Kapitel 36: Finger auf dem Abzug

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Paralysiert stand ich vor der Gruppe. Rick schaute mich mit einem ängstlichen Blick an und entsicherte seine Waffe, doch jetzt hatte ich nichts mehr zu verlieren. Beths lebloser Körper lag noch immer auf der Erde und ich bückte mich, um ihren blutenden Kopf auf den Schoß zu nehmen und setzte mich auf den blutverschmierten Boden.

"Beth...", flüsterte ich vor mich hin, "... jetzt sehe ich dich wieder, doch du bist... tot."

Ich schaut auf ihre Stirn und fühlte auf ihr Blut, welches über ihre Wange floss. Tränen füllten meine Augen, doch nichts wollte heraus. Mein Blick war verschwommen und das Piepen in meinem Ohr und das Dröhnen in meinem Kopf wurde leiser.

Vorsichtig strich ich über Beths Wange und hinterließ eine Blutspur von meinem Finger.

Ich fing laut an zu Schluchzen und war froh, dass meine Haare mir ins Gesicht fielen, damit niemand es sah.

Das Einzige woran ich mich erinnern konnte, war der fast weinende Daryl.
Dieser Anblick hatte sich in mein Gehirn gebrannt, wie er mit seiner Armbrust zitternd auf mich zielte und krampfhaft versuchte sich zusammen zu reißen.

"Wer bist du...?", kam heiser aus Daryls trockenem Rachen und unterbrach mich vom Kuscheln mit Beth. Beth...

"WER BIST DU?!", kam es lauter aus seinem Mund. Diese Worte trafen mit direkt ins Herz... Erinnerte er sich wirklich nicht mehr?

"Daryl, lass das. Du machst sie aggressiv.", versuchte Rick Daryl zu erklären, doch auch er musste bei Beths Anblick leiser werden.

"Daryl...", flüsterte ich verweint und stand auf um meine knielangen Haare aus meinem Gesicht zu streichen, "erkennst du mich... etwa nicht mehr?"

Daryls Augen weiteten sich und er ließ seine Armbrust langsam ab von mir um einen Schritt auf mich zuzugehen.

"Alison! Du bist es wirklich!", sagte er und kam mir näher.

"Alison... Was machst du nur?", sagte er und wollte gerade seine Arme um mich legen. Wie gerne hätte ich diesen verweinten Daryl getröstet, doch der Blick von Rick, die Krankenhaustruppe hinter mir und Beth sowie mein Wahnsinn überredeten mich mein Messer zu zücken.

"Keinen Schritt weiter Daryl oder ich stech dich ab!", sagte ich und er stoppte ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht. Mein Messer hielt ich schützend vor meinen Körper, sodass Daryl keinen Schritt weiter konnte. Langsam nahm er seine zwei Arme runter, doch machte keine Anstalt mit seinem Körper zurück zu treten.

Anstatt sich zu bewegen spürte ich seinen Atem auf meinem Scheitel, er war eindeutig geschockt, doch was Rick jetzt tat brannte alle meine Sicherungen durch.

"Alison... Du hast da... Eine Narbe im Gesicht.", stellte Rick fest und schon wurde ich wütend, "Woher hast du die?"

Er war schlau, woher sollte man so eine hässliche Narbe nur her bekommen? Durch Carol... Carol!

Ich ging einen Schritt zurück doch hielt mein Messer immer noch schützend vor mich und schrie Daryl an während ich mit dem Messer andeutete, dass er weg von mir gehen sollte: "ICH WEIß SELBER DASS ICH HÄSSLICH BIN!

DAS! Das hat Carol mir angetan!", betonte ich. Daryl wusste davon Bescheid, doch auch er schaute dabei zu Boden, wie Rick. Keiner konnte mir in die Augen sehen, doch ich hörte nicht auf zu schreien:

"Das war alles Carol! Und ja, ich habe sie getötet!"

Bei dem letzten Wort begriff ich... Carol, die Frau dessen Bauch nun aufgestanden war, ich bin eine Mörderin! Das Dröhnen in meinem Kopf wurde auf ein Mal so laut, dass ich meine Hände in meinem Kopf verkrampfte und einknickte. Dabei fiel das Messe zu Boden.

Plötzlich musste ich los schreien, sodass Rick und die drei anderen ihre Waffe erneut auf mich zielten, außer Daryl. Er schaute mich nur an als ob ich verrückt wäre. Irgendwie war ich das ja auch.

Ich schrie wie am Spieß und wusste es gäbe nur eine Lösung um den ganzen hier zu entfliehen. Drei Mal ging es nun schief, doch diesmal hatte ich eine Waffe. Geschossen hatte ich noch nie, doch meine Schläfe treffen konnte ich sicher.

Alle starrten mich an als ich mich kerzengerade hin stellte, die Waffe aus dem Büro nahm, mir diese an den Kopf hielt und einfach nur lächelte. Gleich bin ich hier weg und muss die ganze Scheiße hier nicht mehr mit machen.

"ALISON!", schrie Daryl, doch ich reagierte nicht mehr.

Das Dröhnen verschwand, doch dafür kam das Piepen, lauter als je zuvor. Alle waren ruhig, nur Daryls Schluchzen konnte ich durch das ohrenbetäubende Geräusch hören. Fühlt sich so der Tod an? Einfach weg?

Mein Lächeln wurde bei diesem Gedanken breiter und meine Augen größer und ich entsicherte meine Waffe.

"Du meinst es Ernst.", stellte Rick mitfühlend fest.

"Du kannst dich doch nicht einfach umbringen!", wollte Daryl mir einreden.

"Das hier, ist meine Entschuldigung für Carol. Es tut mir Leid.", waren meine letzten Worte als ich meinen Finger auf den Abzug legte und schon leicht anwinkelte.

Diese Worten aus Ehrlichkeit und Reue trafen mich und diese aufrichtigen und fairen Augen überzeugten mich. Seine Wahrhaftigkeit zog mich in seinen Bann.

"Daryl... Dixon...", musste ich aus dem Nichts sagen.

Er schaute mich immer noch an, doch ich wusste wir dachten an das gleiche.

"Moment Mal..." Seine Augen blitzten auf.

"Mein Retter."

Walker, love and other shit - The  walking deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt