Kapitel 3

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Montag, 4. Oktober 2021

[Annalena Baerbocks POV]

Eine Woche war ich sowohl Habeck als auch Weidel erfolgreich aus dem Weg gegangen. Wenn man sich einen Arbeitsplatz teilte, war das vor allem in Zeiten der Sondierungsgespräche keine leichte Aufgabe. Ich klopfte mir mental auf die Schulter und stellte anschließend meinen Kaffeebecher auf meinem Schreibtisch ab. Der Latte macchiato dampfte in kleinen, feinen Schwaden, als ich den Deckel des Bechers abnahm und neben einen Stapel Dokumente auf meinen Schreibtisch legte.

„Annalena!" Oh nein! Nein, nein, nein, nein. Gerade hatte ich es davon. Ich drehte mich langsam um und vor mir stand Robert und schaute mich mit seinen treuherzigen Golden Retriever-Augen an. „Hallo Robert, was gibt's?" – „Hör zu, es tut mir leid, falls es der falsche Zeitpunkt war. Oder das falsche..." – „Nein, nein, es ist bloß..." Ich schaute zu Boden. Ja, was war es denn?... „Ich habe das mit deinem Ehemann mitbekommen, du bist doch schon lange nicht mehr glücklich. Ich dachte, dass das vielleicht..." – „Du hast ja Recht, es ist bloß..." – „Liebst du ihn noch?" – „Robert, es liegt nicht an meinem Mann, es liegt an... Ach ich weiß doch auch nicht." Robert kam einen Schritt auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter. Seiner Größe geschuldet, muss ich zu ihm hochschauen. Nur zu gerne würde ich mich auf eine aufregende Affäre einlassen, doch so war ich nicht. Dass ich meinem Mann nicht verzieh – noch nicht – war das eine, aber ich hatte eine Familie und obendrein gerade andere Sorgen. Trotzdem küsste ich ihn, schon wieder. Wieso überkam es mich jedes Mal...? Er fasste meine Hüfte und hob mich auf meinen Schreibtisch. Ich schlang meine Beine um ihn und zog ihn damit näher zu mir. Leidenschaftlich küssten wir uns, ganz außer Acht ließen wir dabei allerdings, dass Habeck die Bürotür nicht geschlossen hatte, ehe er über mich hergefallen war.


[Alice Weidels POV]

Ich wusste nicht, wieso mich meine Beine gerade zu ihrem Büro getragen hatten. Und ich wünschte, sie hätten es nicht. Überraschender weise stand die Tür offen. Ich linste vorsichtig herein und statt die brünette Politikerin in ihre Arbeit versunken vorzufinden, sah ich, wie dieser Habeck seine Hände über ihre Hüften gleiten ließ und seine Zunge in ihrem Hals versenkte. „Flittchen", sagte ich leise zu mir selbst und räusperte mich. Ich wusste nicht, ob es das war, was ich wollte, doch für einen Moment öffnete Baerbock ihre Augen und starrte mich entgeistert an, bevor Habeck sie noch fester umschlang.

Vielleicht war das der Weckruf gewesen, den es gebraucht hatte, um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich diese Frau verabscheute. Was auch immer das am Wahlsonntag war, dieser Moment der Intimität, das war allerhöchstens das alkoholisierte Wesen ihrer Selbst und keinesfalls die Frau, gegen die ich hitzige Debatten im Bundestag führte. Was war mir eingefallen, nur für einen Moment daran zu denken, wie es wäre, an Habecks Stelle Annalena... Baerbock zu küssen.

Verbotene Koalition || Baerbock x WeidelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt