätte ich auch aufpassen müssen und er und seine Freunde hatten sich so lieb um mich gekümmert, da wollte ich ihn definitiv von einer Anzeige bewahren. Und zu meiner Überraschung konnte der Anwalt das nachvollziehen.
Daraufhin erklärte er meinen Eltern, dass sie doch froh sein sollten, dass sich der Motorradfahrer um mich gekümmert hatte und nicht einfach weggefahren war. Sie sollten sich lieber um mich kümmern, als darum, dass jemand schier grundlos verurteilt wurde.
Hätten sie mich liegen gelassen, dann wäre ein Verfahren nötig gewesen, aber nicht unter diesen Umständen. Es war ein Unfall gewesen und Jax tat es ja leid, deshalb wollte ich nicht, dass es weiter verfolgt wurde und wenigstens hatten meine Eltern es dann endlich eingesehen. Oder zumindest aufgehört, ihren Willen durchsetzen zu wollen.
Der Anwalt war halt doch ein Fachmann und auf den musste man ja mehr hören, als auf die eigene Tochter. Das Geld hätten sie anders besser investieren können, aber sie hatten ja nicht hören wollen. Und mit der Sicherheit, dass Jax nicht weiter belästigt wurde, konnte ich auch damit leben noch in der Klinik bleiben zu müssen.
Wenn ich Glück hatte, durfte ich aber Morgen endlich nach Hause. Das bedeutete zwar, dass ich meine Eltern wieder 24 Stunden um mich hatte, aber dort würde mir hoffentlich nicht mehr so langweilig sein wie hier.
Und tatsächlich waren die Ärzte einverstanden, dass ich nach Hause gehen durfte. Bei der Visite am Morgen war alles in Ordnung gewesen und sie bereiteten nun meine Entlassung vor.
Ich würde mich zwar noch schonen und Medikamente nehmen müssen, aber wenigstens konnte ich in meinem eigenen Bett schlafen. Und vielleicht ließen mich meine Eltern ja in Ruhe, wenn ich den ganzen Tag in meinem Zimmer blieb und so tat als würde ich schlafen. Insgeheim freute ich mich schon darauf, den ganzen Tag im Bett zu bleiben und endlich mal wieder ein Buch zu lesen oder etwas dergleichen zu tun.
Die Ärzte hatten mir zwar gesagt, ich solle Aufgaben bei denen ich mich konzentrieren musste und die körperlich anstrengend waren, vermeiden. Nur konnte ich definitiv nicht nichts tun und deshalb würde ich mich zwar an die Bettruhe halten, mir diese jedoch so schön wie möglich gestalten.
Eine Schwester hatte meine Eltern informiert, die gerade kamen, als ich dabei war meine Sachen zu packen. "Du sollst dich doch schonen!", ging meine Mutter mich gleich an und riss mir das Kleidungsstück aus der Hand, welches ich gerade hatte in die Tasche packen wollen. Man könnte glatt glauben, dass sie es gut meinte, aber dafür kannte ich meine Mutter einfach zu gut.
Sie wollte einfach selbst gut dastehen, um mich ging es dabei am wenigsten. Ich sagte nichts und setzte mich einfach aufs Bett, bis sie und mein Vater meine restlichen Sachen verstaut hatten.
Eine Schwester kam kurz darauf mit den Papieren für meine Entlassung und erklärte uns nochmal genau, welche Medikamente ich wie einnehmen musste und das ich mich für die Kontrollen bitte an meinen Hausarzt wenden sollte. Danach konnten wir gehen.
Ich schlurfte meinen Eltern hinterher, die es kaum erwarten konnten, die Klinik endlich zu verlassen.
Das wir noch wegen meinen Medikamenten zur Apotheke fahren mussten, passte den beiden nicht besonders, aber es musste eben erledigt werden.
Ich fühlte mich einmal mehr wie ein Klotz am Bein meiner Eltern, was mir die Tränen in die Augen trieb.
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Becoming an Old Lady
FanfictionDie 17-jährige Katey ist eigentlich ein ganz normaler Teenager. Jedoch fühlt sie sich zu Hause alles andere als wohl und kann es kaum erwarten, endlich volljährig zu sein, damit sie endlich ihre Heimat und ihre Eltern hinter sich lassen kann. Als si...