Am Montag wacht Robin voller Energie auf. Sie startet ihre Musikbox und lässt Weihnachtslieder über einen Streaming-Dienst abspielen. Ihre Nachbarn würden sie schief singen hören, aber dies ist ihr in diesem Moment völlig egal, denn sie hat richtig gute Laune. Sie weiß selbst nicht, woher dies kommt. Sie tanzt in die Küche und macht sich den ersten Kaffee des Tages, um gleichzeitig zu frühstücken. Sie schließt die Haustür hinter sich, um wieder ihre gewohnte Runde joggen zu gehen, wie jeden Tag in der Woche, außer am Wochenende. Sie würde auch wieder Ausschau nach Nevio halten. Heute hatte sie irgendwie ein gutes Gefühl. Ihr Bauchgefühl meint, dass sie ihn heute sehen wird und auf das kann sie sich eigentlich immer verlassen. Bei dem kleinen Kaffeestand holt sie sich wieder einen Kaffee, doch auf dem Weg am Fluss ist weit und breit kein Nevio zu sehen. In Barrys Bar würde sie noch nicht nachschauen, denn welcher Mensch war morgens um halb sechs in einer Bar? Außerdem hatte die Bar sicherlich noch nicht geöffnet. Vielleicht würde sie ihn heute Abend sehen, wenn sie bei Barry suchen würde. Immer noch freudestrahlend macht sie sich auf den Heimweg, schlüpft schnell unter die Dusche und macht sich fertig, um in die Bahn zu steigen und zur Wache zu fahren.
Der erste Einsatz des Tages ist schon sehr anstrengend für die Feuerwehrleute der ersten Schicht. Trotzdem macht die Arbeit Spaß und die Zeit geht super schnell vorbei, weil man die ganze Zeit beschäftigt ist. Es konnte Stunden dauern, wenn man nichts zu tun hatte. Es fühlt sich dann wie eine halbe Ewigkeit an. Als Robin und ihre Kollegen mit Blaulicht am Haus des 88 jährigen ankommen, steht das Einfamilienhaus schon im Vollbrand. Er hatte das Haus zum Glück rechtzeitig verlassen, jedoch denken die Notärzte, dass er eine leichte Rauchvergiftung hat, weshalb er und seine Ersthelferin mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus geliefert werden. Robin und ihre Kollegen sind einige Stunden mit dem Löschen des Brandes beschäftigt. Das Haus ist bis auf den Grund abgebrannt, aber sie können das Übergreifen auf andere Häuser verhindern. Nach dem Einsatz ist Robin froh, dass einige Stunden keine Einsätze in der Leitstelle ankommen, denn dieser Einsatz hat sie ganz schön mitgenommen. Der ältere Herr hat mit diesem Brand all sein Hab und Gut verloren. In diesem Haus waren wahrscheinlich all seine Erinnerungen, all seine Fotos. Sein Zuhause. Einfach so, innerhalb von ein paar Stunden alles weg, alles abgebrannt. Robin denkt noch eine ganze Weile darüber nach, bis eine ältere Kollegin zu ihr kommt und Karten mit ihr spielt.
"Du musst dich davon abgrenzen. Du kannst das nicht so nah an dich ranlassen. Irgendwann gewöhnt man sich dran, wie blöd das auch klingt. Zu Beginn meines Jobs habe ich auch oft noch Tage später über meine Einsätze nachgedacht. Nun passiert das nur noch selten. Man lernt, damit umzugehen" , sagt sie lächelnd.
Nach ein paar weiteren Stunden kommt der nächste Einsatz bei der Leitstelle an. Zum Glück ist es dieses Mal nur eine Katze im Baum, die Robin mit einer Leiter und zwei leichten Griffen einer älteren Frau wieder in die Hände legt, die fast in Tränen ausbricht. Sie ist unglaublich dankbar. Normalerweise klettere ihre Katze nicht auf Bäume und nun sei sie nicht wieder herunter gekommen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. All ihre Nachbarn würden arbeiten und sie selbst könne nicht mehr auf die Leiter klettern. Sie bedankt sich bestimmt zwanzig Mal.
"Das haben wir gerne gemacht. Sie haben genau das richtige getan. Sie werden auch nicht auf die Leiter steigen, verstanden?", fragt Robin und gibt ihr zum Abschied die Hand. Sie glaubt, dass die alte Dame auch etwas einsam ist.
Der nächste Einsatz kommt sofort nach der Rettung der Katze, sie sind noch nicht einmal in der Leitstelle angekommen, als ein "Ölschaden-Klein" angegeben wird und sie zu einem nageliegenden Kanal fahren. Es ist bei einem Boot zu einem Getriebsschaden am Motor gekommen, weshalb das Öl in den Kanal gelaufen ist. Vor Ort stellen Robin und ihre Kollegen fest, dass sich das Öl durch die Strömung schon großflächig verteilt hatte. Dadurch werden noch mehr Feuerwehrleute gerufen. Die Einsatzleute sorgen nun für eine großflächige Ausleuchtung der Einsatzstelle und legen Ölsperren aus, um eine weitere Ausbreitung des Öls zu verhindern. Anschließend nehmen sie das Öl mit einem speziellen Fließ auf, mit einem Boot, welches sie netterweise von einem Anwohner zur Verfügung gestellt bekommen.
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Feurige Weihnachten
RomansAdventskalendergeschichte 2021 Robin hat gerade die Ausbildung zur Feuerwehrfrau abgeschlossen und geht noch mit ihren Freundinnen in einer Bar feiern. Dort trifft sie das erste Mal auf Nevio, der ihr seither nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Doch...