Kapitel 7

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Biggi war überrascht, dass sie relativ gut durch kam, was an den guten Verkehrsverhältnissen lag. Wäre sie zu Ferienzeiten gefahren, wären die Straßen deutlich voller gewesen, aber heute geriet sie kein einziges Mal in einen Stau oder stockenden Verkehr. Darüber war sie sehr froh, denn sie hatte durchaus schon andere Fahrten nach Italien mitgemacht und die ein oder andere war ziemlich unangenehm gewesen. Doch diese hier war angenehm und das half Biggi merklich dabei, so langsam aber sicher in Urlaubsstimmung zu kommen.
Sie legte die ein oder andere Pause ein und kam somit gegen Nachmittag in dem Ort an, in dem der Besitzer des Ferienhauses lebte. Bei ihm persönlich holte Biggi die Schlüssel für das Haus ab und schließlich fuhr sie weiter. Mithilfe ihres Navis fand sie sich gut zurecht und eine gute Stunde später hatte sie ihr Ziel erreicht.
Biggi stand nun vor dem besagten Haus, das nun für zwei Wochen ihre Herberge hier sein würde und die Website hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen. Es war genauso traumhaft, wie es die Bilder und die Beschreibung ausgezeichnet hatten und Biggi musste lächeln, denn es gefiel ihr auf Anhieb sehr gut hier. "Dann wollen wir mal Urlaub machen, Sunny.", sagte sie und öffnete die Autotür. Nachdem sie ausgestiegen war, ließ sie auch Sunny aus dem Auto, die sofort freudig begann den Strand entlang zu rennen. Letztendlich endete ihr Sprint im Wasser und Biggi lachte, da sie genau gewusst hatte, dass das passierte.
Schmunzelnd beobachtete die Schauspielerin ihre Hündin, wie sie im Wasser spielte. 'Ja.', dachte Biggi. 'Es war eine gute Entscheidung hierher zu fahren.' Und nachdem sie Sunny noch einige Minuten lang beim Plantschen zugesehen hatte, lud Sabine die ersten paar Gepäckstücke aus und trug sie die Treppe hinauf zum Haus.
Oben angekommen stand sie zunächst auf einer kleinen Terrasse mit Blick auf das Meer. Dort standen sowohl eine Hollywood-Schaukel, sowie ein Tisch mit zwei Stühlen und Biggi malte sich schon aus, wie wunderbar es sein würde, hier zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Hier würde sie ganz sicher jeden Tag sitzen und frühstücken oder in der Schaukel ein Buch lesen.
Die Schauspielerin setzte sich in die Hollywood-Schaukel und ließ ihren Blick über den Strand und das Meer schweifen. Es wirkte ruhig. Nacheinander rollten die Wellen an den Strand und das Rauschen war wie Musik in Biggis Ohren. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss dieses Geräusch, das sie so sehr vermisst hatte.
Als sie noch an der Ostsee gelebt hatte, war Wellenrauschen etwas gewesen, das sie täglich gehört hatte. Nun aber war es etwas Besonderes und sie blieb einige Minuten sitzen. Schon jetzt merkte sie, dass diese Atmosphäre ihr dabei half, seit langem endlich mal wieder zu entspannen.
Schließlich stand Biggi auf und öffnete die Haustür. Auch hier hatte die Beschreibung im Internet nicht untertrieben. Das Untergeschoss bestand aus einer voll ausgestatteten Küche, einem gemütlichen Wohnzimmer und einem Badezimmer. Biggi entschied sich dafür, erst mal die Lebensmittel in der Küche unterzubringen. Danach brachte sie ihr restliches Gepäck nach oben in den ersten Stock, der aus drei Schlafzimmern und einem Badezimmer bestand. Das Haus war eher für eine Familie ausgelegt und für Biggi eigentlich viel zu groß, doch sie war Erik dankbar, dass er sie dazu überredet hatte hierher zu kommen.
Und als Biggi an ihre Internetbekanntschaft dachte, fiel ihr ein, dass sie ihm durchaus schreiben könnte das sie angekommen war und wie dankbar sie ihm war, dass er sie dorthin gelotst hatte. Sofort holte sie ihr Handy hervor und öffnete den Messenger, um eine Nachricht an Erik zu schreiben.
'Ich bin gut angekommen, es ist wundervoll! Ich danke dir, dass du mich dazu überredet hast.', lauteten ihre Worte und sie rechnete fest damit, dass sofort eine Antwort von Erik kam. Immerhin hatte er ihr sonst immer nur wenige Augenblicke später geschrieben. Doch jetzt ließ die Antwort auf sich warten.
Biggi wunderte sich zwar, beschloss dann aber das Handy beiseite zu legen und erst einmal ihren Koffer aus zu räumen.
Nach und nach landeten ihre Kleidungsstücke im bereit gestellten Kleiderschrank, doch irgendwie war Biggi innerlich unruhig. Sie wartete sehnsüchtig auf eine Antwort von Erik und lauschte ununterbrochen, ob ihr Handy vielleicht einen Laut von sich gab. Doch es blieb weiterhin still und Biggi überlegte, ob sie nachfragen sollte, ob alles in Ordnung war.
Doch das kam ihr dann viel zu überzogen vor, weshalb sie sich schließlich erstmal auf den Balkon begab, über den ihr Zimmer verfügte. Auch dieser war mit Meerblick und müde lehnte sich die Schauspielerin an das Geländer. Die Fahrt hatte sie doch mehr geschafft, als sie zugeben wollte, doch zum Schlafen war es noch viel zu früh.
Sie wollte die Zeit hier ausgiebig nutzen und das von Anfang an. Deshalb entschied sie sich dafür, schon jetzt einmal das Wasser zu testen und eine Runde schwimmen zu gehen. Sie zog sich also dementsprechend um und nahm neben einem Handtuch auch ihr Handy mit hinunter zum Strand. Während sie auf das Meer zu lief, starrte sie fast sehnsüchtig auf den Bildschirm, doch es kam keine Nachricht.
Biggi seufzte und breitete ihr Handtuch ein paar Meter vom Meer auf dem Sand aus. Einige Augenblicke wartete sie noch ab, ob nicht doch eine Nachricht von Erik kam, allerdings wartete sie weiterhin vergeblich und sie legte das Handy auf ihr Handtuch. Irgendwie war sie enttäuscht, nichts von ihm zu hören.
"Sunny, komm!", rief sie ihrer Hündin letztendlich zu und beide sprinteten sie Seite an Seite auf das Meer zu. Das taten sie gerne - gemeinsam schwimmen und Biggi wurde von ihren Gedanken an Erik wenigstens ein wenig abgelenkt. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie ja noch nicht, dass er ebenfalls auf dem Weg nach Italien war und sie ihm somit näher war, als sie glaubte und das er deshalb keine Antwort gab. Und sie ahnte auch nicht, das er gar nicht derjenige war, der er vor gab zu sein, sondern jemand, den sie versucht hatte zu vergessen. All die Jahre über, doch es hatte nie geklappt. Sie hatte ihre Gefühle und Gedanken an ihn eher verdrängt, aber vergessen hatte sie ihn niemals.

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Wie glaubt ihr wird das Aufeinandertreffen verlaufen? :)

Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch - 15 Jahre später Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt