Dominanz -3-

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„Erfreulich?", wiederhole ich immer noch etwas atemlos. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier gerade die richtige Entscheidung treffe, aber eigentlich möchte ich auch nicht genauer darüber nachdenken. Wann habe ich zuletzt so eine Aufregung, so eine Lust verspürt? Etienne lächelt mir zu.
„Ja, erfreulich. Auch wenn ich mir ein wenig Sorgen mache, dass du mich morgen wahrscheinlich nicht mehr ausstehen kannst", sagt er und kommt erneut auf mich zu, sodass ich die Wand des Aufzugs an meinem Rücken spüre.
„Ich habe nie behauptet, dich ausstehen zu können", erwidere ich mit einem verschmitzten Grinsen. Bisher habe ich ihn eher als einen eingebildeten, aufdringlichen Kerl wahrgenommen, der während des Meetings und des Essens den professionellen Chef heraus hängen lässt. Selbst wenn er meine Libido erweckt, wie schon lange keiner mehr, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn deswegen mögen würde. Aber so direkt sollte ich ihm das vermutlich nicht sagen.
„Ach? Na wenn das so ist, sollte ich deine Zustimmung ja auf jeden Fall nutzen, bis dir auffällt, dass du mich wirklich nicht leiden kannst", gibt er grinsend zurück und legt einen Arm um meine Schultern, als die Türen des Aufzugs auseinander gleiten. Auf diese Weise führt er mich in einen Gang, der durch die Verzierungen an den Wänden irgendwie noch edler aussieht als der Flur im ersten Stock. Gibt es für die Chefs etwa eine Extrabehandlung? Noch ein Grund mehr, diesen Mann neben mir nicht zu mögen. Doch für heute Abend werfe ich alle Prinzipien und Einstellungen über Bord. Auch ich darf schließlich mal ein Abenteuer erleben. Nur der Gedanke an morgen versetzt mir einen kurzen Dämpfer, doch da öffnet Etienne auch schon eine Zimmertür mit seiner Schlüsselkarte. Sanft aber bestimmt schiebt er mich über die Schwelle.
Im Gegensatz zu meinem einigermaßen gewöhnlich aussehenden Hotelzimmer, hat dieses zunächst fast so etwas wie einen kleinen Eingangsbereich und hat dann einen getrennten Raum, der wie ein Wohnzimmer gestaltet ist und eine geschlossene Tür, die vermutlich ins Schlafzimmer führt. Zudem wirken die Möbel nicht unbedingt wie die typische austauschbare Hotelausstattung oder gar meine Ikea-Möbel zuhause. Es sieht fast zu glatt aus, um sich einfach auf die gepolsterten Sessel zu setzen.
„Möchtest du noch etwas trinken?", bietet Etienne mir an, nachdem er die Schlüsselkarte zur Seite gelegt hat. Ich fühle mich von der Einrichtung irgendwie ein wenig eingeschüchtert und nicke bloß. Was tue ich hier nur? Ich bin noch nicht mal einen Tag bei dieser Konferenz und will schon mit dem Juniorchef schlafen? Mir wird bewusst, was für einen dummen Fehler ich hier begehe. Aber wie komme ich da jetzt wieder galant heraus?
„Setz dich", fordert Etienne mich auf und deutet auf einen der Sessel. Wortlos tue ich, was er sagt, während ich versuche, mir irgendwas einfallen zu lassen. Ich kann wohl schlecht einen Termin oder einen Anruf vortäuschen. Vielleicht einen Toiletten-Notfall?
„Bitte sehr", unterbricht Etienne meine Gedanken und reicht mir ein Sektglas. Wie teuer wird hier wohl eine Flasche Sekt sein? Mit leicht schwitzigen Händen nehme ich das Glas entgegen und Etienne setzt sich mir gegenüber.
„Wie sagt man?", herrscht er mich plötzlich mit dunkler Stimme an, sodass ich zusammen zucke.
„Danke", erwidere ich automatisch und ärgere mich dann erst über seinen Ton. „Daran brauchst du mich nicht erinnern", füge ich also an.
„Ach nein? Es schien so, als seist du zu sehr in Gedanken, um an deine Manieren zu denken", brummt er und hebt kurz sein Glas. „Worüber hast du denn nachgedacht?" Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht. Jetzt wäre wahrscheinlich der richtige Moment, um ihm zu sagen, dass ich es mir anders überlegt habe, aber ich kann nicht. Seine Aufforderung, sein Tonfall und dieses Funkeln in seinen Augen macht mich mehr an, als ich es mir eingestehen will.
„Ähem, nichts. Wie teuer war dieser Sekt?", frage ich, schon um mich selber davon abzulenken, wie dumm ich mich gerade verhalte. Ich werde das hier morgen definitiv bereuen. Etienne winkt bloß ab.
„Das spielt keine Rolle. Mich würde eher interessieren, wieso du mich angeblich nicht ausstehen kannst? Habe ich dein Herz etwa noch nicht zum Schmelzen gebracht?", fragt er mit einem Grinsen, wodurch ich mich fast an dem zu teuren Sekt verschlucke.
„Wie bitte? Du bist so aufgeblasen, dass ich verrückt sein muss, nicht sofort Reiß aus zu nehmen", widerspreche ich, woraufhin er sich gespielt verletzt an die Brust fasst.
„Jetzt gehen Sie zu weit, Frau Cernik. Ich bin ein wirklich bodenständiger Mann. Vielleicht wollte ich bei einer atemberaubend hübschen Frau wie Ihnen bloß ein wenig Eindruck schinden", erwidert er und trinkt einen Schluck. Ungläubig ziehe ich die Brauen hoch. Das kaufe ich ihm keine Sekunde ab. Na gut, ich bin mit meinem Aussehen recht zufrieden, aber ich bin mir sicher, dass er normalerweise eher Frauen anbaggert, die locker einen Job in der Modelbranche antreten könnten. Das stört mich zwar nur bedingt, da ich ja auch nicht mehr von ihm möchte, als ein Abenteuer heute Abend, dennoch braucht er nicht so dick aufzutragen.
„Sicher", entgegne ich abfällig. „Ihre Schmeicheleien können Sie sich sparen." Sein Blick verdunkelt sich und er macht mir irgendwie ein wenig Angst.
„Kein Grund in so einem Ton mit mir zu sprechen, Alena. Glaubst du mir etwa nicht?", fragt er und ich sehe seine Kiefermuskeln arbeiten. Sein Augen blicken bohrend in meine. Auf einmal bin ich verlegen.
„Ich- Nein", antworte ich dennoch ehrlich und stelle mein Glas ab. Es ist noch zur Hälfte voll, aber ich spüre schon zu sehr, wie mir der Alkohol zu Kopf steigt.
„Nun..." Etienne steht auf, zieht sich geschäftsmäßig seine Hemdsärmel nach oben. „Dann werde ich dir jetzt beibringen, dass du meine Worte gefälligst zu glauben hast. Ich lüge nicht." Damit packt er nach meinem Arm, zieht mich unsanft aus dem Sessel hoch, sodass ich empört nach Luft schnappe. Gleichzeitig löst sein fester, fast schmerzhafter Griff noch etwas ganz anderes in mir aus. Ich spüre nur zu deutlich die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen.
    „Letzte Warnung an dich. Sag das Wort Konferenz und ich breche sofort ab, verstanden?", fragt Etienne dicht vor meinem Gesicht, sodass ich seinen Atem auf meiner Haut spüre. Für einen Moment bleibt mir die Spucke weg. Er will doch nicht...? Und will ich wirklich?
    „Ob du mich verstanden hast, Alena? Eigentlich würde ich sowas hier niemals tun." Den letzten Satz sagt er mehr zu sich selbst, als zu mir, aber er beruhigt mich aus irgendeinem Grund. Ich kann jederzeit abbrechen. Und wenn ich ehrlich zu mir bin... Ich will das hier erleben. Mein Unterleib scheint vor Lust zu pochen, mein Herz schlägt heftig in meiner Brust. Alles in mir verlangt nach diesem Mann und auch wenn mir seine Ansage, das Safewort und die Tatsache, dass ich von so etwas bisher nur gelesen habe, Angst machen, steigert es zugleich auch meine Erregung, lässt meine Wangen rot werden.
    „Ja."
    „Ja was? Ich will ganze Sätze von dir hören", verlangt Etienne knurrend und hält immer noch meinen Arm fest.
    „Ja, ich hab dich verstanden", schiebe ich eilig nach, auch wenn ein Teil in mir protestiert, seiner Aufforderung einfach so nachzukommen. Ein zufriedenes, irgendwie lüsternes Grinsen breitet sich auf seinen Zügen aus.
    „Sehr schön. Dann können wir." Er schiebt mich vor sich her zu der verschlossenen Tür, dem Schlafzimmer. Nervosität und Erregung durchfluten mich und ich gehe nur weiter, weil Etiennes Griff nichts anderes zulässt. Er öffnet die Tür und drückt mich sanft aber bestimmt über die Schwelle. Das Zimmer ist nicht nur größer als mein Hotelzimmer, sondern auch schöner eingerichtet. Das große Doppelbett raubt mir für einen Moment den Atem. Mir wird noch einmal deutlich bewusst, was ich hier eigentlich tue.
Etienne schließt hinter uns die Tür, was sich irgendwie so endgültig anfühlt. Wie verhält man sich überhaupt bei einem One-Night-Stand? Ich habe weniger Erfahrung, als mir gerade lieb ist und die auch nur mit festen Partnern. Wie soll ich da mit einem Mann wie Etienne, der Selbstbewusstsein ausstrahlt wie die Sonne Licht, mithalten können? Doch bevor ich länger darüber nachdenken kann, lässt er mich los, was mich nur noch unsicherer macht.
    „Ausziehen", verlangt er knapp und ich drehe mich erschrocken zu ihm um. Natürlich ist mir klar, dass ich mich zum Sex ausziehen muss, aber doch nicht so. Zudem bleibt er einfach nur ungerührt stehen und mustert mich mit diesem Blick, bei dem ich mich schon mit Kleid furchtbar entblößt fühle.
    „Etienne, ich-...", setze ich an, bringe aber meine Gedanken nicht heraus. Ich fühle mich so entsetzlich unterlegen, dabei hat er noch gar nichts getan. Doch jetzt kommt er wieder einen Schritt auf mich zu, fasst mich diesmal sanft an den Oberarmen.
    „Hast du sowas schon mal getan?", fragt er mit strengem Blick und lässt mich nicht aus den Augen. Stumm schüttele ich den Kopf. Mir ist klar, dass er mich jetzt wahrscheinlich wegschicken wird. Aus irgendeinem Grund muss ich die Tränen zurückdrängen. Ich bin doch sonst nicht so emotional. Was ist denn heute nur los mit mir?
    „Aber du bist dir sicher, dass du das möchtest, Alena?", fragt er weiter, seine Stimme klingt sanft aber eindringlich.
    „Ja", gebe ich ohne zu Zögern zurück. Auch, wenn ich Angst habe, nicht gut genug zu sein, unglaublich nervös bin und das hier morgen bereuen werde, ich will es unbedingt.
    „Ja was?", hakt Etienne nach und seine Stimme nimmt wieder einen etwas strengeren Ton an, sein Griff festigt sich.
    „Ja, ich möchte das hier", schiebe ich leise nach, erwidere seinen Blick, auch wenn es mir schwer fällt.
    „Gut, wie lautet dein Safewort?", fragt er, während seine Hände langsam meine Arme hinab zu meinen Handgelenken wandern.
    „Konferenz", murmele ich, frage mich, ob er wirklich nicht aufhören würde, sollte ich Stopp rufen. Seine Hände umfassen nun kräftig meine Handgelenke. Er drückt sie nach hinten, sodass er sie hinter meinem Rücken mit einer Hand umfassen kann. Mein Atem beschleunigt sich und ich halte still, frage mich, was er vor hat.
    „Dann wirst du jetzt gleich feststellen, ob du das hier wirklich möchtest", sagt Etienne mit dunkler Stimme, schiebt mich rückwärts auf das Bett zu. Ich lasse es zu. Es erleichtert mich irgendwie, dass er die Kontrolle übernimmt. Dadurch habe ich den Eindruck, ich könne gar nicht so viel falsch machen. Er wird mir schon zeigen, was ich zu tun habe. Als meine Knie gegen das Bett stoßen, versuche ich unwillkürlich, mich mit meinen Armen abzustützen, doch Etiennes Griff lockert sich nicht, sodass ich rücklings auf das Bett falle. Erst jetzt lässt er mich los.
    „Rutsch hoch, sodass du ganz darauf liegst. Arme über den Kopf strecken", befiehlt Etienne rau und bleibt vor mir an der Bettkante stehen, zieht seine Krawatte aus. Ohne nachzudenken tue ich, was er sagt. Dabei streife ich die Schuhe ab und ziehe mein Kleid zurecht, auch wenn mir bewusst ist, wie albern das ist. Auf Etiennes Gesicht breitet sich erneut ein Grinsen aus.
    „Ach Kleine, netter Versuch", sagt er und kniet sich vor mich auf das Bett. Meine Arme zucken unwillkürlich, aber ich lasse sie über meinem Kopf auf dem Bett. Dennoch kann ich nicht einfach still liegen bleiben. Ich richte mich ein wenig auf, um besser zu sehen, was er tut. Sofort drückt er mich an meiner Schulter wieder nach unten.
    „Liegen bleiben, sonst muss ich deine Strafe noch etwas ausweiten", droht er mir und ich bemühe mich, nicht herum zu zappeln. Plötzlich spüre ich seine Hände an meinen Unterschenkeln. Durch die dünne Nylonstrumpfhose kann ich seine Wärme deutlich fühlen. Langsam, fast unmerklich gleitet er höher, an meinen Knien vorbei. Instinktiv presse ich meine Oberschenkel zusammen, doch das entlockt ihm bloß ein leises Lachen und er drückt sie mit seinen Händen wieder auseinander.
    „Du kannst dich vor mir jetzt nicht mehr verstecken, Alena", raunt er und schiebt seine Hände noch höher. Ich kann nicht anders, als mich zu winden. Doch kurz bevor er an meinen Schritt kommt, streicht er zu meinen Hüften, greift nach der Strumpfhose, um sie mir auszuziehen. Mein Kleid ist dabei schon etwas hochgerutscht und ich frage mich, ob er bereits meinen schwarzen Slip sehen kann. Unruhig will ich mich erneut aufrichten, doch Etiennes Blick, den er mir zuwirft, hält mich zurück. Sanft, beinahe liebevoll, zieht er mir die dünne Strumpfhose aus und ich erschauere bei der leichten Berührung seiner Finger an meinem Bein. Wie kann etwas so banales nur so sinnlich sein? Ich unterdrücke ein genussvolles Seufzen und schlucke stattdessen.
Dann legt Etienne die Strumpfhose zur Seite und nach einem kurzen Blick zu mir, spüre ich erneut seine Hände an den Außenseiten meiner Oberschenkel. Alles in mir verlangt danach, dass er mich endlich richtig anfasst. Nicht nur so zart, so langsam. Doch er scheint völlig ruhig zu sein. Genüsslich schiebt er mein Kleid nach oben. Ich kann nicht verhindern, dass ich mich ihm entgegenstrecke, sofort lösen sich seine Hände ganz von mir.
„Nicht", protestiere ich, spüre wie ich rot werde. Seit wann habe ich es denn so nötig? Doch Etiennes animalischer Gesichtsausdruck lässt mich nur noch feuchter werden.
„Sie bestimmen hier nicht, wo es lang geht, Miss Cernik", tadelt er mich und schnappt sich wieder die Strumpfhose. Will er mich jetzt doch wieder wegschicken? Doch da hält er sie mir plötzlich vor den Mund.
„Aufmachen. Du sagst jetzt höchstens noch dein Safewort, Madame", befiehlt er und zögerlich komme ich seiner Aufforderung nach. Er schiebt mir die Strumpfhose längs in den Mund und bindet sie hinter meinem Kopf zusammen, sodass sie nicht verrutscht. Trotzdem könnte ich immer noch etwas sagen, wenn ich wollte, was mich beruhigt. Der Stoff fühlt sich eigenartig an auf meiner Zunge und ich habe das Gefühl, nicht mehr richtig schlucken zu können.
„Sehr schön", befindet Etienne mit einem Grinsen und ich werde rot. Er streicht mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legt seine Hände dann wieder auf meine Oberschenkel, um mein Kleid nach oben zu schieben. Verzweifelt unterdrücke ich ein Stöhnen. Ich will endlich mehr. Dennoch bemühe ich mich, dieses Mal still zu halten, während er den Stoff langsam immer höher schiebt, bis er es mir endlich auszieht. Dazu drückt er mich in eine sitzende Position. Dann wirft er das Kleid beiläufig auf einen Sessel, betrachtet mich mit einem prüfenden Blick, der mich erneut rot werden lässt. Hat er etwas anderes erwartet? Oder zumindest darauf gehofft? Ich kann seinen Ausdruck nicht recht deuten, doch er streift mir bloß die BH-Träger von den Schultern und drückt mich dann zurück auf die Matratze.
„Ein sehr schöner Anblick", murmelt er, streicht erneut eine Haarsträhne zur Seite. Dann greift er auf einmal nach seiner Krawatte, die er auf das Bett gelegt hat und schlingt sie um meine Handgelenke. Ich bin zu perplex, um zu protestieren und eigentlich will ich das auch gar nicht. Gekonnt verknotet er die Krawatte und ich frage mich kurz, wie häufig er das wohl schon gemacht hat. Zumindest kann ich mir so sicher sein, dass zumindest einer von uns beiden weiß, was er tut.
Als er damit fertig ist, steht er auf, betrachtet mich, wie ich gefesselt und mit meiner eigenen Strumpfhose geknebelt auf seinem Bett liege. Schamesröte überzieht meine Wangen und zugleich erregen mich seine Blicke.
„Am liebsten würde ich ein Foto von Ihnen machen, Frau Cernik. Sie gehören eigentlich auf ein Gemälde", stellt er mich einem Schmunzeln fest und ich bin mir nicht sicher ob er es ernst meint. Erwidern kann ich darauf ja ohnehin nichts. Stattdessen beiße ich nur fester in die Strumpfhose, während mein Atem schneller geht und ich darauf warte, hoffe, dass er endlich weiter macht.

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