Kapitel 6

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Jax half mir bis zum Rest meiner Schicht mit der Bewirtung der Gäste und gemeinsam mit ihm machte es mir sogar Spaß. Wenigstens hatte ich so jemanden dabei, mit dem ich reden konnte, was mit den anderen Mitarbeitern hier meistens nicht so war. Auch mein Chef hatte nichts dagegen, dass Jax mich unterstützte und nachdem er selbst das Geschäft übernahm, waren Jax und ich für heute entlassen.
"Ich muss mich noch schnell umziehen. Am besten wir treffen uns draußen, ja?", fragte ich und Jax stimmte zu. Er ging also nach draußen, während ich mich in das Hinterzimmer begab und wieder in meine alltäglichen Klamotten schlüpfte. Außerdem entfernte ich das Make-Up und daraufhin sah ich wieder aus wie immer. "Graue Maus.", murmelte ich, als ich mich nochmal kurz im Spiegel betrachtete, bevor ich schließlich den Raum verließ.
Ich verabschiedete mich noch von meinem Chef und ging letztendlich nach draußen. Jax stand tatsächlich noch da und wartete an seinem Motorrad auf mich. "Fertig?", fragte er mich und ich nickte. "Dann können wir ja los. Bist du schon mal Motorrad gefahren?", wollte er wissen. "Nein.", gab ich zu. "Na dann wird's Zeit!", meinte Jax und drückte mir einen Helm in die Hand. Anschließend schwang er sich auf sein Bike und klopfte einladend hinter sich.
Kurz zögerte ich, dann setzte ich jedoch den Helm auf und kletterte hinter Jax auf das Motorrad. "Brauchst du keinen Helm?", fragte ich. "Es ist mir wichtiger, dass du einen trägst. Und schön festhalten, junge Lady.", wies Jax mich an und daraufhin klammerte ich mich an ihm fest. "Sehr schön.", lobte er mich und startete daraufhin den Motor. Ich wusste nicht warum, aber mir gefiel dieses Geräusch unheimlich gut.
Als sich das Gefährt schließlich in Bewegung setzte, verstärkte ich meine Umklammerung noch ein wenig mehr und ich hörte Jax daraufhin lachen. Wir waren noch nicht einmal vom Parkplatz gefahren, allerdings war es ein komplett neues Gefühl, auf einem Motorrad zu sitzen und ich hatte schon ein wenig Respekt.
Wenig später befanden wir uns allerdings schon auf der öffentlichen Straße und Jax legte deutlich an Geschwindigkeit zu. Anfangs hatte ich wirklich Angst, runter zu fallen. Vor allem in dem Kurven, in die Jax sich hinein legte. Ich merkte bald schon, was ich tun und wie ich mich verhalten musste und mit jedem Meter den wir fuhren wurde ich immer entspannter.
Das Fahren machte mir bald schon sehr viel Spaß und ich konnte immer mehr meine Umklammerung lösen und mich nur noch ganz normal festhalten. Aus irgendeinem Grund vertraute ich Jax vollkommen und es war das erste Mal, dass ich all meine Sorgen komplett vergessen konnte.
Ab und zu gab ich Jax Richtungsanweisungen, aber ansonsten schwiegen wir und ich genoss die Fahrt. Als wir jedoch in der Nähe meines Zuhauses angekommen waren, bat ich Jax anzuhalten. Meine Eltern sollten nicht mitbekommen, dass er mich Heim gefahren hatte.
Nachdem Jax angehalten hatte, stieg ich vom Motorrad ab und nahm den Helm von meinem Kopf hinunter. "Und wie hat dir deine erste Fahrt auf einem Motorrad gefallen?", fragte Jax und nahm den Helm entgegen, dem ich ihm hin hielt. "Es war toll!", schwärmte ich. "Dass das so viel Spaß macht, hätte ich nie gedacht!" Jax lachte daraufhin. "Das freut mich zu hören.", meinte er und setzte sich seinen Helm auf.
"Ich danke dir übrigens fürs nach Hause fahren. Ohne dich wäre ich noch eine Weile länger unterwegs gewesen.", sagte ich nun. "Kein Problem.", antwortete Jax. "Allerdings muss ich langsam los und mich noch ein paar Stunden aufs Ohr legen. Die Jungs und ich wollen Morgen beizeiten zurück nach Charming fahren.", erklärte mir der Biker.
"Charming?", fragte ich. "Ja, von da kommen wir. Unser Club hat da seine Heimat, wenn man es so sagen will." Irgendwie war ich enttäuscht, dass Jax die Stadt nun bald verlassen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn wieder sah, ging sowieso gegen null. Jedenfalls befürchtete ich das und irgendwie stimmte mich das traurig. Jedoch holte Jax schließlich etwas aus seiner Jackentasche hervor, was sich als Visitenkarte herausstellte, die er mir gab. "Teller-Morrow-Automotive.", las ich laut vor. "Die Werkstatt meiner Familie beziehungsweise die des Clubs.", erläuterte Jax. "Solltest du dich irgendwann mal nach Charming verirren oder solltest du einfach nur mal quatschen wollen, ruf da an und lass dich an mich weitergeben. Auch, wenn du mal Probleme oder so haben solltest, melde dich."
Es wirkte wirklich so, als ob Jax das tatsächlich so meinte. Dafür klang es einfach zu aufrichtig. "Danke.", war das einzige, was ich hervor bringen konnte. "Keine Ursache. Und jetzt komm her.", erwiderte Jax und nahm mich daraufhin zum Abschied in den Arm. Das tat so unbeschreiblich gut, dass ich mich am liebsten nie wieder von ihm lösen wollte. Jedoch taten wir das nach ein paar Augenblicken dennoch.
Jax stieg wieder auf sein Motorrad und ließ den Motor an laufen. "Pass auf dich auf, kleine Lady. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder." Ich nickte lächelnd und Jax lächelte zurück, ehe er den Motor des Motorrads laut aufheulen ließ und weg fuhr.
Ich sah ihm noch so lange nach, bis er gänzlich aus meiner Sichtweite verschwunden war. "Kleine Lady.", murmelte ich belustigt und warf nochmal einen Blick auf die Karte, die Jax mir gegeben hatte. Ich steckte sie weg und beschloss, sie zu Hause sehr gut zu verstecken, damit meine Eltern sie nicht fanden.
Vielleicht würde ich Jax tatsächlich irgendwann einmal besuchen können, wenn ich nicht mehr so an meine Eltern gebunden war wie jetzt. Dass das jedoch schneller der Fall sein würde, als gedacht, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Schließlich legte ich den Rest des Weges zu meinem Wohnhaus zu Fuß zurück und nachdem meine Familie schon schlief, hatte ich wenigstens meine Ruhe. Wenig später lag ich im Bett und schlief irgendwann tief und fest ein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 07, 2021 ⏰

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Becoming an Old LadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt