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"Manchmal glaube ich, ich wäre eine Betrügerin und allen denen ich zu nahe komme würden mich mit anderen Augen sehen, wenn sie die Wahrheit wüssten. Sie würden mich bemitleiden oder würden mir helfen wollen. Sie würden alle hinter meinem Rücken anfangen zu reden und auf dieses vorgeheuchelte mitleid kann ich echt verzichten."

Ich versuchte die Tränen drinnen zu behalten, aber es war zwecklos, sie liefen schon jetzt wie ein Wasserfall hinunter. Nervös kramte ich in meiner Tasche um ein Taschentuch zu finden, der arme Kerl musste sich schon mein Geschwätz anhören, da musste er ja nicht noch sehen wie mir die Rotze aus der Nase floss.

"Jedenfalls" schluchzte ich als ich endlich etwas gefunden hatte, zwar kein Taschentuch, aber ein Brillenputztuch für meine Sonnenbrille. Abartig aber das musste genügen.

"Meine Mutter ist früh verstorben und ich denke mein Vater gibt mir die Schuld daran. Sie musste mich von einer Freundin abholen und auf dem weg zu ihr hatte sie einen Autounfall, anscheinend reicht daß meinem Dad schon, um mich für ihren Tod verantwortlich zu machen. Ich war 7 Jahre alt. Ich und meine Mutter hatten immer nur uns beide er war ja nie da. Das einzige was er gut konnte war arbeiten und eines Tages, ich bin gerade 10 geworden, hat er eine neue Frau angeschleppt. Sie nannte sich selber meine neue Mutter. Anfangs war zwischen mir und ihr alles gut, naja nicht alles gut, aber wir lebten einigermaßen gleichgültig zusammen, bis ihre Aggressionen mir gegenüber immer schlimmer wurden. Erst waren es nur Beschimpfungen und Demütigungen irgendwann, als ich von der Schule kam hatte ich sie nicht begrüßt. Daraufhin meinte sie ich würde sie nicht respektieren und werdschätzen. Ich habe natürlich nicht gerade begeistert darauf reagiert. Aufjedenfall hat sie dann ihr Weinglas, welches sie eigentlich die meiste zeit des Tages in der Hand hält, nach mir geworfen. Davon habe ich diese Narbe hier"

Ich zeigte im an meinem linken Unterarm eine kleine längliche Narbe, die auf eine Schnittwunde schließen ließ. Davon hatte ich noch einige am Körper, aber sie waren nie auffällig genug, als das jemand was mitbekommen würde.

"Und so geht das bis Heute noch" sagte ich zum Abschluss meiner Geschichte. Angestrengt starrte ich zum See als würde ein kurzer Blick zur Seite den sicheren Tod für mich bedeuten. Nach dem was ich erzählt hatte konnte ich ihm nicht mehr in die Augen sehen. Wenn ich ihn lang genug ignorieren würde würde er vielleicht einfach gehen und ich müsste ihn und seine mitfühlenden grünen Augen nie wieder sehen. Schon jetzt bereute ich es das erzählt zu haben.

"Weiß dein Vater davon?" Fragte er und brach somit die stille.

"Ich bin mir nicht sicher, wie gesagt ist er die meiste Zeit nicht da und wenn er da ist, ist er meistens trotzdem zu beschäftigt um irgendetwas mit zu bekommen."

Kurz war es wieder still. Warscheinlich suchte er nach den richtigen Worten um mich nicht wieder in einen rotzenden Wasserfall zu verwandeln.

"Wie heißt du eigentlich?" Fragte ich um von der Geschichte abzulenken. Ich wollte nichtmehr darüber sprechen, schon garnicht an diesem Ort, der mir immer so heilig war und nicht von meiner Stiefmutter beschmutzt werden sollte.

Broken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt