2.12 - Mama

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Es ist nun etwa eine Woche her, seitdem Harry von Jason weggelaufen ist. Er war glücklich mit der Entscheidung. Seit letzten Montag hatte er keinen Kontakt mehr mit Jason gehabt. Irgendwie fühlt er sich ausgeglichener. Glücklicher. Er macht sich nicht, wie zuvor, rund um die Uhr Gedanken über alles.

Am Wochenende waren seine Freunde bei ihm und haben bei ihm übernachtet. Sie haben einfach ein paar Filme zusammen geguckt und waren dann alle im Wohnzimmer eingeschlafen. Als Liam, der für Harry und seine Freunde das Wohnzimmer geräumt hatte, ins Wohnzimmer kam, musste er lächeln und ihm wurde warm ums Herz. Die vier saßen zusammengequetscht auf einem Sofa, obwohl noch zwei Sessel zur Wahl standen. Sie alle lehnten aneinander und schliefen. Der Fernseher war noch an, jedoch lief kein Film mehr. Es war mittlerweile der Bildschirmschoner an. Liam machte darauf den Fernseher aus, nahm eine Decke vom Sessel und deckte die vier vorsichtig zu. Dann machte er noch das Licht im Wohnzimmer aus und ging dann leise die Treppe hoch in sein Zimmer.

Es schien wieder alles normal zu sein, so wie es seien sollte. Doch irgendwie ging ihm ein Gedanke die letzten Tage nicht aus dem Kopf. Er weiß nicht genau, wo der Gedanke her kam oder warum er gerade jetzt kam, aber er verschwand nicht. Seine Gedanken kreisten um seine Mutter, beziehungsweise darum, was damals passiert ist. Er konnte sich nicht wirklich dran erinnern. Schließlich war er damals gerade mal vier Jahre alt. Jedes mal, wenn er Liam fragte, meinte er, dass Mama ein Problem mit Alkohol hatte. Deswegen trinkt Liam auch fast nie Alkohol. Aber wieso sie nie wieder kam, er weiß es nicht. Und bis jetzt hat es ihn auch nie wirklich gestört. Ihn stört es immer noch nicht. Aber irgendwie ist er neugierig geworden. Er wüsste gerne mehr über seine Mutter. Warum sie sich nie für Harry interessiert hat. Es muss schließlich etwas passiert sein. Liam wirkt immer sehr -naja- gekränkt, verletzt, wenn Harry ihn nach seiner Mutter fragte. Aber sonst ging der Gedanke auch einfach wieder weg. Doch dieses mal eben nicht.

Als Liam und Harry zuhause ankamen, ging Harry, wie immer, zuerst in sein Zimmer. Er schmiss seine Schultasche in die Ecke und zog sich eine bequeme Jogginghose an.

Als er wieder runter kam, saß Liam auf dem Sofa. Er tippte auf seinem Handy rum und sah etwas genervt aus. Harry setzte sich neben ihn und fragte: ,,Was ist los?" Sein Bruder stöhnte ein Mal, machte das Handy aus und legte es auf den Wohnzimmertisch vor dem Sofa. Er drehte sich zu Harry und lächelte ihn leicht an. Dann meinte er: ,,Ach nichts. Geht nur wieder um paar Interviews. Unser Manager versteht nicht, dass wir das eine nicht machen wollen..." Liam strich sich mit der Hand genervt durchs Gesicht. Er nuschelte ein leises 'Naja' und drehte sich dann wieder zu Harry. Er lächelte wieder und Harry erwiederte dies. ,,Ist auch egal. Was gibt's Haz? Wolltest du was?", fragte er dann. Der Ältere wickelte sein eines Bein an und legte seinen einen Arm über die Sofalehne, um sich besser zu Harry drehen zu können.

Harry guckte auf seine Hände runter. Er wusste nicht genau, wie er das anfangen sollte. Er hatte etwas Angst Liams Gefühle oder so zu verletzten. Er wollte ja garnicht weg von Liam und seine Mutter vermissen, tut er auch nicht. Harry war nur neugierig. Einmal atmete er tief durch und fragte dann: ,,Li... Also... Ich denke da jetzt schon länger drüber nach und - und ich weiß du redest da nicht gerne drüber..." Liam sah seinen kleinen Bruder etwas fragend an. Harry fuhr dann fort: ,,Was - Was genau ist mit Mama passiert? Also ich - ich weiß sie hatte ein Alkohol Probelm, aber... aber warum kam sie nie wieder?" Harry sah hoch zu seinem Bruder.

Liam war etwas überfordert mit der Frage. Harry konnte das bei seinem Gesichtsausdruck sehen. Er sah leer nach vorne. Sein Mund war leicht geöffnet, so als ob er etwas sagen wollte, doch er war leise. Dann fing er langsam an. ,,Also... Wo fang ich denn nur an... Ähm... Ich - Ich kam damals - Ähm - einen Tag vor deinem vierten Geburtstag nach Hause.", fing Liam an zu erklären.  Er nahm sich seinen Kaffee vom Wohnzimmertisch und nahm einen Schluck. Dann lehnte er sich wieder zurück und fuhr fort: ,,Um genau zu sein, fing alles an Weihnachten davor an... Dein - Dein Vater hat unsere Mutter an Weihnachten verlassen. Ähm... Mama - Sie war ganz schön fertig davon. Als dann kurz darauf ihre Eltern, unsere Großeltern, bei einem Autounfall starben... Sie hat das nicht verkraftet. Sie meinte zwar, dass alles wieder gut sei, aber es - es war nichts gut. Ich habe es nicht gemerkt und musste wieder arbeiten, aber ich dachte den Monat, bis zu deinem Geburtstag, würde sie überstehen... Dies war nicht der Fall." Liam sah etwas beschämt runter. Harry fühlte sich schlecht. Er hätte nicht fragen sollen. Es war doch alles gut.

Mein Kleiner Bruder Harry 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt