Scherben

Die Scherben liegen auf den Boden, verstreut im Raum. Daneben ein Spiegel. Du siehst kein Spiegelbild. Die Erde erhält Risse, sie durchschneiden die Welt. Alles stirbt. Alles verwelkt. Nichts bleibt. Die Sonne erlischt. Das Leben schwindet. Der Hass, die Trauer, der Wahnsinn und die Angst beherrschen die Seele. Du erkennst erst wahre Trauer, wenn der pure Gedanke an eine Umarmung dich zum Weinen bringt. Wenn die Vergangenheit wertvoller für dich ist als die Gegenwart, dann weißt du, dass du trauerst. Du erkennst erst großen Wahnsinn, wenn du durch unendliche Schmerzen gehst, dein Geist langsam stirbt, dein Körper verkrüppelt ist und du einen Lachanfall bekommst. Der Wahnsinn greift deine Seele an, sie verändert sie. Langsam verwandelst du dich zu etwas neuem. Die Angst überschwemmt den Mut. Er ertrinkt. Du weißt erst was wahre Angst ist, wenn du dich nichts traust. Wenn du Angst vor deinem wahren Ich hast, verspürst du wahre Furcht. Du weißt erst was wahrer Hass ist, wenn du in einen Spiegel schaust und deine eigene Visage nicht mehr ansehen kannst. Du kannst deine Tränen nicht sehen. Du bist von dir selbst angeekelt. Und mit jedem Tag vermehren sich die Scherben auf dem Fußboden. Denn mit jedem Mal zerstörst du dein Selbstbild, dein Leben. Irgendwann stehst du mitten in einem Meer aus Scherben. Die Scherben sind scharf. Sie schneiden tief. Sie verletzen dein Inneres und sie halten dich fest, sodass du das Licht nie mehr erreichen könntest. Das Spiegelbild wird nie wieder dasselbe sein, nachdem du es einmal zerstört hast. Selbst wenn du versucht es wieder auf die Reihe zu bekommen, es zu reparieren, wird es niemals mehr so sein wie es früher einst war. Es hat sich verändert. Entweder zum Guten oder zum Schlechten. Oder du lässt dein Leben in Trümmern zurück und gehst daran zu Grunde. Kämpfe gegen den Selbsthass, die Angst, den Wahn und die Trauer an, um das Bild wieder zu reparieren. Erst dann verschwinden die Scherben an denen du dich so oft schneidest.