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„Du tust so als wäre alles meine Schuld. Du hast mich vertrieben und so wie es das Schicksal nun will, hat mich Alex gefunden. Er hat sich um mich gekümmert wie du es hättest tun sollen. Er hat mir Dinge beigebracht, die ich so gern von dir gelernt hätte. Und nur weil ein kurzer Moment der Schwäche dabei war, sitzen wir jetzt hier. Es war nie meine Absicht dich zu betrügen. Ich habe mich von dir verlassen gefühlt und dann kam das eine zum anderen. Und damit will ich nicht sagen, dass ich unschuldig bin, ganz im Gegenteil. Aber ich will, dass du weißt, dass du genauso Schuld an der jetzigen Situation hast. Du kannst nicht alles mir in die Schuhe schieben. Wir haben beide als Ehepaar versagt." Schluchzend Rolle ich die Decke zusammen und verlasse das Schlafzimmer. Während ich auf der Couch schlafe, soll er sich im Klaren über meine Worte werden. Entweder er unterstützt mich oder ich gehe.
„Samira, warte." schnaufend laufe ich weiter und setze mich auf unsere Couch. „Ich habe keine Kraft mehr, um mit dir zu diskutieren, okay? Ich bin's leid jeden Tag mit dir zu streiten, über Dinge die nicht in meiner Macht stehen und die ich nicht ändern kann. Ich kann nicht mehr." Erschöpft schließe ich meine Augen und lasse mich zurück an die Lehne fallen. Stumm verlässt Milan den Raum, kommt aber zwei Minuten später wieder mit einer Schüssel Obst und einem Glas Wasser. „Wenn du nichts isst, tut das dem Kind nicht gut." Entsetzt schüttle ich den Kopf. Wie soll das alles weiter gehen? „Ich habe keinen Hunger.", verweigere ich weiterhin das Essen.
„Samira, wenn du das nicht sofort isst, kriegst du ein Problem mit mir, also steck dir jetzt die Gabel in den Mund, sonst werde ich dich füttern!", streng mustert er mein Gesicht. „Du denkst zwar, dass ich mich nicht um dich kümmere aber ich bin derjenige, der jeden deiner Arzttermine klärt. Ich rufe James jedes Mal an, nachdem du bei ihm warst." Wie kann ich seinen Worten noch Glauben schenken? Ich weiß nicht was noch stimmt und was nicht. Nachdenklich schaue ich die Obstschüssel an und nehme die Gabel in die Hand. „Ich will nicht essen, dann muss ich wieder kotzen." Das ist nicht gelogen. Zwischendurch ging es mir wieder besser und jetzt fängt der Blödsinn wieder an. „Und wieso hat mir James nichts davon erzählt?", fragt er und setzt sich neben mich. Zaghaft legt er eine Hand auf meinen Oberschenkel und massiert mich durch den Stoff meiner Pyjamahose. „Ich habe ihm nichts davon erzählt, außerdem ist das normal, ich hab's gegoogelt.", rechtfertige ich mich und lege meine Hand auf seine. „Bitte lass mich einfach nicht alleine. Ich schaff das alles nicht." Und wir sind erst am Anfang meiner Schwangerschaft.

Letzten Abend haben wir nicht mehr viel geredet. Ich hab den Obstteller zur Hälfte aufgegessen und bin dann eingeschlafen. Heute habe ich wieder einen Termin bei James und so wie jeden Vormittag ist Milan nicht da. Eigentlich hatte ich Hoffnung, dass sich etwas nach unserem Gespräch gestern ändern würde. Verschlafen mache ich mir Pancakes und streiche währenddessen über meinen kleinen Bauch. Von Tag zu Tag wächst er immer mehr und einerseits macht es mir Angst aber andererseits erfüllt es mich mit Stolz. Nachdem ich zwei Pancakes verdrückt habe, mache ich mich im Badezimmer fertig und packe meine Tasche. Einer Milans Angestellten bringt mich zur Ordination von James. Wie immer begrüßen wir uns und er tastet man im Bauch ab. Auf der Liege mache ich meinen Bauch komplett frei, damit er einen Ultraschall machen kann. Konzentriert schaut er auf den schwarz–weißen Bildschirm und fährt mit dem Gerät auf meinem Bauch auf und ab. „Ich lass dir ein Foto ausdrucken damit du es mit nach Hause nehmen kannst. Ich schätze Milan wir dann den nächsten Termin vereinbaren. Soweit sieht alles gut aus es gibt keine Auffälligkeiten, die für Unruhe sorgen könnten." Zögernd wische ich mir die Creme vom Bauch und setze mich auf. „Wie gut bist du mit Milan befreundet?" Interessiert mustere ich meinen gegenüber und schaue ihm zu wie er etwas notiert. Verwirrt schaut er mich an und zuckt mit den Schultern. Er rückt seine Brille zurecht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dein Mann und ich kennen uns schon seit Jahren. Wir waren in der gleichen Schule und in der gleichen Klasse. Aber nur weil wir damals so gut befreundet waren bedeutet das nicht, dass wir immer noch so unzertrennlich sind. Es sind viele Dinge passiert und wir haben uns beide verändert, trotzdem bin ich davon überzeugt dass wir noch relativ gut befreundet sind. Und offen gestanden durch dich sind wir uns wieder näher gekommen. Bevor er dich zu mir gebracht hatte, hatten wir Monate lang keinen Kontakt." Nachdenklich senke ich meinen Blick und knete meine Finger. „Und du erzählst ihm alles was bei unseren Untersuchungen passiert?" James seufzt. „Milan ist ein einflussreicher Mann. Würde ich ihm nicht freiwillig diese Informationen geben, hätten wir große Probleme. Ich weiß, ich unterliege der Schweigepflicht aber bei ihm kann ich nicht anders. Da ich noch länger leben möchte, gebe ich ihm lieber das was er will. Und im Moment kümmert er sich sehr um dein Wohl ergehen." Also wenn ich mich nicht irre könnte ich ihn anzeigen. Aber bestimmt bringt das nichts. Das einzige was ich damit erreichen würde, ist, dass James im Gefängnis landen würde. Milan hat bestimmt seine Kontakte und die Polizei kann nichts gegen ihn ausrichten.
„Kannst du mir einen Therapeuten empfehlen oder jemand mit dem ich über die Beziehung mit Milan sprechen kann? Ich weiß nicht wie viel er dir erzählt hat aber es kann sein, dass dieses Kind nicht von ihm ist. Er hat Angst, dass dieses Kind von einem anderen Mann ist, den er nicht mag. Ich weiß nicht was ich noch tun soll. Milan ist wie ausgewechselt ich erkenne ihn nicht wieder."
James scheint eine Weile zu überlegen, bis er sich wieder räuspert und aufrichtet. „Ich weiß nicht ob Milan das für eine gute Idee halten würde, wenn ich dich zu einem anderen Arzt weitergeben würde. Versteh mich nicht falsch, ich habe auch Psychologie und Philosophie studiert aber das ist nun mal eine Weile her. Außerdem habe ich keine ärztliche Befugnis Milan, dich oder eure Beziehung zu therapieren."

Nicht überarbeitet! 🦋

Zwangsheirat mit einem Mafia Boss ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt