Kapitel 53.

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Jungkook

Ich hatte tatsächlich Recht gehabt. Tae begleitete mich, mit meinem Arm eingehakt in seinen, als wären wir schon oft hier gewesen und wir zogen, logischerweise auch viele Blicke auf uns. Obwohl es mehr Männer erkannte, die selbst geschminkt waren oder Röcke, sowie Kleider trugen, stachen Taehyung und ich doch ein wenig mehr aus der Masse, als gedacht. Verständlicherweise, um ehrlich zu sein. Denn erstens war der Modedesigner sicherlich einigen hier bekannt, doch schien keine Angst haben zu müssen, dass wegen meiner Anwesenheit Gerüchte entstanden.

Entweder er kannte die Menschen hier gut, oder da sie selbst alle schwul waren, nicht sagen konnten, sie hatten den älteren in solch einer Bar gesehen. Machte vielleicht sogar mehr Sinn, als mein erster Gedanke, dass Tae hier einfach viele kannte und mit ihnen befreundet war oder sowas. Er brachte sie zum Schweigen, da alle hier gleich waren.

"Es sieht... Unglaublich hier aus, Taehyung. Woher wusstest du, dass es diese... Bar gibt?" fragte ich den Mann neben mir irgendwann, welcher mit mir zu der Bar ging, sich setzte und bloß schmunzelte. Es war zwar kein Wunder, dass so jemand wie er wusste, wo er solche Orte fand und sicher auch ein paar Leute hier kannte, sehr gut kannte sogar, aber wie er es heraus gefunden hatte, war trotzdem eine große Frage von mir. Wie all diese Menschen in dieser 'Szene', wenn man es so nennen wusste Orte kannten, an denen sie sicher waren. An denen sie sich nicht verstecken mussten und wussten, dass sie sicher waren.

Hier fühlte ich mich, schon seitdem ich meinen ersten Fuß hinein gesetzt hatte, einfach nur wohl und willkommen. Ich wurde angesehen, wie jeder normale Mensch auch. Mit freundlichen Gesichtern, teilweise sogar verführerischen Blicken von Männern, die mir genaustens zeigten, was sie am liebsten von mir wollten. Aber ich war mit einer Begleitung hier. Nämlich Taehyung. Der heißesten Begleitung, die man sich nur vorstellen könnte.

"Zwei Cocktails bitte. Oh und... Durch Seokjin habe ich um einiges mehr von dieser Szene heraus gefunden, als ich dachte. Von Clubs für Menschen wie uns, die einen Abend sich einmal nicht verstellen wollen." erklärte mir Taehyung und schmunzelte dabei nur breit, sah immer mal wieder auf die Tanzfläche und zu den vielen Menschen die dort freudig und unbeschwert tanzten, da sie es nur hier konnten. Diese Bar machte es ihnen möglich, eine Nacht zu sein, wer sie waren, ohne verurteilt zu werden oder Angst zu haben. Alleine diese Atmosphäre war einfach nur angenehm.

"Deswegen finde ich... Sollten wir diesen Abend ausnutzen. Wie wärs... Wenn wir ein wenig tanzen, mh?" schlug Tae vor, doch ich riss meine Augen sofort ein wenig geschockt und unsicher auf, denn um ehrlich zu sein war ich kein guter Tänzer. Ich tat es gerne, hin und wieder, so alleine in meinem Zimmer mit guter Musik, aber meistens ließ ich es eher sein, ging deswegen auch nie in Clubs mit meinem Bruder oder seinen Heterosexuellen Freunden, die sich dann an jede Frau heran machten, um sie ins Bett zu bekommen. All das war nicht mein Ding.

Aber das hier war mein Ding. Weswegen ich es eigentlich ausprobieren sollte. Und die Freiheit genießen sollte, die Taehyung mir diesen Abend bot. Zwar würde es sicher nicht einmalig sein, aber hier konnten wir uns anfassen und näher kommen, ohne Angst zu haben, erwischt, gesehen oder verurteilt zu werden. Ein unglaubliches Gefühl... So frei zu sein. Wenn auch nur für begrenzte Zeit.

"O-oh ich weiß nicht... Ich bin nicht der begabteste Tänzer, Taehyung" murmelte ich also, doch der Ältere schien mir nicht sonderlich zu glauben, beziehungsweise wollte er den Beweis, dass es tatsächlich so war. Oder eher ob es überhaupt so war. Denn vor kurzem hatte ich meinen Körper auch noch gehasst und geglaubt, nicht attraktiv genug für irgendjemanden zu sein. Und dann bewies er mir genau das Gegenteil. Taehyung bewies mir von vielen Dingen das Gegenteil, ließ mich Dinge hinterfragen und zeigte mir so viel mehr von der Welt, als jeder vor ihm.

Zuvor hatte ich in meiner eigenen kleinen bubble gelebt, aber durch ihn... Erlebte ich so viel neues.

"Das musst du mir erst einmal beweisen, Petal"

Sagte er und konnte dann auch nicht mehr viel dagegen tun als der Mann nach meiner Hand griff, diese in seine nahm, nur um mich zu den anderen tanzenden Menschen zu ziehen. Zu meinem Pech aber... Bekamen wir etwas mehr aufmerksamkeit als mir lieb war, verständlicherweise. Tae musste nur seine Hände an meine Taille legen und nach meinen Armen greifen, um sie um seinen Nacken zu Schlingen und sofort lagen alle Blicke auf uns.

Viele verschiedene Arten von ihnen. Ein paar schienen eifersüchtig, entweder auf mich, da ich mit Taehyung tanzte oder ich erkannte dunkle Blicke von Männern, die mich zuvor ziemlich lüstern angesehen hatten und somit eher eifersüchtig auf den Modedesigner waren. Und andere bekamen ihren Mund kaum zu, da Kim Taehyung gerade mit mir tanzte, einem unbekannten Jungen in einem seiner teuren Kleider... Mit seinen Händen überall auf meinem Körper, teilweise sogar an meinen Hintern, was aber nicht der Grund war, wieso ich mich kaum auf das Tanzen konzentrieren konnte.

Auch mit all den Blicken und Taes Hände an meinem Hintern, die mich teilweise etwas durcheinander brachten fühlte sich das hier zu gut an, um wahr zu sein. Und trotzdem ließ es mich auch etwas nachdenklich werden. Denn das hier... Konnten wir nur an diesem Ort tun. So frei sein, uns in der Öffentlichkeit, vor anderen Menschen anfassen, küssen. Nur hier bekamen wir die Chance... Wie normale Menschen zu leben, wie heterosexuell, die ihre Sexualität überall ausleben durften. Und irgendwie... Machte es mich sowohl traurig, als auch wütend. Was Taehyung merkte und meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, indem er nach meinem Kinn griff und in seine Richtung drehte.

Somit bekam ich gar keine Wahl als in die dunkelbraunen Augen des Mannes zu sehen, welcher mich doch liebevoll ansah.

"Du musst hier keine Angst haben, Jungkook. Lass dich fallen... Und von mir führen, mh?" hauchte er so unglaublich sanft und Verständnisvoll da er anscheinend auch erkannte, wie es mir ging. Womöglich war es ihm bei seinem allerersten Besuch hier genau so gegangen, dieses Gefühl von Freiheit... War so überwältigend.

Wären wir in einer anderen Bar müssten wir uns so fern wie möglich voneinander halten und aufpassen, keinen falschen Schritt zu wagen oder uns auch nur eine Sekunde dem Verlangen nacheinander hinzugeben. Hier war es egal. Hier konnte er mich anfassen, vor all den anderen Männerm um uns herum.

"Wir können das hier... Niemals in der Öffentlichkeit tun"

"Nein. Deswegen genieße das hier. In diesem Raum musst du dich nicht unwohl oder beobachtet fühlen oder Angst haben, dass dich jemand sieht. Genieße... Die Zeit, die du hier verbringen kannst"

"Oh das... Tue ich. Und wie sehr, Taehyung"

~

Carefree for one evening. God damn is that sad to think ppl really had and still have to live this way

Forbidden Lust // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt