Kapitel 1

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Februar

Samstag
"Ok, Diana, du schaffst das." Sagte ich mir 2 Monate vor der Abitur-Prüfung. Ich legte jegliche Ablenkung zur Seite. Handy, Romane, andere Bücher, MP3-Player, Kopfhörer etc., alles musste einfach raus aus meinem Zimmer, damit ich gezielt pauken konnte.
Nicht zu vergessen, dass ich die Tür abschloss und mir Ohrenstöpsel einsteckte, um ja nichts von der Außenwelt mitzubekommen. Ich versuchte wirklich, mich in jedes Fach einzusinken. Mathe, Englisch, Musik, Physik und - nicht zu vergessen - das Fach, das ich auch als Muttersprache bezeichnen kann: Kroatisch. Gott, wie ich dieses Fach hasste. Immer diese langweiligen Lektüren, dessen Inhalt noch nicht mal unsere Lehrerin versteht.
"Warum machen wir sowas überhaupt?" fragte ich sie letzte Woche, als wir gerade die neue angefangen haben. Sie ignorierte mich einfach, und fuhr mit ihrem Unterricht fort. Dieser besteht inzwischen nur noch zu 90% aus irgendwelchem Gerede, das der Kurs nicht versteht - und ich bezweifle, dass es ihr anders ging als uns.
Wie dem auch sei, ich zog das einfach durch und versuchte das Beste daraus zu machen.

April

Freitag
Zwei Monate waren fast vorbei. Es war das letzte Wochenende vor der Prüfung. Ich wollte mich nun ein einziges Mal nur entspannen, also ging ich mit meiner besten Freundin Sara einmal so richtig hart feiern.
Das war ein großer Fehler.
Ich hatte vorher noch nie Kontakt mit Alkohol gehabt (außer vielleicht im Kuchen oder in diversen Saucen), doch an diesem Tag hat sich das schlagartig gewendet und ich wurde durch meine Sauferei zur Attraktion des Abends. Und wie wir alle wissen, haben die meisten Ü18 Parties den gleichen Nachteil - richtig: Kater. Normalerweise müsste ich Kopfschmerzen gewöhnt sein - durch den Krach, denn mein 14-jähriger Bruder oder meine 11-jährige Schwester immer verursachen, wenn ihre "Freunde" zu Besuch sind. - Aber das war alles gar nichts gegen das, was an diesem Tag auf mich zukam. Ich hab gefühlte 3000 Gläser Wasser mit Aspirin getrunken, das alles half jedoch überhaupt nicht, also kochte ich mir meinen Lieblingstee.
Nun saß ich da am Esstisch, trank meine Tasse und plötzlich waren die Kopfschmerzen wie weggeblasen! Ich konnte es kaum glauben und tanzte durch unser ganzes Haus wie eine wildgewordene. Meine Mutter dachte schon, mir wäre etwas passiert, ich klärte sie jedoch auf, und dann fing sie auch an, mit mir herumzuhüpfen - ja, sie wusste von der Party - aber wir beruhigten uns schnell wieder.
Völlig erlöst ging ich nun ein letztes mal zu meinem Schreibtisch, um mir alles noch einmal durchzulesen, denn - ich kann es immer noch nicht fassen - morgen, den 30.4. schreibe ich Mathe! Am Dienstag dann Physik, am Mittwoch Kroatisch - oh Gott, allein, wenn ich das Wort höre, bekomme ich schon Aggressionen - am Donnerstag Englisch und am Freitag - mein Lieblingsfach - Musik. Und nein, das war keine Ironie.

Donnerstag
Gott sei Dank - nur noch eine Prüfung! Ich bin gerade total stolz auf mich. Stolz, dass ich es soweit brachte - ich hätte wirklich nie gedacht, ich könnte es soweit bringen. Morgen ist Musik dran - und die Prüfung bestand darin, etwas vorzuspielen oder zu singen - ich kombinierte natürlich beides und bereitete mich mit meiner Gitarre als Begleitung zu meinem Lied vor: Fairytale Gone Bad - ein Klassiker meiner Lieblings-Rock-Band Sunrise Avenue! Ich war zuvor noch nie so aufgeregt wie jetzt.

Freitag
Oh. Mein. Gott. Ich habe es endlich geschafft! Freudig wurde ich draußen von Sara empfangen, die vor mir ihre Prüfung abschloss. Wir umarmten uns ganz fest und wollten gar nicht erst loslassen, sahen jedoch den Schuldirektor und machten uns schnellstmöglich aus dem Staub, um nach Hause zu fahren, wo meine Mutter schon auf uns wartete - als ich das Wohnzimmer jedoch betrat, sah ich meine Mutter heulend auf dem Sofa sitzen. Und sie aß ... Kuchen?
"Mama, i-i-ist alles in Ordnung...?" fragte ich sie vorsichtig. "Ja klar, ich bin nur etwas traurig, weil ... Du bist jetzt schon so eine reife junge Frau mit Disziplin, du weißt gar nicht wie stolz ich auf dich bin, ich weiß noch, als du ganz klein warst und ich dir erklärt habe, was ein Regenbogen ist - und, naja, jetzt weißt du es besser als Ich und ..." ihre Stimme brach ab. Ich bekam feuchte Augen und nahm sie in den Arm. "Aber Mama, deswegen musst du doch nicht traurig sein!" "Doch, weil ich weiß, dass du und Sara mich bald verlassen werdet!" Ja, Sara ist meiner Mutter auch schon sehr ans Herz gewachsen - sie hat sie sogar schonmal aus Spaß gefragt, ob sie sie adoptieren könnte. "Wer soll denn jetzt bei mir angeben, dass er 7 verschiedene Instrumente spielt und genauso viele Sprachen fließend spricht?" (Das tue ich tatsächlich) "Ja, aber du hast doch noch Papa. Und Maja und Leon, und ... Die können ja wenigstens mit ihren Videospielen angeben." (Das sind übrigens die Namen meine jüngeren Geschwister). Meine Mutter lachte kurz und leise, dann verstummte sie und ihr flossen wieder Tränen die Wange runter. "Aber Suzanna und Teo haben uns doch schon 'verlassen', als..." "ja, aber sie leben doch noch. Mama. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut, das verspreche ich dir." "Wirklich...?" "Ja. Und jetzt hör auf zu weinen, das ist keine Beerdigung. Außerdem steht doch noch nicht mal fest, ob ichs geschafft habe."

Mai

Montag
Und wie ich es geschafft habe. Als wir die Ergebnisse zurück bekamen, war ich schockiert: Der beste Schnitt der gesamten Stufe!
Ich konnte nun endlich nach München ziehen!
Dachte ich zumindest ...

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