Bitter Planned Love

Teil 1: Verkuppel mich!

Grillen. Eine ganz tolle Sache. Es sei denn die eigene Familie ist dabei und der jüngste Bruder bringt auch noch seine neue Freundin mit. Wenn ich mich Recht erinnere hat er noch nie eine seiner Partnerinnen zu einem unserer Familiengrillen mitgebracht und es ist echt ekelhaft mit anzusehen wie Abraham und Lilly so viel Süßholz raspeln, dass ich kurz davor bin Karies zu bekommen. Angewidert fahre ich mir mit meiner Zunge über die Zähne und spüre schon einen deutlichen Belag.
Dad, der bis eben noch am Grill stand, setzt sich zu uns an den Tisch und sieht zufriedener aus, als er sein sollte. Eigentlich sollte er Abraham gehörig den Kopf waschen, dass er gegen die Firmenpolitik verstoßen hat und mit seiner Angestellten etwas angefangen hat, denn ja, Lilly ist seine Angestellte. Es gehört nämlich viel Verantwortung dazu einen milliardenschweren Konzern zu leiten und zu einer der reichsten Familien der Stadt zu gehören und das sollte Abraham auch bewusst sein, aber mein Vater scheint wie alle anderen Anwesenden zu sehen, dass das zwischen ihm und Lilly nicht nur eine Laune ist. Jeder spürt, dass die beiden sowas von echt sind und so gut zusammen passen, dass man richtig eifersüchtig werden könnte. Ich kann es meinem Bruder daher nicht übel nehmen und seufze innerlich. Wieso passiert so etwas eigentlich immer nur anderen, nur nicht mir?
Wahrscheinlich weil du nicht fähig bist zu lieben, höre ich meine innere Stimme und muss an das Gespräch mit Korben gestern Abend denken. Nachdem er mir wieder einmal den Arsch gerettet hat, obwohl er aktuell eigentlich nur der Fahrer meines ältesten Bruders ist, hatten wir ein ziemlich ehrliches Gespräch. Es gibt schlimmeres als keine Liebe zu empfinden, höre ich immer wieder seine Worte, aber aktuell kann ich mir definitiv nichts Schlimmeres vorstellen.
Da er mir versprochen hatte mit dem Gehen zu warten bis ich eingeschlafen bin, ist er selbst neben mir eingeschlafen und heute erst aus dem Haus gehuscht. Wir wollten nicht, dass ihn jemand sieht, da es zu jeder Menge Ärger hätte führen können. Ein junger Mann in meinem Alter, in meinem Zimmer. Keiner hätte uns geglaubt, dass da nichts gelaufen wäre. Aber der Plan ist leider nicht aufgegangen, denn Lilly scheint ihn gesehen zu haben. Gott sei Dank hat sie schnell aufgehört Fragen zu stellen, als ich ihr versichert habe, dass sie sich irren muss.

"Schmeckt es dir nicht?" werde ich plötzlich von meiner Mutter aus meinen Gedanken gerissen.

"Doch, doch", versichere ich ihr und schiebe mir schnell eine Gabel des grünen Salates in den Mund, den sie heute Vormittag extra frisch zubereitet hat.

Zufrieden kaue ich darauf herum und lächle sie an.

"Salat ist eckelhaft", rettet mich mein vierjähriger Neffe Ben und wirft trotzig seine Gabel in den Teller.

"Salat ist gesund und Oma hat ihn extra heute für uns mit ganz viel Liebe zubereitet", versucht Nila sein Kommentar zu retten.

Doch seine Miene wird nicht weicher. Die Bemühung seiner Mutter wahr wohl umsonst.

"Er schmeckt trotzdem nicht! Ich will lieber nur Pudding!"

Er verschenkt die Arme vor seiner kleinen Brust und Nila wirft einen hilflosen Blick zu ihrem Mann Markus, der gleichzeitig mein ältester Bruder ist.

Wir Benks Kinder sind wirklich ein interessantes Dreiergespann. Markus, der perfekte Älteste im Bunde mit Frau, zwei Kindern und mega erfolgreich in Dad's Fußstapfen. Abraham der zweite von uns, der wie der wichtige Superkleber stets darum bemüht ist unsere Familie zusammen zu halten und dann gibt es noch mich. Luzi, das Nesthäkchen, dass in ihrem Leben noch nicht wirklich viel erreicht hat, Kunst an einer privaten Fernuni studiert und immer noch bei ihren Eltern wohnt. Gerne würde ich jetzt eine ganze Latte an guten Taten herunter rattern, die ich bereits vollbracht habe...doch mir fällt nicht eine Einzige ein...
Doch, halt!
Ich habe mich bei Lilly entschuldigt, dass ich sie und Abraham so schnell in eine Schublade geschoben habe, aber zählt das wirklich als eine gute Tat?
Eher ging es darum meine Schlechten wieder einmal gut zu machen und mein Versprechen gegenüber Korben einzuhalten.
Dieses Mal seufze ich laut.