Zurückgekehrte Erinnerungen

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»Was zum?!« ich starre geschockt auf einen Typen, der es sich auf der beigen Coutch bequem gemacht hat.
Er redet bedacht und seine Stimme ist tief und rauchig. »Schön dich zu sehen, Sephora.«
Sephora? Auf einmal wird mir schwindelig. Alles dreht sich und ich frage mich, was gerade mit mir los ist. Ich klammere mich an den Türrahmen. Mein Körper droht zusammenzuklappen, als ich überragend große Engelsflügel sehe, schwarz wie die Nacht und Augen, scharlachrot wie das gefrorene Blut in meinen Adern. Ich muss blinzeln, einmal, zweimal.
»Sephora, du gehörst mir. Vergiss das nicht.«, sagt die große Engelsgestalt und verschwindet so schnell, wie sie hergekommen ist.
Ich hole tief Luft. Es ist, als hätte mir jemand die Luft abgeschnürt. Ich fühle mich müde, schließe meine Augen, öffne sie und schrecke mit einem leisen Schrei auf, als Drake vor mir steht und sich stirnrunzelnd zu mir runterbeugt.
»Alles in Ordnung?«
Meine Halluzinationen scheinen nicht aufhören zu wollen. Erst diese unidentifizierbare Erscheinung eines Engels mit schwarzen Flügeln, die mich Sephora nennt und nun sehe ich Drake vor mir, der durch unerklärliche Gründe in mein Haus gelangt ist.
Ich drücke mich an die Wand, noch immer beunruhigt und verwirrt zugleich. »W-Wie hast du ... Wie bist du hier reingekommen?!«
»Durch die Haustür.«, Drake sieht zur Tür, bei der ich aber sicher bin, dass sie verschlossen ist.
Ich gehe einen zögerlichen Schritt auf ihn zu, um sicherzugehen, dass mir mein Gehirn nicht doch einen Streich spielen möchte
»Du redest doch totalen Blödsinn! Wie kann es sein, dass du hier bist? Was willst du hier?« Ich bin schockiert, verängstigt und wütend zugleich. Man kann doch nicht einfach so in ein fremdes Haus eindringen, als wäre es das Normalste auf dieser Welt.
»Ich will mit dir über unseren Kuss reden und dir erklären, was es mit diesen Wölfen auf sich hat.« Er runzelt kurz die Stirn und schweift prüfend von meinem Haaransatz bis zu meinen Zehenspitzen runter. »Irgendetwas stimmt nicht ... Was ist passiert, Alisa?« Drakes kühler Gesichtsausdruck wird mit einigen schwarzen Strähnen seiner Haare umspielt, was äußerst reizend auf mich wirkt. Ich jage die Gedanken fort, um mich darauf zu konzentrieren, was er gerade noch gesagt hatte. Er wollte mit mir über den Kuss reden und ... über Wölfe? Was geht hier vor? Drakes große muskulöse Statur schlendert langsam auf mich zu. Sein kostspielig aussehender Anzug, der ihn wie einen Lord oder Grafen gelten lassen könnte, schimmert in satinblau, als er mit jedem Schritt, den Abstand zu mir verringert.
Er bleibt dicht vor mir stehen, sodass ich seine Körperwärme erfühlen kann, sie sich mit meiner vermischt und Eins wird.
»Kannst du dich erinnern?«
»Was?« Ich bin verwirrt und viel zu sehr damit beschäftigt eine Lösung zu finden, wie ich hier schnellstmöglich wegkomme, oder besser, wie ich ihn schnellstmöglich verscheuche, ehe meine Mutter mitbekommt, dass sich ein Eindringling in unserem Haus befindet und sie die Polizei alarmiert.
»An gestern ... Kannst du dich erinnern?«, wiederholt er und seine himmelblauen Augen bohren sich wie ein hungriges Tier durch mich hindurch.
»Nein und jetzt verschwinde, bevor ich nach meiner Mum rufe.« Ich schaue mich nach einem geeigneten Ausweg um, um seine Nähe nicht mehr ertragen zu müssen. Alles an ihm zieht mich an, macht mich nervös und unfähig. Nun weis ich, wie es sich anfühlt, wenn ein Wildtier vom Jäger in die Enge getrieben wird.
Ich überlege nicht lange, weiche ihm gekonnt aus und renne die Treppen hoch in mein Zimmer, als ich die Tür hinter mir verschließe und mich, voller Adrenalin geladen, an dieser mit dem Rücken abstütze. Was ist hier los und wieso verfolgt mich Drake? Was will er hier und wer war diese seltsame Engelsgestalt? Ich muss noch immer auf der Couch liegen und träumen. Der Schmerz, den ich durch das Zwicken in meinem Arm verspüre, lässt mich weder aufwachen, noch verschafft er mir Klarheit. Es tut lediglich weh. Mist.

Mein Atem stockt und die Luft scheint sich wie ein hauchdünner Faden zu spannen, als ich Drake mit überschlagenen Beinen auf meinem Bett sitzen sehe und er mich intensiv, mit einem Hauch Verärgerung in seinem Ausdruck, ansieht.

»Ich hoffe dass das kein Versuch war sich vor mir zu verstecken?« Er knurrt leise und meine Nackenhaare stellen sich. »Wie du siehst war das völlig unnötig.«
Wieder erhebt er sich, diesmal schneller, und kommt auf mich zu, um mein Kinn in seine Finger zu stützen und mir tief in die Augen zu sehen. Ich spüre die kühlen Ringe an seinen Fingern, dessen Berührung meiner Haut einen kaltes Kribbeln schenken. Diesmal bin ich wie erstarrt, überrumpelt von seinen schnellen Bewegungen und kann mich nicht mehr von der Stelle bewegen. Wie, verdammt nochmal, hat er es so schnell in mein Zimmer geschafft? Ich will ihn von mir stoßen, doch mein Körper reagiert nicht mehr, dabei wird die Stimme, die mich dazu auffordert erneut wegzurennen, in mir immer lauter.
Er muss ein außerirdisches Wesen sein. Er kann kein Mensch sein. Es sei denn er wäre eine Art Zauberer, der es irgendwie schafft sich von einem Ort zum anderen zu teleportieren.
Drake senkt seinen Kopf zu mir runter, stämmt die Hände gegen die Tür und sieht mich prüfend an. Seine Mundwinkel zucken, als er spürt, wie viel Angst er mir in diesem Moment einjagt.
»Bist du nervös?«
»Bitte lass mich gehen.« Ich wende mich von seinem durchdringenden, fordernden Blick ab. Natürlich macht er mich innerlich nervös und gleichzeitig hat alles in mir Ehrfurcht vor ihm. Was will er von mir und wieso durchbohrt er mich mit der ein und selben Frage?
Ich spüre seinen Hauch auf meiner Schulter, als er mit diesem meinen Hals bis hin zum Ohr hinauffährt.»Was ist mit dir passiert? Wieso kannst du dich nicht mehr erinnern?«, raunt Drake, während er ganz nah die Haut meines Halses betrachtet.
Alleine seine Stimme versetzt mein Blut in Wallung.
Eine Gänsehaut übersäht meinen Körper. Er inspiziert mich und möchte den Augenkontakt mit mir wiederherstellen, doch ich schließe meine Lider und hoffe, dass er verschwunden ist, wenn ich sie wieder öffne. Das ist alles nur ein Traum. Was macht Drake Greymoor in meinem Zimmer ... allein mit mir?
»Alisa.«, flüstert er mir zu und ich merke seinen Atemhauch erneut an meiner Haut. Er riecht erfrischend nach Zitrus und Minze, verlockend sexy. »Sag mir die Wahrheit, Alisa.«
Das war ein Befehl, den ich, zu meiner Verwirrung, unmissverständlich ausführe. Ich bekomme eine Starre und mein Mund öffnet sich.
»Wir haben uns geküsst, als wir daraufhin von einem Wolf angegriffen wurden. Du hast mich in den Wald geschickt und ich bin weggerannt. Aus der Ferne habe ich wahrgenommen, wie jemand gegen einige Wölfe gekämpft und diese in der Luft auseinandergerissen hat. Hinter mir ... hinter mir ...« Aus meinen starren Augen fließen Tränen die Wange runter. »Ein großer Wolf kommt auf mich zu ... nein! Bitte nicht!« Mein Puls hebt sich. »Er-Er ... da ist eine Gestalt mit roten Augen! Oh mein Gott, Elly! Sie rammt dem Tier die Hand durch den Körper und reißt sein Herz raus! Ich-ich ... es ist alles schwarz und ich befinde mich in einem tiefen, tiefen Schlaf.«
Meine Starre löst sich und ich schnappe erschöpft nach Luft.
»W-was ...« Ich wische mir verwirrt eine Träne von der Wange. Habe ich etwa geweint? Ich sehe finster zu Drake hoch. »Was hast du mit mir gemacht?!«, schreie ich ihn an und erinnere mich daran, dass ich leiser sein soll, um meine Mutter nicht zu wecken. Wieder blitzen die Momentaufnahmen meines Gehirns hoch und ich sehe, wie Drake und ich damit beschäftigt waren uns innig zu küssen. Ich sehe, wie diese abscheuliche Kreatur anfing zu reden und sehe nun ganz klar, welch übernatürliche Kräfte benutzt wurden, um gegen die Wölfe anzukommen. Das, was mich wirklich schockiert ist aber der unmenschliche Ausdruck in Drakes Gesicht, als er mich dazu aufforderte in den Wald zu gehen. Nein, das kann nicht sein. Das muss alles ein lausiger Witz sein. Nun weine ich wirklich und kann die salzige Flüssigkeit nicht unterdrücken. Meine Hände hämmern frustrierend auf seine Brust ein und er macht nichts anderes, als mich verständnisvoll in den Arm zu nehmen.
»Es ist alles gut.«, sagt er leise und streichelt meinen Kopf, während ich ihm seinen Mantel feucht heule.

I will know how you taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt