"Wie kommt es, dass sie mich nicht versteht?", Severus blickt elendig auf den staubigen Holzboden. "Ich glaube sie versteht dich sehr gut, Severus.", schwarze Augen punktierten die von Severus.
Dieser Besuch erscheint ihm in diesem Moment als der einzig richtige. "Allerdings sieht niemand die Welt aus deinen Augen. Du kannst es ihr beschreiben, doch um das zu schaffen, musst du ersteinmal selbst verstehen, was du siehst.", Eileen verschränkt die Beine übereinander und faltet ihre knöchernen Hände in ihrem Schoß. Jahre hat sie nicht mehr mit ihrem Sohn geredet. Nicht so, wie sie es jetzt tun. Sie kann erkennen, dass er sich verändert hat. Ja, sogar sehr stark verändert und zwar ins postive. Er wirkt grundsätzlich glücklicher als damals, obwohl er gerade in einer Art Disput mit seiner Frau steckt.
Eine Auszeit.
Eileen wollte Toula am liebsten eine mit der Bratpfanne übziehen, als Severus dieses Wort aussprach. Stellt sie sich etwa so eine Ehe vor? Eine Auszeit, wann immer man sie benötigt? Allerdings will Eileen ihr jetzt keine mehr überziehen, denn es ist eben keine Trennung, auch keine Pause von der Beziehung. Eher eine Art meditative oder mentale Reise, um mit sich selbst ins Reine zu kommen ohne sich von seinem Partner auf engstem Raum bedrängt zu fühlen. Eileen kann verstehen, warum Toula sich nach diesen Erlebnissen Ruhe wünscht, vor allem, weil sie ihren Sohn kennt.
"Sie braucht einige Tage, um ihre Gedanken zu ordnen, Severus. Schenke ihr diese Zeit, sie wird sich definitv erkenntlich zeigen.", Eileen ist sich ihrer Aussage sicher, doch Severus wirkt nicht überzeugt. Er scheint wahrlich gekränkt. Kein Wunder, wenn man an die ständige Ablehnung in seiner Kindheit denkt. Oder gar an die Tatsache Verlassen zu werden.Eileen hat ihn quasi täglich verlassen. Sie war nie die Mutter, die sie hätte sein sollen. Genauso wie sein Vater niemals der Vater war, der er hätte sein sollen.
"Du weißt, du kannst ihr trauen. Du hast sie schließlich zur Frau genommen.", er nickt zögerlich auf die Worte seiner Mutter, doch tippt weiterhin mit seinem Fuß auf dem knarrenden Holzboden und knetet unaufhörlich seine Hände.
Seitdem er einen Fuß in dieses Haus gesetzt hat, hat er kein einziges Mal still gehalten. "Dir geht es nicht gut, Severus.", er hebt seinen Blick schnell. "Gut...", wiederholt er verächtlich und zieht eine Grimasse. Er spuckt dieses Wort beinahe aus, während er seinen Blick von seiner Mutter nimmt und gegen die damals weiße Wand sieht. "Dir geht es doch auch nicht gut.", setzt er zum Gegenangriff an. "Ich wollte dich mit dieser Aussage nicht kränken...", Eileen sieht ihn traurig an. Die Beziehung zu ihrem Sohn ist keine leichte, definitv, und das wird sie auch nie sein. Diese Tatsache schmerzt, doch zumindest er ist nicht gänzlich eingeschränkt und bemerkt den deutlichen Stimmungswechsel seiner Mutter."Sie ist alles was ich habe. Meine Stärke. Meine Kraft. Sie kämpft in mir gegen meine Dämonen.", beginnt er drucksend. Es tut ihm doch eigentlich leid. Er will seine Mutter nicht derart anfahren. Sie meint es doch nur gut.
Reichlich spät, aber sie meint es gut, weshalb er seine Hände weiterhin knetet, sie nervös aneinander reibt, während seine rabenschwarzen Augen voller Ernsthaftigkeit auf dem spärlich beleuchteten Gesicht seiner Mutter liegen. In der Pause, die er einlegt, mustert er sie eingehend. Mit einem kleinen stechen im Herzen, wie er empört feststellt, denn ihr Gesicht wirkt eingefallen. Noch blasser, als seines oder besser gesagt blasser als sonst. Ihre beinahe schwarzen Augen funkeln nicht mehr, wie sie es einst taten. Ja, sie funkelten damals, obwohl sein Vater... so war. Dafür stechen jedoch ihre Wangenknochen stärker hervor. "Ich weiß nicht, wie ich ohne sie klar kommen soll.", spricht er dann aus. Eileen jedoch weiß nicht genau was sie darauf sagen soll, denn sie selbst hat es auch nicht gelernt. "Man macht es. Die Scham es nicht zu schaffen wäre zu groß, also schleppt man sich durch den Tag und redet sich vor dem schlafen gehen ein: komm, den Tag hast du gemeistert, morgen geht es weiter und ganz vielleicht, mit etwas Glück, erwischt dich sowieso ein Bus und niemand wird denken man sei unfähig gewesen ohne seinen Seelenverwandten zu leben.", mit einen ohrenbetäubenden quietschen lehnt sie sich in ihrem Stuhl zurück."Er war nicht dein Seelenverwandter.", presst Severus angestrengt hervor. Die bloße Erinnerung an seinen Vater macht ihn wütend.
Seine Mutter derart gebrochen auf ihrem kleinen Stuhl sitzen zu sehen, seinen Vater nachtrauernd, lässt jedoch auch einen Teil in ihm sterben. "Richtig, er war meine Zwillingsflamme.", Eileen steht unter knartschen auf und läuft davon. In diesem Moment wurde Severus klar, wie selbstbezogen er doch ist.
Er kümmerte sich all die Jahre nur um sich selbst und bemerkte nicht, wie seine Mutter täglich mehr zerbarst.
Hat er das Gleiche womoglich bei Toula getan? Sie zu wenig beachtet? Hat er nicht gemerkt, wie sehr sie noch immer hadert? Litt? Oder, dass er sie in eine Richtung drängte, für die sie noch nicht bereit war?Jetzt ist er sich definitv sicher. Ihre Abweisung ist seine Schuld. Er hat sie gedrängt. Ihr nicht genug Freiraum zum Luft holen gegeben. Ihr nicht zugehört und doch... vollkommen überzeugt ist er nicht.
Vielleicht sollte er sich tatsächlich mit sich auseinander setzen. Schon allein dieser verzweifelte Besuch bei seiner Mutter, nach ein wenig Geborgenheit oder Schutz, ist peinlich. Er kommt allein eben nicht klar.
Damals verschanzte er sich in seinen Gemächern und trank. Oder wütete. Braute.
Ansonsten, außerhalb von Hogwarts, versuchte er so wenig wie möglich allein zu sein. Ja, er verbrachte sehr viel Zeit allein in seinem Zimmer, aber seine Mutter war da. Er wusste, dass es ihr gut ging und dass sie auf ihn Acht gab.
Vielleicht ist es doch eher das Beschützen seiner Mutter. Er verbrachte schließlich die gesamte Zeit allein.
"Willst du dir überhaupt selbst helfen, Severus?", die Stimme seine Mutter hallt in dem kleinen Raum an seine Ohren. Statt zu ihr zu sehen, dreht er lediglich seinen Kopf Millimeter in die Richtung, in der er sie vermutet. "Willst du es denn?", murmelt er mit gerunzelter Stirn und seufzt lautstark.
"Ich habe mich schon vor langer Zeit aufgegeben.", erwidert sie ehrlich. "Und wenn ich kämpfe, kämpfst du dann auch?", nun dreht er sich vollkommen zu ihr, doch blickt direkt darauf durch das in die Jahre gekommene Zimmer. "Ich sollte renovieren.", wirft er plötzlich ein. "Ohne zaubern.", Eileen schmunzelte kaum merklich. Fast nicht zu erkennen, aber dennoch überdeutlich für den Tränkemeister. "Ein wenig Zaubern muss sein, Mutter, aber streichen werde ich von Hand.", sie sprechen in einem liebevollen Ton miteinander. Ein beinahe richtiges Gespräch. Das haben sie Jahre nicht geführt, das ist auch Severus bewusst. Vielleicht sollte er Toula danken.
Sich mit sich selbst zu beschäftigen, ohne den unsichtbaren Druck seines Partners ist vermutlich nicht ihre schlechteste Idee.Sofern sie wieder kommt.
Bei diesem Gedanken angekommen, überschlägt sich Severus Herz mehrmals.
"Sie hat dich nicht verlassen.", Eileen erwähnt es so beiläufig und zu einem so perfekten Zeitpunkt, dass er sich von ihr durchschaut und beobachtet fühlt, aber sie hat Recht.
Toula würde das nicht tun.
Nicht nach ihrem Erlebnis der vier einsamen Jahre. Oder den Kindern. Wobei... lieber getrennt, als die Kinder länger leiden zu lassen als nötig, aber Toula will sich ja gar nicht trennen. Sie will mit ihm Leben.
Innerlich schmunzelt er.
Er hat nicht gedacht zwei Tage später - ohne sie, ohne Teddy - postive Gedanken verspüren zu können. Eigentlich saß er die letzten Tage nur in seinem Sessel und starrte die frisch gekaufte Flasche Whiskey an. Sie verlangte die gesamte Zeit seine Kehle hinuntergespült zu werden, doch irgendwas stoppte ihn. Seine Selbstbeherrschung war es jedenfalls nicht, aber vielleicht sein neu aufkommendes, reflektierendes Verhalten.
Trinken hätte ihn auch nicht geholfen.
Es hilft ihm auch jetzt nicht.
Es hätte nur für Verdrängung gesorgt."Ich hätte gerne einen hellen Raum, etwas warmes.", die klare Stimme seiner Mutter reißt ihn aus seinen chaotischen Gedanken.
"Was hälst du von einem hellen... sehr hellen Pfirsichton für das Untergeschoss?"
"Ich vertraue dir da vollkommen, Severus.", diese Worte bedeuten ihm viel. Ja, wirklich, er hat quasi freie Hand bekommen das Haus zu renovieren, welches ihr viel bedeutet. Es gibt hier so viele Erinnerungen. Die meisten düster, zumindest für ihn, doch sie hat sicherlich auch einige positive gesammelt, schließlich erfuhr Tobias erst später von ihrer Hexerei. Erst, als Severus in seinen jungen Jahren unkontrolliert begann zu zaubern. Davor lebten die beiden nach Eileens Erzählungen glücklich zusammen.Er schüttelt den Kopf.
Wie können Menschen sich derart verändern, obwohl man denkt sie zu kennen?
DU LIEST GERADE
Das Versteckspiel... geht weiter (Severus Snape FF)
FanfictionFORTSETZUNG VON "DAS VERSTECKSPIEL DER TODESSER"! In der Geschichte bekommt ihr einen Eindruck von Toulas Leben der nächsten vier Jahren und wer weiß, was geschieht... ...lest selbst. Alle Rechte der Personen, Orte... sind J. K. Rowling vorbehalten...