Unbekannt 3

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„Sehr schön, Kitty. Nimm dir einen Korb mit und geh hinein." Wortlos tut sie, was er sagt. Immer noch scheuert ihr Pullover unsanft über ihre Brustwarzen und sie merkt, dass ihr beim Betreten des Ladens heiß wird. Es ist ihr unangenehm, so unter Leute zu gehen. Wenn die anderen wüssten, mit wem sie telefoniert... Wenn sie es nur selbst wüsste.
„Nimm dir ruhig mit, was du sonst noch an Sachen brauchst, Kitty. Aber dafür wirst du vielleicht dein eigenes Geld einplanen müssen. Zunächst besorgst du dir Gleitgel. Lass dir Zeit dabei. Ich möchte, dass du dir die Inhaltsstoffe ansiehst. Du wirst mir sagen, wann du davor stehst", befiehlt er mit ruhiger Stimme und sie atmet geräuschvoll aus. Schon jetzt merkt sie, dass sich ihre Wangen röten. Zunächst legt sie ein paar Lebensmittel in den Korb, bevor sie sich vor das Regal stellt, in dem neben anderen Hygieneprodukten auch Kondome und Gleitgel stehen.
„Jetzt", sagt sie leise, hofft, dass er es trotzdem gehört hat. Sie möchte hier keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
„Sehr gut, Kitty. Du nimmst dir jetzt zuerst eins und schaust es dir gründlich an. In aller Ruhe. Keine Sorge, du musst jetzt nicht antworten. Du bist ja völlig vertieft." Er lacht wieder leise.
„Dann greifst du zum nächsten, Kitty. Wenn Leute um dich herum sind, brauchst du die nicht zu beachten." Ihre Wangen brennen, während sie auf die Plastikverpackung in ihrer Hand starrt. Eine ältere Frau schiebt ihren Einkaufswagen an ihr vorbei. Mehrere Jugendliche quatschen hinter ihr. Sie ist sich nicht sicher, ob die Jugendlichen zufällig dort stehen und sich Zahnbürsten ansehen, oder ob die auf sie warten, darauf, dass sie zur Seite tritt.
„Jetzt suchst du dir eins von beidem aus und legst es schön sichtbar in deinen Korb, Kitty. Es ist nichts schlimmes daran, Gleitgel zu kaufen. Aber das weißt du ja sicher. Steck auch eine Packung Kondome ein, Schätzchen." Endlich erlöst er sie und sie wirft hastig die beiden Sachen in ihren Korb. Mit gesenktem Kopf geht sie weiter. Er sagt zwar, dass nichts dabei ist und er hat eigentlich recht. Aber es ist ihr dennoch irgendwie unangenehm.
„Jetzt musst du für mich nur noch schnell beim Gemüse vorbeischauen, Kitty. Dort nimmst du ein loses Stück Ingwer und eine Bio-Gurke mit." Er erwartet keine Antwort und sie gibt ihm keine, während sie auch diese Sachen in ihren Einkaufskorb legt. Anschließend lässt sie auf dem Weg zur Kasse noch Chips hinein fallen. Die hat sie hiernach dringend nötig.
„An der Kasse packst du die Kopfhörer weg, das ist sonst unhöflich, Kitty. Aber du legst nicht auf und sobald du draußen bist, holst du sie wieder raus und sagst mir Bescheid."
Noch immer schweigend befolgt sie seine Anweisungen. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, als sie die Sachen auf das Band legt. Was tut sie hier nur? Als sie endlich den Supermarkt verlässt, atmet sie erleichtert durch, steckt die Kopfhörer wieder in die Ohren.
„Ich bin draußen", berichtet sie, nickt einem älteren Herrn zu und verlässt mit großen Schritten den Parkplatz. Die Träger des Rucksacks liegen schwer auf ihren Schultern.
„Sehr schön, Kitty. Dann darfst du jetzt nach Hause gehen."
„Was ist mit dem Rest des Geldes, Sir?", fragt sie. Damit die Sachen zu kaufen, die er ihr befiehlt, ist eine Sache, aber sie möchte es nicht einfach als Geschenk annehmen.
„Du kannst den Rest behalten, Kitty. Dafür wirst du noch ein wenig was für mich tun müssen."
„Müssen?"
„Nun, du kannst natürlich versuchen, dich dagegen zu wehren, aber am Ende wirst du es doch tun, Kitty", erwidert er amüsiert.
„Ich... Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will, Sir", sagt sie stockend. Die Gurke in ihrem Rucksack ist ihr nur zu deutlich bewusst. Was wird er von ihr verlangen? Und ist sie wirklich bereit, das zu tun?
„Oh keine Sorge, Kitty. Wenn ich das sage, wirst du es wollen. Du wirst mir vertrauen müssen." Sie weiß nicht, was sie darauf erwidern soll. Ihr ist klar, dass er sie nicht bloß bitten wird, einen Gurkensalat zu machen und Tee dazu zu trinken. Aber auch, wenn ihr das irgendwie Angst macht, will sie nicht auflegen, die Verbindung zu ihm unterbrechen. Kann sie ihm vertrauen?
„Sie machen mir ein wenig Angst, Sir", gesteht sie.
„Du brauchst keine Angst haben. Wir machen das Schritt für Schritt." Das hat er gestern schon einmal gesagt und sie weiß immer noch nicht, was sie davon halten soll.
„Hast du Angst, ich könnte uneingeladen zu dir kommen? Wenn du dich damit besser fühlst, übernachte doch heute bei einer Freundin oder lade jemanden zu dir ein", schlägt er vor. Seine tiefe Stimme ist beruhigend.
„Sie werden nicht bei mir einbrechen, Sir", sagte sie, vor allem, um sich selbst zu überzeugen.
„Natürlich nicht. Ich bin kein Einbrecher, Kitty."
„Was sind Sie dann?"
„Dein Meister. Ich werde auf dich aufpassen, Schätzchen." Sie zieht unwillkürlich die Luft durch die Zähne ein. In irgendeinem Buch hat sie doch schon mal von so etwas gelesen...
„Ganz ruhig, Kitty. Willst du, dass ich dich in Ruhe lasse und dich nicht mehr anrufe?" Unwillkürlich schüttelt sie den Kopf, auch wenn er das nicht sehen kann. So beängstigend diese ganze Sache auch ist, so sehr brennt sie auch auf mehr. Schon länger hat sie nicht mehr so einen Nervenkitzel, so eine Aufregung gespürt. Und wenn sie ehrlich zu sich ist, auch noch etwas anderes.
„Nein, Sir."
„Na also. Bist du schon zuhause?"
„Ich bin jetzt an meinem Garten, Sir."
„Sehr gut. Geh rein und zieh dir Jacke und Schuhe aus, räum die Sachen weg. Ich rufe dich gleich wieder an." Ohne auf ihre Antwort zu warten, legt er auf. Sie fühlt sich fast einsam, als sie ihr leeres Haus betritt. Stille hängt wie Nebel zwischen ihren Wänden. Nachdem sie die Sachen weg geräumt hat, geht sie unruhig auf und ab, starrt auf das schwarze Display ihres Handys. Wann ruft er wieder an? Und wieso wartet sie nur so sehnsüchtig darauf?
Doch das Handy bleibt stumm. Schließlich geht sie noch schnell zur Toilette, macht sich einen Kaffee. Er meldet sich immer noch nicht. Sollte sie ihn vielleicht zurückrufen? Aber bisher war er es stets, der angerufen hat. Andererseits hat sie jetzt seine Nummer.
Kurzentschlossen speichert sie seine Nummer schlicht unter 'Sir' und ruft ihn an. Doch er drückt ihren Anruf weg. Sie kann nicht verbergen, dass sie enttäuscht ist. Wieso bloß? Er ist nur irgendein Fremder.
„Du hast mich nur in Notfällen anzurufen, Kitty. Ich bezweifle, dass dies ein Notfall ist. Du darfst mir schreiben", blinkt da plötzlich eine Nachricht auf ihrem Handy auf. Sie ist erleichtert. Es ist noch nicht vorbei, was auch immer 'es' ist.
„Ich habe auf Ihren Anruf gewartet, Sir", schreibt sie zurück. Er hat kein Profilbild bei WhatsApp. Ob er diese Nummer nur hat, um bei ihr anzurufen? Nein, er hat selbst gesagt, dass er noch andere angerufen hat. Aus irgendeinem Grund versetzt ihr der Gedanke einen kleinen Stich. 'Das ist doch albern', scheltet sie sich selbst.
„Oh Kitty, so ungeduldig. Ich rufe dich wieder an, keine Sorge. Noch kannst du dich etwas entspannen. Vielleicht möchtest du dir ja schon einen Gurkensalat für das Mittagessen machen?", kommt die Antwort. Irritiert betrachtet sie die Worte. Sie soll die Gurke einfach essen? Irgendwie hat sie das nicht erwartet. Wieso musste sie dann auch Kondome und Gleitgel kaufen? Aber sie weiß, dass sie mit Nachfragen sowieso nichts erreichen wird. Also belässt sie es erst mal dabei. Um sich abzulenken, ruft sie eine Freundin an, fragt, was diese heute Abend vor hat. Gemeinsam beschließen sie, heute Abend etwas trinken zu gehen. Ob er etwas dazu sagen wird? Stopp, sie darf sich von ihm nichts vorschreiben lassen. Sie kennt ihn nicht mal und das ist schließlich ihr Leben.
Sie verquatschen sich ein wenig und als sie aufgelegt hat, hat er immer noch nicht angerufen. Wieso macht sie das nur so nervös? Wieso möchte sie so dringend seine Stimme hören? Etwas frustriert beginnt sie, die Gurke tatsächlich zu einem Salat zu verarbeiten, als es an der Tür klingelt. Wer ist das? Etwa er? Aber er sagte doch selbst, dass er sie erst besucht, wenn sie ihn einlädt. Das hat sie nicht getan.
Zögerlich geht sie zur Tür. Durch das Milchglas sieht sie die gelbe Jacke des Postboten. Sie öffnet die Tür. Der gleiche Postbote wie immer, bloß hat sie nichts bestellt und er hält ihr ein Paket entgegen.
„Ähem, danke schön", sagt sie perplex, während sie es annimmt und unleserlich ihren Namen auf den elektronischen Scanner kritzelt.
„Wiederschauen, Frau Dahlke", erwidert er  nuschelnd und dreht sich um. Das Paket in ihren Händen ist etwa so groß wie ein Schuhkarton und es ist kein Absender zu erkennen. Sie nimmt es mit rein. Es steht definitiv ihr Name darauf. Vielleicht von ihrer Mutter? Aber ihr Geburtstag ist doch erst wieder im nächsten Jahr? Da klingelt ihr Handy. Jeder Gedanke an das Paket ist vergessen. Sie fleht, dass es nicht Rebekka oder eine ihrer Freundinnen ist. Auf dem Display steht 'Sir'.
„Hallo", sagt sie etwas atemlos, als sie abnimmt.
„Also wirklich Kitty. Ich habe dir gesagt, dass du dich mit Namen zu melden hast."
„Verzeihung, Sir."
„Nun sag deinen Namen, Kitty."
„Marl-" Doch er unterbricht sie, bevor sie mehr als die erste Silbe ihres Vornamens herausgebracht hat.
„Oh nein, Schätzchen. Deinen anderen Namen. Entscheide dich, wie ich dich nennen soll. Kleine?" Sie meint zu hören, dass er grinst. Sie zögert einen Augenblick.
„Kitty, Sir."
„Brave Kitty. Und jetzt erzähl mir, ob bei dir jemand geklingelt hat." Ruckartig dreht sie sich wieder zu dem Paket um, dass unberührt auf ihrem Schuhschrank steht. Woher weiß er-?
„Das Paket ist von Ihnen, Sir?" Er lacht sein übliches leises, aber wohlklingendes Lachen.
„Gut erkannt, Kitty. Hast du schon gegessen?"
„Nein, Sir."
„Sehr schön. Du wirst erst das Paket öffnen, Kitty. Ich habe eine kleine Überraschung für dich." Sie nimmt das Paket und trägt es in die Küche. Was ist darin? Vielleicht sollte sie sich Sorgen machen, aber sie ist vor allem neugierig.
„Ich stelle das Handy auf Lautsprecher, Sir", kündigt sie an und legt das Handy auf den Tisch. So hat sie die Hände frei, um das Paket zu öffnen.
„Nur zu, Kitty. Berichte mir, was du siehst." Kurz ist bis auf das Ratschen des Messers durch die Pappe nichts zu hören, dann stößt sie hörbar die Luft aus.
„Das... Wieso, Sir?"
„Kitty! Du weißt genau, dass du nicht infrage stellen sollst, sondern tun, was ich sage. Also, was siehst du?", fragt er mit drohendem Unterton. Sie schluckt.
„Es... Darin ist ein Dildo, Sir." Ihre Stimme klingt ungewöhnlich hoch und vorsichtig holt sie ihn aus dem Paket.
„Sonst ist nichts darin, Kitty?"
„Doch... Ich... Ich glaube, das ist ein Plug, Sir. Und eine Kette. Moment. Daran... Sind das Klemmen, Sir?", fragt sie. Ihre Stimme hört sich immer noch so fremd in ihren Ohren an, als sie auch die anderen beiden Sachen aus dem Karton holt.
„Sind es, Kitty. Du kannst sie erst mal wieder einpacken, genauso wie den Plug. Aber du holst jetzt das Gleitgel für den Dildo. Vorher reinigst du ihn bitte, verstanden?"
„Ja, Sir", erwidert sie heiser. Die Gurke war also bloß dazu da, um ihr Angst zu machen, vermutet sie, während sie tut, was er befohlen hat.
„Wozu sollte die Gurke da sein, Sir?", fragt sie dennoch. Er lacht.
„Nur um dich ein bisschen kirre zu machen, Schätzchen. Und jetzt zieh dir die Hose aus."

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