42|ineinander verlieben

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M I R A

Normalerweise steht Yaz morgens nie vor mir auf, doch am Montagmorgen hat sie es getan, um mir warme Waffeln zu backen und Erdbeeren zu schneiden.
Beides liegt angerichtet am Esstisch und sie hat sogar frischen Orangensaft dazu gepresst.
Sie weiß genau, wie sie mich weich kriegt und wäre sie in dem Moment am Esstisch gewesen, hätte ich ihr alles verziehen. Zum Glück war sie aber joggen und ich bin ihr nicht begegnet.

Yaz hat mich mit ihren Worten bewusst verletzt, doch ich war auch nicht gerade sanft zu ihr. Eigentlich habe sogar ich begonnen, weil sie Dinge gesagt hat, die ich nicht hören wollte. Und die auch gar nicht stimmen!
Wir haben einander wehgetan und dieses süße Frühstück war ihre erste Annäherung an eine Versöhnung.

Den Sonntag über haben wir nicht miteinander geredet und ich bin zu Aras geflüchtet, um ihr auszuweichen, doch jetzt sollte auch ich probieren einen Schritt auf sie zuzumachen.
Wir wohnen schließlich zusammen und teilen uns Rechnungen.

Erstmal steht aber meine Kündigungen an.
Ich muss Herr Sezin die Papiere bringen, damit er sie unterschreiben und mir meine langersehnte Freiheit zurückgeben kann.

Blöder Herr Sezin.

Er hat mich am Samstagabend wütend gemacht. Ich habe mich wunderbar in Selbstmitleid gesuhlt und dann musste er mich finden und Befehle erteilen als wäre er ein verdammter König!
Es hat mich so verblüfft, dass er so ernst und bestimmerisch war, dass ich zu sprachlos war, um darauf zu antworten. Wie ein Hund habe ich getan, was er verlangt hat.

Aber das hat jetzt ein Ende.
Er hat mir nichts mehr zu sagen.
Sobald er unterschreibt und mir die Erlaubnis dazu erteilt.

„Guten Morgen.", begrüße ich Livia an der Anmeldung und sie lächelt mich an. Freundlich begrüßt sie mich zurück und ich winke auch Levi und Leo, die mit Kaffeetassen in den Händen in einen Besprechungsraum gehen.
Wie gewohnt nehme ich die Treppen hoch, weil der Aufzug nach wie vor nicht funktioniert.
Das alles hier hat schon beinahe etwas vertrautes angenommen.

Aber das hat ein Ende.
Ich werde nicht für einen Mann arbeiten, der mich nicht will.

Oben klopfe ich ein letztes Mal an Herr Sezins Tür und schiebe sie auf, bereit das alles hinter mir zu lassen.
Doch er ist nicht da.
Wo ist er?

Verwirrt drehe ich mich zurück in den Flur und Deon kommt gerade aus seinem Büro heraus.
„Hi, Mira!", begrüßt er mich lächelnd und seine strahlend weißen Zähne stehen im Kontrast zu seiner dunklen Haut. Er trägt einen dunkelblauen Rollkragenpullover, welchen er in seine schwarze Chinohose gesteckt hat. Attraktiver Mann...
„Hey. Weißt du wo mein Herr Sezin ist?", frage ich ihn und deute hinter mich in das leere Zimmer.
„Ich habe vorhin gesehen, wie Frau Nowak ihn zu sich gerufen hat. Schau doch mal in ihrem Büro nach.", schlägt er vor und ich lege dankend eine Hand an seine Schulter, bevor ich weitergehe.

Ich gehe auf die andere Seite der Etage und sehe sie bereits von Weitem durch das Glas, das das Büro offen legt.
Frau Nowak sitzt lässig auf ihrem Schreibtisch und wippt mit ihren Fuß, welcher in schicken rosa Pumps steckt. Sie trägt einen figurbetonten Anzug in taubengrau und ihre Haare hat sie zurückgesteckt.
Neben ihr sitzt Herr Sezin auf einem ledernen Sessel, -wie immer in komplett schwarz. Schnürstiefel, schwarze Cargohosen und ein schwarzes T-Shirt, dass seine tätowierten Arme zeigt. An seinem rechten Handgelenk funkelt eine teuer aussehende Uhr und er spielt an dieser herum, während Frau Nowak redet.

Wieso fällt mir heute besonders auf, dass alle so umwerfend aussehen? Ist das die Art meines Gehirns meinen Abgang zu verarbeiten? Versuche ich mir ihr Aussehen und ihren Stil einzuprägen, weil ich sie nie wieder mehr sehen werde?

Je näher ich trete, desto besser kann ich Herr Sezins Gesichtsausdruck deuten.
Er schaut von seiner Uhr auf und sieht Frau Nowak nicht amüsiert an. Viel eher ist er angespannt und hat die Brauen böse zusammengezogen. Wieso sieht er sie so an?
Oh nein, ich kenne diesen Blick.
Er hat mich die meiste Zeit über so angesehen und das bedeutet, dass ihm nicht gefällt, was da im Büro passiert.

Es wäre wahrscheinlich besser für alle Beteiligten, wenn ich meine Kündigung auf seinen Schreibtisch lege und still und heimlich von hier verschwinde.

Gerade bekräftige ich mich mit diesem Gedanken und will umdrehen, als Frau Nowak aus dem Büro sieht und mich entdeckt. Ihr Lächeln leuchtet wie der Polarstern und sie eilt schnell zu der Glastür, um sie zu öffnen.
„Frau Acar, kommen Sie bitte einmal in mein Büro!", ruft sie durch den Flur und ganz langsam setze ich einen Fuß vor den anderen.
Ich fühle mich, als würde ich in die Falle des Löwen treten.

Sobald ich drinnen bin, schließt sie die Tür hinter mir und sperrt mich ein.
Das war's.
Es gibt kein Entkommen mehr.

„Sie sehen gut aus.", schmeichelt sie mir und geht zurück, um sich wieder auf den Schreibtisch zu setzen. Ich schaue an mir herunter, als wüsste ich nicht, dass ich ein schwarzes Hemdkleid kombiniert mit einer großen Jeansjacke und Stiefeln trage. Natürlich mit Absatz.
„Danke."
Herr Sezin schnaubt und lehnt sich zurück, als er von mir zu der noch immer grinsenden Brünette sieht.

„Willst du dich jetzt einschleimen? Ist das dein grandioser Plan?", hakt er spöttisch nach und Frau Nowak wirft ihm einen mahnenden Blick zu.
Shh! Halt den Mund, ty idioto. Du hast gesagt, was du sagen wolltest.", meint sie und ich schaue flüchtig zu ihm, doch seine Blicke verraten mir nichts. Viel eher sieht er genervt von mir aus. Was für eine Überraschung!
(polnisch für: du Idiot)

Frau Nowak lächelt wieder und ich schaue unsicher hinter mich und schätze den Abstand bis zur Tür. Ich könnte noch rennen und es hinausschaffen, bevor sie mich festhält.
Hier geht definitiv etwas vor und ich weiß nicht, ob ich es so gerne wissen möchte.

„Wie war es in Italien?"
„Schön.", antworte ich langsam und beobachte sie dabei, wie sie um den Schreibtisch geht.
„Das glaube ich. Ich habe nämlich sehr schöne Fotos von euch gesehen.", behauptet sie und ich denke sie redet von denen auf dem Laufsteg, als wir uns verneigt haben, doch als sie ihren Computerbildschirm zu mir dreht, sehe ich etwas ganz anderes.

Das Foto ist sehr wohl von Herr Sezin und mir, jedoch sind wir auf den Straßen Italiens und gehen lachend unter einem geteilten Regenschirm durch den Regen. Ich weiß gar nicht mehr worüber wir so gelacht haben, aber jemand hat es für die ganze Welt festgehalten.
Was zur Hölle?

Wie ein ertapptes Kind blicke ich erst Frau Nowak an, die das wahnsinnige Grinsen nicht eingestellt hat und dann Herr Sezin, der nicht die Miene verzieht.
Es ist nichts bei dem Foto. Wir teilen uns bloß den Regenschirm, doch so wie es aufgenommen wurde und mit einer Prise Fantasie, könnte man meinen wir wären auf einem romantischen Spaziergang, denn ich habe mich bei ihm eingehakt und er lehnt sich etwas zu mir herüber, während er schmunzelnd grinst.
Scheiße.

„Ich will mehr davon.", sagt Frau Nowak plötzlich und ich runzle die Stirn.
Mehr? Das ist schon viel zu viel!

„W-Wie bitte?", stottere ich verblüfft und blinzle, doch die Szene, die sich vor mir abspielt, ist echt.
Herr Sezin lehnt sich tief durchatmend wieder vor und stützt sich mit den Ellbogen an den Knien ab, als er zu mir hochsieht. Seine feurigen Augen lassen meinen Blick nicht los.
„Sie will, dass wir uns ineinander verlieben, Frau Acar."




Mel hat Pläne!!!
Und ich bin mir sicher, dass sie euch gefallen.
Mira wollte eigentlich kündigen und jetzt soll sie Demirs Freundin werden?
Ob sie es annimmt??
Wuhuuu, das wird Spaß machen!
Ich habe mich dazu entschlossen hinter den Übersetzungen noch die Sprache aufzuschreiben, weil ich hier mehrere Fremdsprachen benutze und für keine Verwirrungen sorgen will, weil jemand annimmt alles wäre türkisch oder so. 😅Bisher kamen aber nur türkisch und italienisch vor.... glaube ich. Und Englisch werde ich nicht übersetzen.

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