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"Ja klar. Was gibt es."

*Okay, bleib ruhig. Du musst.*

"Du bist mir echt wichtig. Und ich danke dir für alles, was du für mich in den letzten Woche und auch davor gemacht hast. Aber ich kann das nicht mehr."
"Wie? Was meinst du? Hab ich etwas falsch gemacht?"
"Nein. Aber..."
"Aber?"

Jetzt folgt glaube ich die dümmste und unüberlegteste Entscheidung, die ich in meinem Leben je getroffen habe. Ich ziehe sie näher an mich heran und küsse sie. Ich küsse sie. Und es war dumm und ich bereue es, aber gleichzeitig auch nicht. *Du kannst nicht einfach jemanden küssen, nur weil du auf die Person stehst!*
Wir lösten uns wieder voneinander und ich ließ sie ohne ein weiteres Wort stehen und ging in mein Büro. Eine weitere dumme Entscheidung.
Habe ich sie gerade geküsst und dann stehen gelassen? Gott bin ich dumm. Ich habe jetzt erstmal eine Zeit, wo ich nicht mit ihr reden muss, aber in 6 Stunden sieht das wieder anders aus.
Ich bin so dumm. In 14 Tagen hat sie Geburtstag und was mache ich? Ich zerstöre unsere wiedergewonnene Freundschaft damit, weil ich es ihr nicht ins Gesicht sagen kann, dass ich mich in sie verliebt habe.

Leider Gottes sitzen wir 6 Stunden später wieder zusammen in einem Raum. Ich versuche, ihr so wenig wie möglich in die Augen zu schauen und generell etwas, nur nicht zu viel, Abstand zwischen uns zu bringen, aber sie macht es kaputt. Egal wie unwichtig etwas ist, sie fragt mich fast immer nach meiner Meinung und will, dass ich sie anschaue. Auch Robert merkt, dass etwas ist, aber das ist inzwischen auch nichts neues. Natürlich weiß er davon. Ich habe mit ihm viel darüber geredet in der letzten Woche und er versucht mir zu helfen wo er nur kann. 

«Bei euch beiden alles gut?»

«Naja..»«Hast du mit ihr geredet?»
«Mehr oder weniger?..»
«Heißt?»
«Also, vielleicht habe ich sie geküsst und ihr dafür nichts erzählt.»

"Du hast was?!" brüllt er plötzlich in die Gespräche. Alle Augen richten sich innerhalb von Millisekunden auf ihn. 
"Das war etwas laut. Tut mir leid"
"Was wolltest du damit ausdrücken?" lacht jetzt Katrin. Zum Glück sitzen wir nur mit einigen aus unserer Fraktion zusammen, bezüglich der Ministerien. Ich verstehe nicht, wieso ich noch immer hier sitze, aber na gut. 
"Ich wollte das eigentlich schreiben. Hat mich wohl zu sehr geschockt." Ich könnte schwören, dass er mich dabei angeschaut hat, aber jetzt tut er so, als hätte es nichts mit jemanden hier zutun.
"Was hat dir Alica denn geschrieben?" meldet sich nun Annalena mit einem grinsen aus ihrer Ecke. 
"Wieso schaut ihr beide so? Ihr seid beide am Handy und schreibt jemanden. Also Alica... Was hast du gemacht, dass ihn so geschockt hat?" 
Und jetzt liegt die Aufmerksamkeit der anderen auf mir. 
"Also.." Lügen ausdenken war noch nie meine Stärke. Auch damals in der Schule nicht. 
"Ich hab nur gesagt, dass.. Ich meiner Katze letztens aus Versehen Schokolade gefüttert habe. Also, als ich schon ein paar drinnen hatte. Aber ihr geht es gut."
Ich habe gar keine Katze. Ich hatte bis vor 5 Monaten noch einen Kater, und Annalena weiß das. Und ich weiß, dass sie mir das nicht abgekauft hat, im Gegensatz zu den anderen, die deswegen lachen.

«Katze? Dein Ernst? 
Wieso solltest du mir Geschichten davon erzählen?»

«Ist doch egal, die anderen haben es geglaubt.Jetzt leg dein Handy weg und pass auf.»

Der Nachmittag zog sich zum Glück nicht allzu lang, weswegen ich sehr froh war, denn ich würde sehr gerne wieder in meine Wohnung. Aber natürlich wurde daraus nichts. Annalena fing mich kurz vor dem Ausgang noch einmal ab. Nur das Problem - ich bin allein, komme aus der Situation nicht weg und habe keine Ausreden, um jetzt zu gehen.
"Hast du noch 5 Minuten, bis du wieder zu deiner Katze musst?"
"Du weißt, dass ich keine besitze."
"Wieso lügst du dann? Ich meine, als Politikerin soll-"
"Wieso interessiert es dich so sehr? Ich meine, es ist priv-"

"Weil ich wissen will, wieso du mich vorhin geküsst hast."

"Was?"
"Ich will wisse, wieso du mich geküsst hast."
"Ja, das hab ich schon verstanden."
"Also?"
Hier kann ich das ganz schlecht klären. Also hilft nur noch eine Sache.

"Hast du heute Abend noch Zeit für ein Glas Wein? Ich glaube, wir müssen wirklich reden."

"18 Uhr bei dir?"
"Okay." und wir beide machen uns auf dem Weg nach Hause.

Leider war nicht mehr genug Zeit, um noch kurzfristig auszuwandern. Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis wir wieder halb betrunken auf meiner Couch waren. 
"Also... Das heute früh war kein reden."
"Ja.. Ich- Es- Ich-" 
"Wärst du nicht einfach gegangen, hätte das ein längeres Gespräch werden könne, wenn du weißt, was ich meine. Aber jetzt sind wir wenigstens gleich auf." 
"Was meinst du?" 
"Meinst du das Ernst oder stellst du dich so?" "Okay du meinst es Ernst." 
Während sie mit sich selbst und mir redet, starre ich sie einfach nur an. Ich habe vergessen, wie Redeaktiv sie wird, wenn man ihr Alkohol, kleine Mengen reichen da aus, gibt. 

"Alica... Bitte sag mir, dass du dich an den Moment erinnerst, als wir alle zusammen die ersten Prognosen gehört haben."
Sie schaut mich hoffnungsvoll an und ich versuche herauszufinden, was genau sie meint. Da ist vieles passiert. Wir hatten das beste Ergebnis in unserer Geschichte, alle sind ausgeflippt und- 

"DAS WARST DU?" 
"Natürlich, wer denn sonst?"
"Keine Ahnung, vielleicht Claudia?"
"Sehr lustig."

"Wieso hast du das nie erwähnt?"
"Weil ich wusste, dass es niemand mitbekommen hat. Zumindest dachte ich das. Außerdem wusste ich nie, wie du darauf reagieren würdest, wenn ich es dir sage. Ich wollte unsere Freundschaft nie-" 
"Warte. Was hast du gerade gesagt?" 
"Ich wollte unsere Freundschaft nie riski-"
"Das davor"
"Ich wusste nicht, wie du-"
"Und davor?"

"Ich dachte, es hat niemand mitbekommen und wollte es damit geheim halten." 
"Doch nicht jemand aus unserer Part-"
"Nein. Christian war's. Er hat ein Bild davon. Das.."
"Das?"
"Das war auch der Grund, wieso ich dich die Tage davor so behandelt habe. Er hat es mir gezeigt, mir irgendwie gedroht und.. Ich war einfach dumm. Es tut mir leid. 
Ich hätte es da nicht machen dürfen, es war einfach fa-"

Sie konnte diesen Satz nicht beenden, denn ich küsste sie erneut. Und dieses mal fühlt es sich einfach richtig an. Egal wie sauer ich gerade auf andere bin, ich habe endlich das, was ich mir schon so lange wünsche. Und es wird besser, da sie den Kuss nicht unterbricht, sondern mich näher zu ihr zieht. 

𝑎𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢 𝑠𝑎𝑣𝑒𝑑 𝑚𝑒 -annalena baerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt